2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Herkenraths André Kreuer (Mitte), wird abgeschirmt von Claudio Heider, Engün Pala und Mo Özdemir (von rechts).  Fotos: Anton Luhr
Herkenraths André Kreuer (Mitte), wird abgeschirmt von Claudio Heider, Engün Pala und Mo Özdemir (von rechts). Fotos: Anton Luhr

Friedlich, fröhlich, faszinierend

Bergisches Derby vor 1200 Fans begeistert – Ein Punkt für den SV Bergisch Gladbach 09 und den TV Herkenrath

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Bergisch Gladbach. Solche Spiele machen die Faszination Fußball aus: spannend bis zur letzten Sekunde, jubelnder Anhang hüben wie drüben. Große Fangruppen hüben wie drüben feierten ein friedliches Fest des Fußballs. Fast 1200 Zuschauer fanden den Weg ins Gladbacher Stadion. Rekordkulisse für diese Saison. Etliche Trainer hatten ihren Fußballern am Donnerstagabend sogar trainingsfrei gegeben, damit sie bei diesem Erlebnis dabei sein konnten. Niemand hat sein Kommen bereuen müssen.

TVH-Trainer Alex Voigt hatte mit Fabian Heinen, André Kreuer und Norman Wermes gleich drei Spieler aufgeboten, die beim SV 09 schon Erfahrungen in der Regionalliga sammelten. Mit unter anderem Marcel Wandinger, Vincent Geimer, Sebastian Schauer, Dennis Weis stand viel Erfahrung und individuelles Können am Ball jugendlichem Willen und ebenfalls exzellenten Fähigkeiten am Ball gegenüber: ein spannender Vergleich.

In der Startelf von SV 09 standen mit Mo Redjeb, Kaoru Tanimoto, Daniel Isken, Patrick Hill, Mo Özdemir, Claudio Heider und Benny Takula gleich sieben Spieler, die noch in einer U23-Mannschaft auflaufen dürfen. Wie würden sich die „jungen Wilden“ gegen die Routiniers behaupten?

Zum Spiel:

SV Bergisch Gladbach 09 – TV Herkenrath 2:2 (1:0). In der 94. Minute der Partie bekam die Ersatzbank des SV 09 einen Tritt und fiel um. 09-Trainer Thomas Zdebel wird es nicht gewesen sein. Dieses ist nicht seine Art. Was war geschehen? Als die 09-Fans schon seit Minuten beim Stand von 2:1 den Abpfiff forderten, ließ Schiri Andreas Steffens weiterspielen. Warum Oliver Lanwer nicht am Flanken gehindert wurde, ist unverständlich. Seine maßgerechte Vorarbeit nutzte Wandinger mit einem wuchtigen Kopfstoß zum 2:2. Die TVH-Fans waren mit ihrem Team schier aus dem Häuschen.

Doch der Reihe nach. Nach sechs Minuten tauchte Heider alleine vor dem Tor auf, geriet aber beim Schuss in Rücklage und verzog. Schon in der siebten Minute bekam der TVH die erste von insgesamt elf Ecken. Geimer führte sie aus. Tanimoto klärte. Nach zehn Minuten tritt SV 09 zum Eckstoß an. Dennis Weis ist vor Benny Takula am Ball. Nach einer Viertelstunde neutralisieren sich beide Teams im Mittelfeld. Starke Abwehrreihen hüben wie drüben lassen keine klare Torgelegenheiten zu.

Das sollte sich aber rasch ändern. Der TVH kam zu klareren Torchancen. Wermes ist „durch“ (21.), verfolgt von Andreas Dreiner. Redjeb klärt vor der Linie. In der 22. Minute taucht Isken alleine vor Andreas Kath auf. Der TVH-Keeper ist auf dem Posten. Nach 31 Minuten hat sich Yoschua Grazina davon gemacht, verfolgt von Dreiner. Chris Fiegler stürzt aus dem Kasten, verpasst den Ball. Redjeb kann erneut vor der Linie klären. Höchste Gefahr für das Tor des SV 09. Ab sofort zeigt Fiegler, dass SV 09 zwei starke Torleute hat, pariert herausragend gegen Geimer (34.) und Grazina (37.).

In der 40. Minute zeigt sich einmal mehr, was beim Fußball „das Salz in der Suppe“ ist. Der TVH drängt auf die Führung - der SV 09 geht in Führung. Der seit Wochen in glänzender Form spielende Isken trifft aus 25 Metern.

