2024-04-25T10:27:22.981Z

Star des Spieltages
Marco Vollhardt (oben rechts) setzt zu einem seiner gefürchteten Freistößen an!
Marco Vollhardt (oben rechts) setzt zu einem seiner gefürchteten Freistößen an!

Star des Spieltages: Marco Vollhardt

+++ Burkhardsfeldener siegt deutlich +++ Verletztungen verhindern Traum von der Profikarriere +++ Geburtstagsfeier mit italienischem Nationalspieler +++ "Fußball mit Freunden und mit Spaß ist mitunter mehr Wert als Geld!"

Eine neue Woche, ein neuer „Star des Spieltages“ - und der Gewinner musste sich diesmal sogar gegen acht weitere Nominierte durchsetzen. Dies tat er aber mit einer ungeheuren Souveränität von über 40 Prozent der abgegebenen Stimmen. ASV Gießens Chris Reuling, immerhin schon zweimaliger Sieger unseres beliebten Votings, kam als Zweiter, „nur“ auf 18 Prozent, was immer noch amtlich ist. Daher geht unser Glückwunsch für seine starke Leistung und für die Wahl zum „Star des Spieltages“ aber in dieser Woche völlig zu Recht an Marco Vollhardt von den SF Burkhardsfelden.

Trainer Stefan Heupel ist voll des Lobes über momentan zum Innenverteidiger umfunktionierten Schützling. „Marco ist natürlich ein absoluter Führungsspieler bei unserer Mannschaft. Zudem kann er einen Bärenschuss, mit dem er ein Kalb umschießen kann. Aber natürlich ist er nicht nur auf dem Platz eine wichtige Persönlichkeit, sondern auch außerhalb. Er ist ja auch schon im Vereinsvorstand tätig, was in seinem Alter ja nicht gerade normal ist. „Manchmal lässt er ein bisschen früh den Kopf hängen, wenn es nicht so läuft. Da muss er einfach auch ein wenig konstanter werden. Aber ist ja letztlich ein junger Bursche.“

In der Tat ist Marco Vollhardt erst 23 Jahre jung. Doch sein Leben, vor allem sein fußballerisches Leben, ist schon von den vielfältigsten Eindrücken geprägt.

Bereits mit vier Jahren begann der kleine Marco bei der JSG Harbach mit der Kickerei. Mit 12, 13 Jahren zog es in zur TSG Wieseck, die für ihre gute Jugendarbeit ja seit längerer Zeit bekannt sind. Vollhardt entwickelte sich prächtig, durchlief diverse Auswahlen wie die Bezirks-oder Hessenauswahl, deren Kapitän er in der U14 und U15 sogar war. So war es nicht verwunderlich, dass Profiteams, deren Junioren bereits in der Bundesliga kickten, auf Vollhardt aufmerksam wurden.

Und nach langem Abwägen entschied sich Marco Vollhardt, zum FC Bayern München zu wechseln. „Ich habe das natürlich mit meinen Eltern besprochen. Die Bayern schienen mir einfach die besten Strukturen zu bieten, auch was die Verbindung mit der schulischen Laufbahn anging. Das war für mich ein wichtiger Aspekt.“ Mit den B-Junioren des Rekordmeisters wurde Vollhardt auch prompt deutscher Meister. Doch das Schicksal schlug kurz darauf knallhart zu: eine schwere Knieverletzung setzte ihn nahezu neun Monate außer Gefecht. Den Anschluss bei den Bayern noch einmal herzustellen schien unmöglich. Vollhardt entschied sich zu einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt. Doch nach einen guten ersten Jahr traf es ihn erneut. Neuerliche Knieverletzung, die den großen Ambitionen ein jähes Ende setzte.

„Ich musste mich dann natürlich entscheiden, auch wenn ich ursprünglich sicherlich einmal andere Pläne hatte. Also bin ich wieder nach Mittelhessen zurückgekehrt“, so der 23-Jährige.

Zwar spielte Vollhardt zunächst noch bei Eintracht Wetzlar und beim VfB 1900 Gießen, so richtig wohl fühlte er sich aber bei beiden nicht. Zudem hatte er immer wieder mit Blessuren zu kämpfen, die sicherlich auch zermürbend waren.

So entschied sich Marco Vollhardt letztlich dazu, einen völlig anderen Weg einzuschlagen. Er legte Wert auf seinen Beruf und ist seit mittlerweile fünf Jahren im Vertrieb in der Sport-und Gesundheitsbranche tätig. Ganz mit dem Kicken aufhören wollte er aber nicht, also stellte er sich die Frage „Warum nicht mal irgendwo etwas aufbauen?“. Und weil aufgrund einiger guter Kumpels eine enge Beziehung zu den Burkhardsfeldener Sportfreunden bestand, wechselte Vollhardt in die damalige Kreisliga B Alsfeld.

