2024-05-02T16:12:49.858Z

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Da war die Welt noch in Ordnung. Anatolia Birkenau feiert mit Nedim Özbek den Aufstieg in die Kreisoberliga. Archivfoto: Karl-Heinz Köppner
Da war die Welt noch in Ordnung. Anatolia Birkenau feiert mit Nedim Özbek den Aufstieg in die Kreisoberliga. Archivfoto: Karl-Heinz Köppner

"Habe nie einen Spieler angeboten"

Anatolia-Trainer Özbek wehrt sich gegen Vorwürfe / Sportliche Zukunft offen

Sportlich läuft es rund beim Kreisoberligisten Anatolia Birkenau, intern aber brodelt es. Drei Spieltage vor Rundenschluss scheint der Relegationsplatz für den Aufsteiger fest gebucht. Trotzdem musste Erfolgstrainer Nedim Özbek, der die Anatolen zum zweiten Aufstieg in Serie hätte führen können, in dieser Woche vorzeitig seinen Hut nehmen. Grund sei nach Angaben des Sportlichen Leiters Murat Cin ein „unüberwindbarer Graben“ zwischen den beiden Partien. So soll Özbek Spieler des Tabellenzweiten bei anderen Vereinen ins Gespräch gebracht haben.

"Das ist schlicht und ergreifend falsch", betont Özbek im Gespräch mit FuPa. Der rasante Erfolg der Birkenauer, die noch vor zwei Jahren ein eher unscheinbares Dasein in der A-Liga fristeten, habe die Spieler eben auch für andere Vereine interessant gemacht, so der 41-Jährige. Vor allem Angreifer Serdar Özbek (33), der in 24 Partien 32 Treffer erzielt hat und Özdemir Gürsoy (20 Spiele, 11 Tore) seien in den Fokus höherklassiger Vereine gerückt. "Ein Vereinsvertreter kam auf mich zu und wollte meinen Bruder Serdar beobachten. Ich habe gesagt, dass er zu einem unserer Spiele kommen müsse, wenn er das möchte." Dort hätte es Gespräche mit dem Spieler gegeben. Diese Abläufe seien aber völlig normal - auch im Amateurfußball. Aktiv angeboten habe er jedenfalls keinen seiner Spieler, stellt Özbek klar.

Ein Kunstrasen ist nicht in Sicht

Er habe dagegen das Gefühl, dass der schnelle sportliche Erfolg die Verantwortlichen überrascht habe, so Özbek. Schon lange versuche man, anstelle des Hartplatzes im Birkenauer Ortsteil Löhrbach einen Kunstrasen zu bekommen - getan hat sich bis heute nichts. Auch die Gespräche mit der Gemeinde blieben in der Vergangenheit erfolglos. "Es kann aber auch nicht meine Aufgabe als Trainer sein, mich auch noch um die Infrastruktur zu kümmern", klagt Özbek, der mittlerweile auch eine nachlassende Motivation der Spieler ausgemacht hat. "Unser Torwart möchte schon gar nicht mehr trainieren, weil er am nächsten Tag mit heftigen Blessuren und Schmerzen auf die Arbeit fährt. Das kann man doch keinem Fußballer zumuten", so Özbek, und fügt an: "Die Jungs würden sogar in der B-Liga spielen, wenn die Strukturen stimmen und es einen Kunstrasenplatz gäbe."

Diese kritische Entwicklung habe der Vorstand unterschätzt und es versäumt, mit den Spielern zu sprechen. Einige Akteure hätten bei einer Mannschaftssitzung das klare Signal gegeben, unter diesen Umständen nicht mehr weiter machen zu wollen. "Wenn dann auch noch attraktive Angebote von höherklassigen Vereinen kommen, sind diese Spieler eben nicht mehr zu halten", so Özbek. Erst recht nicht unter den schwierigen Bedingungen in Birkenau.

"Den Anforderungen nicht gewachsen"

Die mangelnde Entwicklung im Verein sei auch der Grund seines freiwilligen Rücktritts gewesen, so Özbek. Er habe dem Vorstand seinen Entschluss bereits im Februar mitgeteilt, damit dieser genügend Zeit habe, einen passenden Nachfolger zu verpflichten. Den hat man mit Amir Afshar (TVgg Lorsch) zwar gefunden. Trotzdem glaubt Özbek, dass man ihm seinen Rücktritt übel genommen hat und nun einen Grund gesucht habe, sich vorzeitig von ihm zu trennen. "Es ist schön und lobenswert, dass die Jungs im Vorstand die ganze Arbeit freiwillig machen. Aber ich habe das Gefühl, dass sie dem, was da jetzt bei einem möglichen Aufstieg auf sie zu kommt, nicht gewachsen sind."

Es sei schade, dass die einst so erfolgreiche Arbeit auf diesem Weg enden müsse, so der Coach. Özbek selber will nach seiner Demission bei Anatolia nun erst einmal eine sportliche Pause einlegen und dann überlegen, wie seine Zukunft ausssehen soll. Angebote habe der 41-Jährige bereits vorliegen, auch im Bereich des Scoutings. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.

Aufrufe: 018.5.2017, 15:50 Uhr
Frank Leber (Darmstädter Echo)Autor