2024-04-24T13:20:38.835Z

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Stube: "Bayer Dormagen hat aus Fehlern nicht gelernt"

Der frühere Teammanager Thomas Stube im großen FuPa-Interview

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Thomas Stube muss sich noch etwas an die neuen Zeitressourcen gewöhnen. Der 44-Jährige blickt im Interview zurück auf den Abschied beim TSV und erklärt die Gründe für seinen Rücktritt. Lob gibt es für das Trainer-Team, Kritik für den Vorstand.
Thomas Stube ohne Bayer Dormagen - wie fühlt sich das an?

Thomas Stube: Die erste Zeit nach dem Aufstieg in die Landesliga und die ersten Wochen der neuen Saison war es schon schwer, nicht mehr aktiv am Geschehen teilzunehmen. Dann fehlt natürlich etwas, aber ich bin ja freiwillig ausgeschieden und habe mein Engagement als Teammanager beendet, weil ich gemerkt habe, dass der Zug beim TSV in die verkehrte Richtung fährt. Ich bin aber auch der Meinung, dass meine Arbeit nur einen kleinen Anteil am Erfolg ausgemacht hat. Trainerteam- und Mannschaft sind in einem Verein immer das wichtigste. Ich selbst habe mich in meiner Funktion als Teammanager nie so wichtig genommen. Zugegeben, kurz nach dem Rücktritt hab ich sicherlich einen Groll gehegt, der ist aber auch schon längst wieder vergessen.

Groll? Was ist eigentlich passiert, dass Sie Ihr Engagement aufgegeben haben?

Stube: Wenn Du nach einer tollen Saison 2015/2016 mit einem super Trainerteam und mit einer jungen und talentierten Mannschaft hochverdient von der Bezirksliga in die Landesliga aufsteigst, ist es meiner Meinung zwingend erforderlich, den Kader auf einigen Positionen adäquat zu verstärken, um das Ziel Klassenerhalt zu erreichen und dem Trainer zusätzliche Optionen einzuräumen. Erst Recht nach dem Verlust von Leistungsträgern wie Henry Thimm und Bodo Fieren. Das ist nicht geschehen, obwohl es Kontakte zu genügend Spielern gegeben hat, die diese Ausfälle hätten kompensieren können. Der Vorstand hat es versäumt, bei den stattfindenden Vertragsgesprächen rechtzeitig den Deckel auf die ein- oder andere Personalie zu machen. Warum, wieso und weshalb wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, obwohl ich glaube, die Antwort zu kennen. Aber darüber jetzt noch zu philosophieren und Namen zu nennen, wäre nicht fair. Zumal alle betreffenden Spieler, mit denen es Gespräche gegeben hat, aktuell woanders unter Vertrag stehen. Außerdem waren die gesamten Abläufe und die Organisation innerhalb der Abteilung bei Neuverpflichtungen und sonstigen Entscheidungen mehr als fragwürdig. Und wenn nicht alle Verantwortlichen in einer Sache an einem Strang ziehen, macht es keinen Sinn, weiter wertvolle Zeit zu investieren. Wenn der Zug in die verkehrte Richtung fährt, sind eben alle Stationen falsch!

Haben Sie noch Kontakt in den Verein?

Stube: Aktuell nein, dass ist auch ganz gut so. Ich persönlich brauche immer einige Zeit, um Abstand zu gewinnen und mit einer Sache abzuschließen. Ein Spiel der aktuellen Saison habe ich mir aus besagten Gründen ebenfalls noch nicht angeschaut, das Stadtderby gegen den VdS Nievenheim werde ich mir aber sicherlich nicht entgehen lassen. Da werde ich dabei sein und hoffen, dass der TSV die Partie für sich entscheidet. Dennoch, es war eine ganz tolle Zeit und ich habe tolle Menschen kennengelernt. Ich muss nicht die Straßenseite wechseln, wenn ich auf Trainer oder Spieler treffe, ich habe mir nichts vorzuwerfen.

Und was machen Sie inzwischen mit der frei gewordenen Zeit?

Stube: Selbstverständlich schaue ich täglich bei FuPa rein, schließlich will man ja wissen, was im Kreis so läuft. Es ist schon ungewohnt, an einem Sonntagnachmittag nicht mehr hautnah dabei zu sein. Aber die so entstandene Freizeit weiß ich auch ohne Fußball sinnvoll zu nutzen. Mein Schreibtisch ist zudem auch immer voller Arbeit- und Ideen, mir wird nie langweilig.

