Die Rückkehr begann mit einer Klatsche. 0:5 auf dem Nebenplatz des Wildparkstadions, dort, wo am Ende der Vorsaison die Nachwuchsarbeit des 1. FC Nürnberg in eine kleine Krise gestürzt worden war. 0:1 hatte die Club-U19 damals gegen den KSC verloren, für den ein gewisser Hakan Calhanoglu auflief, war abgestiegen in die Bayernliga. Und alle rätselten, wie schlimm das nun ist: ein Jahr nur zweitklassig mit der A-Jugend, eine mittlere Katastrophe für die Ausbildung der Talente des damals noch Bundesligisten 1. FC Nürnberg.
Ein Übergangsjahr nannte man den Betriebsunfall dann beim Club und, der Wiederaufstieg wurde zum wichtigsten Punkt der Jugendarbeit erklärt, zu einer Pflicht. Rainer Zietsch, der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, der als Interimstrainer vergeblich versucht hatte, den Klassenerhalt nach zwei Trainerentlassungen noch mit einem Wunder zu schaffen, übergab Pellegrino Matarazzo die Mannschaft. Einem studierten Mathematiker aus New Jersey also, der vor vielen Jahren den Entschluss gefasst hatte, nach Deutschland zu kommen, um Fußballprofi zu werden.
Er landete nach Jahren als Spieler in der Regionalliga irgendwann auch in der U23 beim Club, drei Jahre später startete er seine Trainerkarriere. Tatsächlich führte Matarazzo die U19 dann zurück aus der Bayernliga in die Junioren-Bundesliga. Und da war sie nun, am Nebenplatz des Wildparkstadions, zum ersten Punktspiel.
„Dieses 0:5 hat uns gutgetan“, sagt Matarazzo mittlerweile, es half nach Monaten, in denen dem Club auch die halbe Kraft reichte, um Spiele zu gewinnen, allen die Augen zu öffnen. „In der Bundesliga spielen sie einen anderen Fußball, das haben wir in Karlsruhe verstanden.“ Vor allem Fehler, so Matarazzo, werden eiskalt bestraft.
Der Trainer hat sofort in der nächsten Übungseinheit das Umschaltspiel trainieren lassen, wie man sich bewegt nach Ballverlust und nach Ballgewinn. Sie haben schnell gelernt, seine jungen Nürnberger Fußballer, schon am nächsten Wochenende gegen den VfB Stuttgart hat man das gesehen, Nürnberg hat 2:0 geführt, aber noch 2:4 verloren. „Wir haben aber einen Schritt gemacht.“ Die nächsten folgten, gegen Frankfurt, Mannheim und Freiburg siegte der Club, gegen den Nachwuchs des FC Bayern führte er wieder mit 2:0. Dann traf Jungstar Gianluca Gaudino zweimal, man trennte sich 2:2.
„Wir haben uns nach dem verkorksten Auftakt sehr gut gefangen, haben eine schöne Serie hingelegt“, findet Pellegrino Matarazzo, „dann hatten wir nach dem Derby gegen die Bayern viel Verletzungspech, sind aus dem Rhythmus gekommen.“ Über fünf Wochen lang blieb der Club ohne Sieg. Es war die Zeit, in der sich auch bei den Profis die Krise verschärfte. Valerien Ismaël ließ Cedric Teuchert, Matarazzos A-Jugend-Stürmer, bei den Profis mittrainieren, gegen Sandhausen, bei Ismaëls letztem Spiel als Club-Coach, spielte der 17-Jährige erstmals wenige Minuten, hatte zwar keinen Ballkontakt, war aber trotzdem überglücklich. „Das hat ihm sehr gut getan“, sagt Matarazzo, „aber nicht nur ihm, der ganzen Mannschaft. Weil sie erkennen, dass sie den Sprung schaffen können. Da sehe ich mehrere wie Cedric, die dieses Potential haben.“
Am Tag nach dem Sandhausen-Spiel spielte Teuchert schon wieder für die U19, er wollte unbedingt, sie gewann das Derby gegen Fürth mit 1:0, holte aus den verbleibenden vier Spielen bis zur Pause noch fünf Punkte. Jetzt, am Samstagnachmittag, ein 2:2 gegen den Karlsruher SC. Beide Tore erzielte Teuchert. „Ich habe wirklich eine gute Mannschaft“, findet Pellegrino Matarazzo, „wir hätten oft mehr mitnehmen können, wenn wir nur mehr Tore schießen würden.“ Das Saisonziel bleibt deshalb der Klassenerhalt, der Club steht im soliden Mittelfeld der Tabelle, sechs Punkte beträgt der Abstand zu den Abstiegsrängen.
„Ich glaube, die Pause kommt jetzt zum richtigen Augenblick“, sagt der Coach. Er findet, sie wirkten zuletzt müde. „Außerdem sprechen die Jungs schon so viel über Weihnachten.“