2024-03-28T15:56:44.387Z

Vereinsnachrichten
Gejubelt wurde viel in dieser Saison beim Aufsteiger aus Agathenburg und Dollern.
Gejubelt wurde viel in dieser Saison beim Aufsteiger aus Agathenburg und Dollern.

Das Wunder von Agathenburg/Dollern

Aufstieg aus heiterem Himmel - Ein Bericht von Marcel Holthusen

Dem SV Agathenburg/Dollern gelang überraschend der Durchmarsch von der 2. Kreisklasse in die Kreisliga. Abwehrchef Marcel Holthusen hat den Verlauf der Saison in einem etwas längeren Bericht zusammengefasst.

Ungläubig starrten die Agathenburger Spieler noch am Morgen nach diesem sensationellen Samstag im Mai 2017 auf die Tabelle der 1. Kreisklasse. Durch die deutliche Niederlage des FC Oldendorf/Oste II bei den Sportsfreunden der Nottensdorfer Kickers und den gleichzeitigen Klassenerhalt des TSV Eintracht Immenbeck in der Bezirksliga gelang auf den allerletzten Drücker doch noch das, was realistisch gesehen kaum jemand mehr für möglich gehalten hatte: Der direkte Durchmarsch des SV Agathenburg/Dollern von der 2. Kreisklasse in die Kreisliga – ein Kunststück, das zuletzt dem SV Burweg in der Saison 2010/11 geglückt war und das auch ansonsten absoluten Seltenheitswert besitzt.

Dabei hätte jeder Agathenburger auch ohne diese unverhoffte Saisonkrönung hochzufrieden in die wohlverdiente Sommerpause starten können: Der SV A/D hatte schließlich auch unabhängig vom Aufstieg die zweitbeste Kreisklassensaison in den letzten 15 Jahren seiner Vereinsgeschichte gespielt. Schon in den ersten Spielen verzückte der durch einige talentierte Neuzugänge verstärkte Aufsteiger dabei die teils hoch eingeschätzte Konkurrenz mit phasenweise berauschenden Offensiv-Feuerwerken; fertigte dabei den Absteiger vom VfL Güldenstern Stade III auf fremdem Platz mit 6:0 ab und grüßte nach den ersten drei Saisonspielen bereits folgerichtig frech von der Tabellenspitze.

Nachdem die Jungs von Andreas Fischer und Sven Steinnagel die darauffolgenden fünf Partien nicht gewinnen konnten und zwischenzeitlich auf den neunten Tabellenplatz abgerutscht waren, schien jedoch die Realität im Waldstadion Einzug zu erhalten und die Mär vom euphorisierten Aufsteiger ihr jähes Ende zu finden. Die Rot-Schwarzen jedoch arbeiteten ruhig und konzentriert weiter, ließen sich von den Negativerlebnissen kaum beirren und starteten bis zur Winterpause eine fulminante Aufholjagd, die sie schließlich am 17. Spieltag erneut auf Platz drei spülte. Spätestens als der VfL Güldenstern Stade zu Hause erneut mit 6:1 demontiert wurde, war auch Außenstehenden überdeutlich, dass der SV A/D sich zu Recht in der Spitzengruppe der neuen Liga etabliert hatte. Als Anfang März jedoch das selbst ausgerufene Aufstiegsendspiel gegen den späteren Vizemeister vom TSV Buxtehude/Altkloster auf heimischem Platz einigermaßen unglücklich mit 2:4 verloren ging, schien der naiv anmutende Traum vom direkten Durchmarsch unter den bekannten Bedingungen mit nur zwei Kreisliga-Aufsteigern endgültig ausgeträumt. Ausgerechnet gegen jene Mannschaft, die sich ebenso und beinahe im Gleichschritt mit den Agathenburgern seit der Saison 2012/13 mit drei Aufstiegen in vier Jahren von der 3. Kreisklasse bis in die Kreisliga geschossen hatte, schien sich der vage Traum vom Aufstieg in Luft aufzulösen. Der SV A/D leistete sich in der Folge dieser bitteren Pleite weitere teils haarsträubende Niederlagen und die Saison schien ihrem Ende mehr schlecht als recht entgegen zu dümpeln.