Ist der TVH geschockt? Die Gäste hatten die Mehrzahl von klaren Chancen gegen lauffreudige, einsatzbereite und wendige junge 09er, lagen aber 0:1 hinten. Wie kann TVH-Coach Voigt seine Mannen auf den zweiten Durchgang einstimmen?

Der TVH kommt entschlossen aus der Kabine. Und das Tor macht wieder der SV 09. Mit einem wahren Traumtor aus gut 30 Metern in den Winkel erhöht Tanimoto in der 46. Minute auf 2:0. Ein Traumstart für die Gastgeber. „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey, hey“, skandierten die restlos begeisterten 09-Fans.

Die Gäste erhöhten erneut den Druck auf das Tor der 09er. Ein Anschlusstreffer schien nur noch eine Frage der Zeit. SV 09 konnte sich selten aus der eigenen Hälfte befreien, lief Konter, spielte diese aber nicht gut zu Ende. Der eingewechselte Clinton Mampuya ist flott auf den Füßen, aber am Ball nicht ein Filigran-Techniker, wie etwa Hill, Isken und Tanimoto.

TVH-Coach Voigt brachte mit Celal Kanli, der zuletzt in der TVH-Reserve in der Kreisliga spielte, den vierten Ex-09er mit Regionalliga-Erfahrung. Die Gastgeber um den überragenden Schlussmann Fiegler sahen sich einer wahren Angriffsflut gegenüber. Eins ums andere Mal zeigten die Innenverteidiger Redjeb und Dreiner, die Außenverteidiger Takula und Hergesell ebenso wie die defensiven Mittelfeldspieler Pala, in seinem wohl besten Spiel im 09-Trikot, und Özdemir, dass sie die drei Punkte behalten wollten. Alleine die Offensive fuhr nun zu selten Entlastungsangriffe.

Der TVH war am Drücker. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann er das Tor trifft. Nach einem Foul an Weis zeigte Schiri Steffens auf den Punkt. Wermes trat an und traf zum 2:1. Es waren noch zehn Minuten zu spielen. Ob die „jungen Wilden“ dem Dauerdruck stand hielten?

Als alle längst mit dem Abpfiff rechnete – es war bereits die 94. Spielminute – konnte der eingewechselte Lanwer völlig unbedrängt präzise flanken. Der Kopfstoß von Wandinger zum 2:2 war nicht zu verteidigen. Der Rest ging unter im Jubel der TVH-Spieler und ihres begeisterten Anhangs. Aufgrund der Vielzahl von Chancen der Gäste war die Punkteteilung völlig in Ordnung. Wenn auch der Ausgleich zum für die Gastgeber dramatischen Zeitpunkt fiel. Und die Ersatzbank dieses Geschehen nicht unbeschadet überstand

„Wenn du 2:0 führst, willst du auch die drei Punkte behalten“, so Trainer Zdebel vom SV Bergisch Gladbach 09: „Sehr unglücklich ist, dass in der Nachspielzeit der Ausgleich fiel. Aber das Remis ist am Ende aufgrund des Spielverlaufs gerecht. Wir haben ein schönes Spiel vor einer schönen Kulisse gesehen.“

Coach Voigt vom TV Herkenrath hatte doppelt Grund zu feiern, an diesem Tag Geburtstag: „Natürlich ist der Zeitpunkt des Ausgleichs glücklich, aber aufgrund der großen Anzahl unserer Chancen auch hochverdient. Mit dem Punkt können beide Teams doch am Ende gut leben. Es wird mit unseren beiden Mannschaften und dem FC Wegberg-Beeck noch ein spannender Dreikampf um den Aufstieg werden.“

SV Bergisch Gladbach 09: Fiegler, Takula, Dreiner, Redjeb, Hergesell, Pala, Özdemir (68. Mampuya), Heider, Tanomito (82. Zoller), Isken, Hill (90. Dalima)
TV Herkenrath: Kath, Mbiyavanga, Heinen (54. Lanwer), Flender, Weis, Schauer, Geimer, Kreuer (68. Mentizis), Grazina (60. Kanli), Wermes, Wandinger.
Tore: 1:0 Isken (40.), 2:0 Tanimoto (46.), 2:1 Wermes (80./FE), 2:2 Wandinger (90. + 4).
Schiri: Steffens (Mechernich)
Zuschauer: 1197

Aufrufe: 014.4.2017, 21:00 Uhr
KSTA-KR/Elli RiesingerAutor