2024-05-10T08:19:16.237Z

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Antonio Rüdigers Weg hat zum AS Rom geführt. Betreut wird er von der in Trier ansässigen FSB Spielerberatung GmbH ? mit Alexander Bergweiler, Nassim Banouas, Fritz Fuchs und Rüdigers Halbbruder Sahr Senesie (von links). Foto: Mirko Blahak
Antonio Rüdigers Weg hat zum AS Rom geführt. Betreut wird er von der in Trier ansässigen FSB Spielerberatung GmbH ? mit Alexander Bergweiler, Nassim Banouas, Fritz Fuchs und Rüdigers Halbbruder Sahr Senesie (von links). Foto: Mirko Blahak

Stuttgart - Trier - Rom

Beratungsagentur mit (Ex)-Eintrachtlern plant Zukunft von Nationalspieler Antonio Rüdiger und Nachwuchskräften in ganz Deutschland

Der Wechsel von Nationalspieler Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart zum AS Rom zählte zu den spektakulären Sommer-Transfers 2015. Abgewickelt wurde er über einen Schreibtisch in Trier. Von der Mosel aus wollen sich Sahr Senesie, Fritz Fuchs und Alexander Bergweiler auf dem Spielerberatermarkt etablieren. Kennen- und schätzengelernt hat sich das Trio einst bei Eintracht Trier.

Im ersten Stock des Bürogebäudes in der Trierer Kalenfelsstraße ist das Büro des „Neulings“ beheimatet. FSB Spielerberatung GmbH steht am Türschild. Eine Etage darüber stecken sie im Besprechungsraum ihre Köpfe zusammen. FSB – Fritz Fuchs, Sahr Senesie und Alexander Bergweiler. Was haben die Spielbeobachtungen am Wochenende gebracht? Welche Anfragen liegen vor? Was liegt ansonsten an?

Alltag in der jungen Agentur, die im Oktober 2015 offiziell gegründet worden ist. Geschäftliche Beziehungen pflegen die Beteiligten aber schon länger. Fritz Fuchs und Sahr Senesie lernten sich 2009 bei Eintracht Trier besser kennen – als Fuchs sportlicher Leiter und Senesie Spieler im Club war. Zu dieser Zeit wurde Anwalt Alexander Bergweiler, Aufsichtsratsmitglied beim SVE, Senesies Rechtsbeistand. Gemeinsam plante das Trio Senesies weitere Karrierestationen in Homburg, Burghausen und Großaspach. Gemeinsam brachten sie den Wechsel des damals 17-jährigen Halbbruders von Senesie, Antonio Rüdiger, von Borussia Dortmund II zum VfB Stuttgart II über die Bühne.

„Antonio hat sich dann super entwickelt“, blickt Fuchs zurück. Aus dem Rohdiamanten wurde ein Juwel. Europäische Spitzenclubs – unter anderem der FC Chelsea, der AS Rom und der VfL Wolfsburg – umgarnten den Jung-Nationalspieler, der beim VfB zum Bundesliga-Stammspieler aufstieg. Senesie und Co. tüteten im vergangenen Sommer letztlich einen Wechsel Rüdigers nach Rom ein. Geprüft wurden die Verträge in der Kalenfelsstraße. „Ein Wechsel nach England wäre für Toni zu früh gekommen. Es ging uns um die Perspektive. Es war uns vor allem wichtig, dass Toni Richtung Europameisterschaft Spielpraxis sammeln kann“, sagt Senesie.

Der Transfer ist millionenschwer. Bei Spielervermittlern bleibt in der Regel eine vernünftige Provision hängen. Eine schöne Summe also für Senesie, Fuchs und Bergweiler – auch wenn andere am Wechsel beteiligte Personen ebenfalls etwas vom Kuchen abbekommen. „Ausgesorgt haben wir aber nicht. Mein Hauptjob bleibt der des Rechtsanwalts. Sicherlich erleichtert der Transfer Rüdigers jedoch unseren Start als Agentur“, sagt Bergweiler.