„Burkhardsfelden hatte manchen Aufstieg, aber auch mehrere Abstiege hinter sich, konnte sich in der A-Klasse nicht etablieren. Und da gute Kumpels von mir dort kicken, wollte ich da gerne spielen.“

Aber nicht nur der reine Fußballsport stand für Vollhardt im Vordergrund. „Erst einmal war es wichtig, wieder Leute zum Fußball zu locken, einen auch mengenmäßig ordentlichen Kader zusammenzubekommen. Ich habe Spieler angesprochen und gefragt, ob sie bereit sind, einen gewissen Betrag zu bezahlen, was natürlich schwierig war. Dadurch haben wir dann aber für alle Fußballoutfits anschaffen können, über Stutzen, Hosen oder Trikots. Und ein wenig habe ich natürlich auch meine Kontakte ausgenutzt und den einen oder anderen Euro von Sponsoren erhalten.“

Ein Stückweit Professionalität wollte Marco Vollhardt auch in einen B-Liga-Verein bringen. Und dies scheint nach ein paar Jahren rückblickend gelungen zu sein. Die Sportanlage und vor allem der Rasen der Sportfreunde ist über die Kreis-Grenzen hinaus bekannt als eine der besten (Fupa berichtete über „Greenkeeper“ Kurt Gans), und auch die Mannschaft hat sich nach dem Aufstieg und dem sechsten Tabellenplatz des Vorjahres gemausert. Er selbst ist mittlerweile auch als zweiter Vorsitzender bei den Sportfreunden tätig.

Insgesamt ist Marco Vollhardt mit der Entwicklung sehr zufrieden und lobt sowohl den Verein als auch seine Mitspieler. „Wir haben hier in Burkhardsfelden ein Umfeld , das seinesgleichen sucht. Da gibt es sicherlich eine Reihe höherklassiger Vereine, die längst nicht so gut aufgestellt sind“, schwärmt Vollhardt. „Aber auch das Training kann sich mittlerweile sehen lassen. Wir haben meist über 20 Leute bei den Einheiten und zusammen mit der zweiten Mannschaft haben wir fast 40 Spieler zusammen. Darauf kann man aufbauen.“

Unter Druck setzen lassen sich der 23-Jährige und seine Teamkollegen allerdings nicht. „Es wäre natürlich schön, mit den Sportfreunden auf absehbare Zeit in der Kreisoberliga zu spielen. Aber unser Ziel war die Verbesserung des 6. Vorjahresplatzes. Werden wir Vierter oder Fünfter bin ich damit auch zufrieden“, so Vollhardt, fügt aber schmunzelnd an. „Wenn wir auf dem zweiten Platz bleiben würden, hätte da aber sicherlich auch keiner etwas dagegen.“

Obwohl er nur noch in der A-Liga kickt, hält Marco Vollhardt dennoch Kontakt zu einigen seiner früheren Mitspielern, die es mitunter in höhere Ligen geschafft haben. Yannick Stark, kürzlich noch bei 1860 München, mittlerweile bei Darmstadt 98 unter Vertrag, hat er schon besucht und auch ein italienischer Nationalspieler zählt zu seinen besten Freunden. „Mit Roberto Soriano, den ich von Bayern München her kenne, bin ich gut befreundet. Letztes Jahr habe ich ihn in Genua anlässlich meines Geburtstages besucht,“ erzählt Vollhardt. „Dabei durfte ich auch Shkodran Mustafi kennenlernen.“ Unser Weltmeister Mustafi, gebürtiger Hesse, kickte mit Soriano zusammen bei Sampdoria Genua in der Serie A. Nachdem Mustafi mittlerweile nach Valencia abgewandert ist, hat Soriano dagegen unter Antonio Conte den Sprung zum Nationalspieler geschafft und debütierte Ende des vergangenen Jahres. „Wir stehen natürlich in Kontakt und ich freue mich natürlich sehr für ihn“, so Marco Vollhardt.


Roberto Soriano (Aktiv bei Sampdoria Genua, ital. Nationalspieler und gebürtiger Darmstädter) zusammen mit Marco Vollhardt.

Generell zählen Reisen abseits des Fußballplatzes zu seinen Lieblingshobbies, sei es nach München oder gleich in die USA. Aber auch die Zeit mit seinen guten Freunden, auch aus der Mannschaft, genießt Marco Vollhardt und stellt im Gespräch abschließend fest: „Mit den Freunden Fußball zu spielen, sich wohl zu fühlen und Spaß zu haben, ist einfach toll. Und wahrscheinlich mehr Wert als 300 oder 400 Euro mehr auf dem Konto“. Und wenn man ihm so zuhört, nimmt man das Marco Vollhardt trotz seines so unglücklich geplatzten Traumes vom Fußballprofi absolut ab.

Aufrufe: 02.4.2015, 18:00 Uhr
Marc SteinertAutor