2024-05-10T08:19:16.237Z

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Foto: Wißner
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Stefan Reuß übernimmt von Rolf Hocke

VERBANDSTAG: +++ 46-Jähriger aus Kassel zum neuen Präsidenten gewählt +++ Zäsur nach 19 Jahren +++ Keine Gegenstimme +++

Um 13.13 Uhr war es vollbracht: Stefan Reuß war beim 33. Ordentlichen Verbandstag in der Sportschule Grünberg bei einer Enthaltung und 327 Ja-Stimmen zum Präsidenten des Hessischen Fußball Verbandes gewählt. ,,Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen", sagte der 46-jährige Nachfolger des scheidenden Rolf Hocke, ,,ich danke Ihnen für das überwältigende Ergebnis und werde versuchen die eine Enthaltung in einem Einzelgespräch auch noch zu überzeugen." Um 13.15 Uhr nahm Stefan Reuß mit der Überreichung der Ernennungsurkunde zum Ehrenpräsidenten an seinen Vorgänger Rolf Hocke seine erste offizielle Amtshandlung vor.

Auch Hocke, der seit 1997 an der HFV-Spitze stand, wurde mit 327 Ja-Stimmen bei einer Enthaltung zum ersten Ehrenpräsidenten überhaupt gewählt.

Und so war der Verbandstag exakt in der Mitte des zeitlichen Ablaufs an seinem Höhepunkt angekommen. Ein Verbandstag, der im Vorfeld doch für einige Unruhe gesorgt hatte, nicht nur bei Gießens Kreisfußballwart Henry Mohr, der zuletzt die Außendarstellung des HFV, aber auch die ,,wenig strukturierte Vorbereitung" des alle vier Jahre stattfindenden Funktionärstreffens kritisiert hatte.

Friede, Freude, Antragswust bestimmte allerdings den Samstag in der festlich geschmückten Halle, über deren Präsidiumspodium das Motto ,,Fußball ohne Grenzen, grenzenloser Fußball" zu lesen war. Grenzenlos schien auch der Antragsordner, der ab 11.15 Uhr in Angriff genommen werden konnte.

Zuvor hatte zunächst Hessens Sportminister Peter Beuth Grußworte gesprochen, die an Klarheit wenig zu wünschen übrig ließen. Eine Absage an ,,diese Idioten in den Stadien", die auch am Vortag bei der EM in Paris wieder geprügelt hatten, eine klare Benennung des ,,Glaubwürdigkeitsproblems der Fifa bis zum DFB", und eine Würdigung der Fußball-Basis, die mit der Überreichung der Sportplakette des Landes Hessen Hockes langes Engagement (,,Sie haben über 40 Jahre im Fußball den Kasten sauber gehalten, zunächst im Tor des KSV Hessen Kassel, dann als Funktionär") würdigte. Klare Worte fand auch Hessens Landessportbundpräsident Rolf Müller, der unter viel Applaus eine ,,Wertediskussion" verlangte. Denn, so Müller, ,,wenn ein neues Mitglied der Bundesliga der FC Gier ist, dann ist das nicht gut." Der Gelnhäuser rekurrierte auf den ,,gesellschaftlichen Stellenwert des Fußballs", insbesondere die ,,Kultur des Willkommens der Vereine" gegenüber den Flüchtlingen, ließ aber keine Fragen offen, was er von dem Milliardendeal in Sachen TV-Rechte der Bundesliga hält. Das sei eine Verschiebung der Achse. ,,Die Seele des Sports ist im Zweikampf mit dem Kommerz auf der Verliererstraße."

Ein Plädoyer für die Glaubwürdigkeit hielt schließlich auch Rainer Koch, der mit einigem Verzug in Grünberg eintraf, weil ,,es kein früheres Flugzeug aus Paris gab", wie er bekannte. Der 1. DFB-Vize, zuständig für den Amateurfußball, betonte, dass ,,kein einziger Amateurvertreter daran beteiligt war, wenn es um die 6,7 Millionen Euro im Vorfeld der WM-Vergabe 2006 geht." Koch: ,,Wir Funktionäre sind wichtig, aber nicht so wichtig, dass der Fußball uns dienen muss, wir dienen dem Fußball", dessen ,,Seele unantastbar ist." Sprach's - und übergab im Namen des DFB Rolf Hocke zu dessen Abschied einen Reisegutschein für zwei Personen. Hocke bedankte sich nach den Grußworten, die über eine Stunde in Anspruch nahmen, mit sehr persönlichen Abschiedsworten und Erinnerungen ,,an die Arbeit in den Gremien und meine Arbeit als OK-Leiter am Spielort Frankfurt 2006 und Delegationsleiter der U 20 und U 21." Seit dem 1. November 1997 hatte der Waberner den Hessischen Fußball Verband geführt, wie er betonte, immer im Interesse der Basis, denn ,,ohne das Ehrenamt gibt es auch irgendwann keine titelfähige Nationalmannschaft mehr." Als letzte Amtshandlung schließlich legte er die Berichte des Vorstandes den 328 von gemeldeten 347 Delegierten vor. Nach der einstimmigen Entlastung des Vorstandes durch die Versammlung, schritt der zum Wahlleiter ernannte dienstälteste Kreisfußballwart Hessens, Horst Schott (Werra-Meißner), zur Tat. Stefan Reuß wurde zum Präsidenten, Rolf Hocke zum Ehrenpräsidenten gewählt. ,,Es ist eine Zäsur", sagte Reuß. Und dann begann, nach der Wahl des gesamten Präsidiums, die Kärrnerarbeit der Delegierten und Fußballwarte: Über 196 Anträge galt es abzustimmen. Um 16.30 Uhr war auch das geschafft.



Aufrufe: 019.6.2016, 22:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor