"Lucky Punch" umsonst bejubelt

"Da es noch so lange bis zu unserem Weihnachtsfest ist, bietet der SV Bad Camberg seinen Anhängern im Sommer mal wieder die Relegation", scherzte Stadionsprecher Rolf Enzmann kurz vor Beginn. Bereits letztes Jahr hatten die Gastgeber den Weg in die B-Liga über die Aufstiegsrunde gefunden. Diese Saison schloss der Aufsteiger, bedingt durch einen Patzer gegen den FC Waldbrunn II und nicht erfüllten Schiedsrichtersolls, auf dem dritten Tabellenplatz ab. Der SC Dombach, dessen Sportplatz lediglich sechs Kilometer vom Bad Camberger Sportzentrum in der Pommernstraße entfernt liegt, hatte sich nach einer Niederlagenserie am letzten Spieltag den Relegationsrang erkämpft.

Blazquez belohnt Bad Camberger Überlegenheit

Sowohl die Bedeutung im Hinblick auf die zukünftige Ligenzugehörigkeit als auch das Prestige des Derbys ließ sich an den Zuschauerzahlen ablesen. 750 Anhänger aus beiden Lagern füllten die Ränge und sahen im ersten Durchgang eine stärkere Heimmannschaft. Der SVC besaß deutliche Vorteile in Sachen Ballbesitz und konnte auch mehrere gute Torchancen verbuchen. Nach einer Ecke kam Marc Blazquez zum Kopfball (8.), doch SC-Keeper Eric Dörfl parierte glänzend. Auf der anderen Seite verfehlte Tim Zengeler das Tor per Freistoß (22.) deutlich. Carlo Schott, mit Blazquez gemeinsam Spielertrainer bei Bad Camberg, eroberte sich kurz darauf den Ball im Mittelfeld und nahm Tempo auf. Im richtigen Moment steckte er für Blazquez durch, der in linker Position eiskalt blieb und das Leder platziert im langen Eck versenkte (24.).

Mutigere Dombacher nach der Pause

Wenig später war es erneut Schott, der einen Angriff aus dem Mittelfeld initiierte. Christopher Thuy bereitete über rechts für Maximilian Herzog vor, doch der zögerte trotz guter Schussposition zu lange (30.). Erneut setzte sich Thuy im Vollsprint gegen drei Verteidiger durch, aber die Mischung aus Torschuss und Hereingabe blieb ungefährlich (39.). "Wir haben es verpasst, den Sack zuzumachen. Die Chancen, um das Ergebnis hochzuschrauben, waren definitiv vorhanden", bedauerte Blazquez. Nach der Pause verschoben sich die Verhältnisse zusehends zu Gunsten der Gäste. "Nachdem wir in der ersten Halbzeit zu nervös waren, haben wir uns getraut, das Spiel selbst zu machen", sah Dombachs Spielertrainer Jens Munsch sein Team nun deutlich mutiger.

Tausch nach feinem Doppelpass zum 1:1

Christian Uhrig (50./54.) und Oliver Tausch (53.) näherten sich dem Tor aus der Distanz an. Als zwingende Chancen gingen diese Abschlüsse zwar nicht durch, allerdings hatten die Dombacher bezeichnenderweise in diesen vier Spielminuten bereits genauso oft aufs Tor geschossen wie in der ersten Halbzeit. Obwohl die Gäste weiterhin Probleme hatten, sich sehr gute Tormöglichkeiten zu erarbeiten, traute man dem SC eher den Ausgleichstreffer zu als dem SVC das befreiende 2:0. "Ich weiß nicht, was plötzlich bei uns los war. Wir haben den Faden verloren und im Endeffekt zu Recht das 1:1 bekommen", konstatierte Blazquez. Der Ausgleichstreffer gelang Oliver Tausch, der mit Munsch einen schönen Doppelpass spielte und dann aus 13 Metern ins linke Eck abschloss (84.). Kurz darauf musste Dombachs Daniel Holzhäuser mit Gelb-Rot den Platz verlassen (86.).

Wehrmanns Treffer zählt nicht

Heiß ging es dann in den letzten Zügen des Spiels her. Denn Bad Camberg wollte mit aller Macht noch das 2:1. Dörfl fischte Schotts 25-Meter-Freistoß aus dem Winkel (87.). Die anschließende Ecke köpfte Jannik Wehrmann ins Netz, sodass der Jubel keine Grenzen mehr kannte. Während die Bad Camberger einen Spielerhaufen um den Torschützen bildeten, lief Schiedsrichter Andreas Luschberger zu seinem Assistenten. Nach kurzer Rücksprache nahm der Referee den Treffer zurück und erkannte auf Freistoß für Dombach. "Mir hat er gesagt, dass ein Spieler von uns ein Foulspiel zugegeben hätte. Das kann aber niemals sein, weil wir alle gejubelt haben und auch kein Foul begangen wurde", wunderte sich Blazquez. "Er konnte mir auch nicht sagen, was es für ein Foulspiel gewesen sein soll und wer es begangen hat."

Munsch möchte Trainer-Tätigkeit mit Klassenerhalt krönen

Damit blieb es bei einem insgesamt leistungsgerechten Unentschieden. Die Entscheidung fällt nun also am kommenden Donnerstag (19.30 Uhr) in Dombach. "Da geht es dann um die Wurst. Wir werden alles geben, um in der Liga zu bleiben", gibt sich SC-Trainer Munsch kämpferisch. Für den 26-Jährigen wäre es ein versöhnlicher Abschied in seinem letzten Spiel als Spielertrainer. Seinen Posten als Coach übernimmt der ehemalige Bad Camberger Oliver Meurer, da Munsch aus beruflichen Gründen nur noch als Spieler weitermachen kann. Beim SVC hofft Blazquez, "dass wir im Rückspiel unser wahres Gesicht zeigen. Es muss sehr vieles besser werden. Dann allerdings haben wir gute Chancen auf den Durchmarsch in die A-Liga."