Platz 17, zwei Punkte aus acht Spielen - wie beurteilen Sie die sportliche Lage beim TSV?

Stube: Die Tabelle spricht eine eindeutige Sprache und die Anzahl der Gegentreffer zeigt die Schwachstelle auf. Aber der aktuelle Tabellenstand überrascht mich nicht, genauso habe ich es vor der Saison vorausgesagt. Im direkten Vergleich zu den übrigen Aufsteigern sieht man deutlich, dass man es wieder nicht geschafft hat, eine solide Basis zu schaffen, um konkurrenzfähig zu sein. Das ist schade, denn man hat in der letzten Saison drei große Schritte nach vorne gemacht. Mit dem erneuten und verdienten Landesliga-Aufstieg – allerdings auch wieder fünf Schritte zurück. Kurzum, der Vorstand hat aus dem Landesliga-Abstieg 2015 nichts gelernt, auch in der Saison 2014/2015 war der Kader schon zu dünn, um die Klasse zu halten. Man hat vielleicht gehofft, dass es dieses Mal klappt, wenn man wieder nur auf den Nachwuchs setzt, aber Hoffnung alleine gewinnt keine Spiele. Ohne nennenswerte Verstärkungen geht es nicht, der Kader ist definitiv zu dünn besetzt. Aber die Saison ist ja noch lange nicht vorbei, ich denke, dass Cheftrainer Carlos Perez und die Spieler das Ruder noch herumreißen und sich zum Saisonende auf einen Nichtabstiegsplatz retten werden. Wie heißt es so schön, die Hoffnung stirbt immer zuletzt.

Was genau muss sich verändern, damit es besser wird?

Stube: Man hat mit einem sehr guten Trainer und einem jungen talentierten Kader immer noch alle Möglichkeiten. Spieler wie Rothkegel, Sistig, Gammon, Frassek, Helm, Wiewiora, Mäker, Schmitz, Eifler oder Bek gehören in die Landesliga. Meiner Meinung nach müsste man im Winter versuchen, noch die ein- oder andere Verstärkungen an Land zu ziehen, die der Defensive Stabilität verleiht. Aber jeder in der Branche weiß, wie schwer es in der Winterpause ist, Spieler unter Vertrag zu nehmen, die sofort einschlagen und auch spielberechtigt sind. Und sicherlich müsste auch der Vorstand mehr Engagement an den Tag legen, sich auch einmal selbstkritisch hinterfragen und endlich lernen, dass die erste Mannschaft das Aushängeschild des Vereins ist. Das war in der Vergangenheit leider zu selten der Fall. Im Grunde müssen lediglich einige Stellschrauben feinjustiert werden, das sollte schon ausreichen, damit es wieder ein Stück weit aufwärts geht. Außendarstellung und Präsentation der Mannschaft findet ebenfalls nur sporadisch statt, für einen Landesligisten der sechsten deutschen Spielklasse mehr als unwürdig.

Welches Potenzial hat der Verein, gehört er überhaupt in die Landesliga oder muss er sogar noch etwas höher spielen?

Stube: Also, ich sehe alles schon sehr realistisch, hatte nie eine blau-weiße Brille an. Die trage ich selbst bei meinem Lieblingsverein Schalke 04 nicht, wo ich viele Jahre Mitglied bin. Auch hier kennt mich jeder eher kritisch als euphorisch. Der TSV Bayer Dormagen gehört in die Landesliga, keine Frage. Mehr kann ich mir aktuell aber nicht vorstellen, zumindest nicht unter den jetzigen Voraussetzungen. Es wird schon schwer werden, die Klasse zu halten, aber es ist sicherlich nicht unmöglich.

Wann sehen wir Thomas Stube wieder bei einem Klub oder wird es eine Rückkehr zum TSV geben?

Stube: Man sollte niemals nie sagen, aber aktuell kann ich mir eine Zusammenarbeit unter den jetzigen Gegebenheiten beim TSV nicht mehr vorstellen. Ich schließe aber nicht aus, demnächst woanders tätig zu sein, Anfragen sind vorhanden. In Kürze wird es vielleicht ein weiteres Engagement geben. So ganz ohne Fußball geht es dann auch nicht. Bereits am kommenden Sonntag werde ich mir eine Partie in der Bezirksliga anschauen, sofern das Wetter mitspielt.

Aufrufe: 030.9.2016, 14:15 Uhr
redAutor