Bei FSB gibt’s eine klare Aufgabenteilung: Bergweiler, zuständig für die Vertragsprüfungen, und Senesie, als Vermittler nach eigener Aussage nahezu alle drei Tage im Flugzeug nach England oder Italien unterwegs, firmieren als Geschäftsführer. Fuchs und Ex-Spieler Nassim Banouas, den Senesie beim FC Homburg kennenlernte, sind als Scouts deutschlandweit auf Achse. „Wir sind flächendeckend unterwegs – von Saarbrücken bis Berlin, von Singen bis Bremen“, sagt Fuchs. Unterstützung kommt dabei von Mitarbeitern in insgesamt fünf Regionen.

5000 Kilometer in drei Wochen

Fuchs, 72 Jahre alt, Ex-Profi (Kaiserslautern) und Ex-Trainer (unter anderem Homburg, Freiburg, Offenbach, Bielefeld, Saarbrücken), könnte sich gemütlich zurücklehnen. Macht er aber nicht: „In den vergangenen drei Wochen habe ich im Auto 5000 Kilometer zurückgelegt. Ich weigere mich, alt zu werden.“

Beispiel vergangenes Wochenende: Freitagabends besuchte er die Drittliga-Partie VfB Stuttgart II gegen Hallescher FC, traf sich danach mit Spielern, Managern und anderen Scouts. Samstagvormittags war er Augenzeuge der A-Jugend-Bundesliga-Partie SC Freiburg gegen Bayern München – inklusive eines Termins mit Freiburgs Manager und Gesprächen mit Stuttgarts Trainer Jürgen Kramny, VfB-Sportvorstand Robin Dutt, Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach und dem Chefscout des FSV Frankfurt, Olaf Marschall. Am Sonntag stand dann noch der Besuch des Regionalliga-Spiels Freiburg II gegen Kickers Offenbach an – der neue Kickers-Trainer Oliver Reck war einst Spieler in Offenbach unter Coach Fuchs.

„Fritz ist ein Türöffner par excellence“, sagt Bergweiler zum gebürtigen Kaiserslauterer, der seit 50 Jahren im Fußballgeschäft ist.

Spielerberater genießen im Fußball einen zweifelhaften Ruf. FSB will dem Image nicht entsprechen – dank Karriereplanungen von Spielern in enger Abstimmung mit den Eltern, schulischer und medizinischer Betreuung sowie dem Credo, sich Spielern erst ab der U15 aufwärts zu widmen. Diese Altersgrenze ist immer noch sehr niedrig, aber höher als bei anderen Beratern.

Es ist ein Geben und Nehmen: FSB wirbt bei Vereinen für betreute Spieler, andererseits kommen Vereine auf Fuchs und Co. zu und fragen, ob sie den Kontakt zu bestimmten Spielern herstellen können. Bis zur nächsten Sommer-Transferperiode will FSB fest in der Branche verankert sein. Schon jetzt zählen laut Senesie, der der Liebe wegen wieder nach Trier gekommen ist, neben Rüdiger mehrere U-18- und U-19-Nationalspieler sowie zwei Regionalliga-Spieler zum Pool der betreuten Fußballer.

Spielervermittler müssen in Deutschland keine Prüfung mehr ablegen. Sie können sich beim Deutschen Fußball-Bund für 500 Euro und gegen Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses registrieren lassen. „Für die Entwicklung der Branche ist das nicht gut. Vielen Beratern fehlt es daher an Professionalität“, meint Fuchs. Beim DFB sind insgesamt rund 200 Berater registriert – es ist ein Haifischbecken. Doch es geht noch extremer. In England, sagt Senesie, würden sich um die 1000 Berater im Fußball tummeln.

Die Vertragsgestaltung mit Spielern ist heutzutage enorm vielschichtiger geworden. Bergweiler muss für einen Abschluss bis zu fünf separate Verträge prüfen und zusammenführen. Früher war das einfacher. Fuchs: „Als Spieler beim 1. FC Kaiserslautern saß ich im Büro des Präsidenten. Er legte mir ein Schriftstück vor und sagte: Das können wir dir geben. Dann musste man sich entscheiden. Ein Mann, ein Wort. Das gibt es heute nicht mehr.“

Aufrufe: 04.3.2016, 21:03 Uhr
Mirko BlahakAutor