2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Die Erinnerung bleibt: Fotos auf dem Rechner von Gerd Rother erinnern den Laupheimer an seine nicht alltägliche Trainerfortbildung in der Nähe von Barcelona. Wagner
Die Erinnerung bleibt: Fotos auf dem Rechner von Gerd Rother erinnern den Laupheimer an seine nicht alltägliche Trainerfortbildung in der Nähe von Barcelona. Wagner
VR Bank Bodensee-Oberschwaben

Stiller Held aus Laupheim

Nicht alltägliche Trainerfortbildung führt Gerd Rother nach Katalonien

Laupheim / sz - Laute Stars im Fußball gibt es viele. Doch auch stille Helden sind nicht selten - dazu zählen Nachwuchstrainer, die nicht oft im Rampenlicht stehen, aber mit ihrer Arbeit jungen Spielern den Weg ebnen. Trainer wie Gerd Rother aus Laupheim, der für sein mehr als zwei Jahrzehnte langes Engagement einen besonderen Lohn erhielt: eine fünftägige Trainerfortbildung in Santa Susanna bei Barcelona. Rother war einer von 100 stillen Helden aus Deutschland, die für die diesjährige Bildungsreise des DFB-Aktionspartners ,,Komm mit" ausgewählt worden waren.

Seit Kurzem ist Rother wieder zu Hause, die Eindrücke sind noch frisch, viele auf dem Computer gespeicherte Bilder, die während der fünf Tage in Katalonien entstanden, verstärken die Erinnerung. ,,Es war phänomenal", sagt der 54-Jährige, der das Erlebnis einem Arbeits- und Trainerkollegen, dem zuletzt beim SV Äpfingen engagierten Reiner Voltenauer, verdankt. Denn so einfach wird man bei ,,Komm mit" nicht zum stillen Helden. ,,Es geht nur über einen Paten, selbst kann man sich nicht bewerben", sagt Rother. In seinem Falle war es Voltenauer, dessen Schreiben so überzeugend war, dass Rother einen der 100 Plätze für das Camp erhielt. Insgesamt eingegangen waren mehr als 2000 Bewerbungen.

Prominente Jury

Rother wusste von der Initiative seines Kollegen nichts, bis ihn eines Abends ein Mitarbeiter von ,,Komm mit" anrief und ihm mitteilte, dass die Jury - Uli Stielike, Erich Rutemöller und Paul Schomann - ihn als stillen Helden ausgesucht hatte. Der Laupheimer war verblüfft. ,,Wenn man bedenkt, wie viele engagierte Trainer es in Deutschland gibt." Rother erfuhr, wer ihn vorgeschlagen hatte, und wollte von Voltenauer das Bewerbungsschreiben sehen. ,,Aber er sagte, er habe es schon gelöscht und wüsste nicht mehr, was genau drinstand."

So ist der 54-Jährige bis heute im Unklaren, welchen Argumenten er seine Reise zu verdanken hat. Aber es hat mit seinem langjährigen Engagement im Jugendfußball zu tun. Rother, der aus Schwendi stammt und für die Sportfreunde und später für Orsenhausen und Kottern kickte, war Jugendtrainer in Schwendi, Orsenhausen und zuletzt knapp 15 Jahre mit vielen Erfolgen beim FV Olympia Laupheim. Nach der vergangenen Runde hörte Gerd Rother auf. ,,Um eine Pause einzulegen", sagt er, nachdem er über eine lange Zeit alljährlich ,,160 bis 180 Einheiten" für den Fußballnachwuchs da war. ,,90 bis 100 Einheiten Training und 50 bis 60 Einheiten Spiele und Turniere." Doch das war noch nicht alles. Die Organisation von Turnieren in der Halle und im Feld kam dazu, zudem habe man sich am Weihnachtsmarkt und anderen Märkten engagiert und sich mit den jungen Fußballern an der Stadtputzete beteiligt.

Dies alles zahlte sich als Fahrkarte nach Santa Susanna aus. Dort traf Rother, als einziger Jugendtrainer aus dem Fußballbezirk Riß, auf Kollegen aus ganz Deutschland, bildete sich dort in seiner von A-Lizenz-Inhaber Achim Ziegler und Sven Hayer geleiteten Gruppe fort. Drei Tage gab es intensives Trainingsprogramm und an einem weiteren Tag ging es nach Barcelona - zur Besichtigung der Stadt und vor allem des berühmten Camp-Nou-Stadions des FC Barcelona einschließlich des Museums des Vereins. ,,Ich war schon im Museum der Bayern, in Hamburg und in Mailand, aber allein die Mediathek des Museums des FC Barcelona ist gigantisch." Auf Bildschirmen sah Rother Spielszenen mit den früheren und heutigen Stars des Klubs, war der stille Held aus Oberschwaben mit den großen und lauten Stars des internationalen Fußballs konfrontiert.

Sie live in Aktion zu sehen auf dem gepflegten Grün des Camp Nou, das war dem Laupheimer aber nicht vergönnt. Zwar hatte der FC Barcelona ein Champions-League-Heimspiel, während er in Spanien war, doch Eintrittspreise hielten ihn vom Besuch ab. ,,Die Karten sind sauteuer, die billigste kostete 150 Euro plus Transfer." Doch auch ohne Stadionatmosphäre bereut Rother keine Sekunde der fünf Tage. Er hat seinen Preis als stiller Held von Ex-Profis Dirk Lottner überreicht bekommen, er hat viele Leute kennengelernt und einiges gelernt - für seine nächste Station als Jugendtrainer in Laupheim oder Umgebung? Ob und wann er wieder einsteigt, ließ Rother offen. Aber ausschließen will er ein neuerliches Engagement beim Nachwuchs nicht. ,,Sag niemals nie."

Fotos von der Bildungsreise nach Santa Susanna und Barcelona sowie Informationen zur Stille-Helden-Aktion von ,,Komm mit" gibt es im Internet auf

www.komm-mit.com

Aufrufe: 025.11.2014, 22:14 Uhr
Schwäbische Zeitung / Von Andreas WagnerAutor