So war es einigermaßen frustrierend, dass die Mannschaft sich durch unnötig fahrige Auftritte bisweilen einen Fünf-Punkte-Rückstand und eine im Verhältnis zu den direkten Konkurrenten geradezu miserable Tordifferenz eingehandelt hatte, als das Team um Kapitän Björn Nagel einige Spieltage vor Saisonende schließlich zu ahnen begann, dass möglicherweise auch ein dritter Platz zum Aufstieg berechtigen würde. Was dann folgte jedoch unterstreicht in besonderem Maße die Qualität des Liganeulings und ist das Ergebnis eines schier unbändigen Erfolgswillens: Mit sechs Siegen aus den letzten sechs Saisonspielen übertraf der SV A/D doch noch alle direkten Konkurrenten und sicherte sich schließlich am letzten Spieltag mit einem Punkt Vorsprung den begehrten Aufstiegs-Tabellenplatz drei.

Maximilian Kahrs war ohne Frage eine Bereicherung für die 1. Kreisklasse, erzielte 44 Tore.

Dabei sind die Gründe für den Erfolg ebenso vielschichtig wie schwer auszumachen. Nicht anders als die Meisterschaft im vergangenen Jahr hat auch der diesjährige Aufstieg viele Gesichter, von denen aus Platzgründen sicher nicht alle ausreichend gewürdigt werden können. Am erkennbarsten wird die Klasse des Teams sicher an Maximilian Kahrs, dem zweitbesten Torjäger der Liga, der mit seinen herausragenden 44 Saisontreffern die Hälfte der Agathenburger Tore beisteuerte und hinsichtlich seiner Bilanz – zieht man die verwandelten Elfmeter ab – selbst dem unbestrittenen Klassenprimus Timo von Reith in nichts nachsteht. Junge und neue Spieler reiften in dieser Saison in atemberaubenden Tempo zu Stützpfeilern der Mannschaft, Ausfälle wie die frühe schwere Verletzung von Hoffnungsträger Jannik Holthusen wurden adäquat kompensiert und auch langjährig bewährte Akteure wie Defensivallrounder Marcus Reiche, Außenverteidiger Sören Hoffmann oder Flügelstürmer und Vorlagenkönig Marcel Meyer konnten ihr Leistungsvermögen noch einmal im notwendigen Maße steigern. Offensiv-Ausnahmekönnern wie Nico Steingräber oder Tjark-Tizian Wagner gelang es, ihr Weniger an Erfahrung durch ein Mehr an technischer Klasse und physischer Stärke zu kompensieren. Immer wieder zeigten die Agathenburger beeindruckende Moral und errangen – auch unterstützt durch eine wachsende Basis an lautstarken und fachkundigen Unterstützern am Spielfeldrand – diverse Punkte durch große Fights in den letzten Spielminuten der Partien. Hinzu kommt, dass die Agathenburger in Spielen gegen vermeintlich schwächere Gegner seltener als andere Federn ließen und so unter dem Strich nur zweimal gegen Teams außerhalb der Top-Fünf der 1. Kreisklasse verloren.

F: Brunsch
F: Brunsch

Hervorzuheben ist letztlich aber vor allem die mannschaftliche Geschlossenheit des Fischer-Teams, durch die auch auftretende personelle Defizite zu fast jedem Zeitpunkt der Saison ohne weiteres kaschiert werden konnten. Die Mannschaft des SV A/D funktionierte hervorragend als Team und wird sich auch zukünftig mit großer Sicherheit in diese Richtung weiterentwickeln. Dabei kommt dem Team zu Gute, dass alle Leistungsträger der Mannschaft auch in der Kreisliga die Treue halten werden um gemeinsam den sicher harten Kampf um den Klassenerhalt anzutreten. Trotzdem wird es darauf ankommen, das Team des mit Abstand kleinsten Dorfes der künftigen Kreisliga auch weiter punktuell zu verstärken und die vorhandenen Spieler weiterzuentwickeln um die schwierigen anstehenden Aufgaben optimistisch angehen zu können.

Endete die Saisonzusammenfassung der Rot-Schwarzen in der vergangenen Saison noch mit der utopisch anmutenden und im Rückblick fast prophetischen Wendung „Aufstiegserfahrung hat die Mannschaft mittlerweile zu Genüge“, so bleibt diesmal die Hoffnung, dass auch der Kampf um den Klassenerhalt zu den Agathenburger Stärken gehören wird – dann wird die Geschichte der frechen Aufsteiger um ein weiteres Kapitel reicher werden!
Aufrufe: 031.5.2017, 21:40 Uhr
Marcel HolthusenAutor