Stammheimer Zitterfestspiele

Bis dann die dritte Führung der Platzherren über die Zeit gerettet war, zeigte das Team von Trainer Thomas Oesterwinter seiner Anhängerschaft eine besondere Darbietung: Die Stammheimer Zitterfestspiele. „Es ist mir unbegreiflich, wie wir nach einer Führung derart die Dominanz im Mittelfeld verlieren können“, wetterte der SC-Coach nach dem Abpfiff.

Yildizeli macht sein fünftes Saisontor

Dabei hatte bis zum Ende der ersten Hälfte nur wenig darauf hingedeutet, dass die Nord-Stuttgarter noch ernsthafte Probleme bekommen könnten. Zweikampfstark und taktisch diszipliniert ließen sie den Tabellenletzten kaum ins Spiel, geschweige denn vor das Stammheimer Tor kommen. Und mit ein bisschen mehr Zielstrebigkeit und Kaltschnäuzigkeit wäre die Begegnung praktisch schon nach einer Viertelstunde entschieden gewesen. In der 4. Minute verzog Marco Bardaro nach Pass von Tobias Oesterwinter vor dem Buchener Tor. In der 7. Minute klatschte ein noch leicht abgefälschter Kopfball von Michael Schunger nach einem Freistoß vom Emre Yildizeli an den Pfosten. In der 14. Minute schließlich das 1:0, das beispielhaft für die Spielweise des SC in großen Teilen des ersten Abschnitts war. Marco Schwalb eroberte den Ball nach einem Abschlag von TSV-Torwart Patrick Negele und leitete das Spielgerät schnell weiter zu Tobias Oesterwinter. Dessen Vorlage verwertete Yildizeli zur Führung.

Auch danach bestimmte der SC klar das Geschehen, aber ein erster kleiner Bruch war erkennbar. Die Konsequenz in den Zweikämpfen ließ ein bisschen nach; Chancen waren zwar ausreichend vorhanden, aber den Zuspielen und Flanken mangelte es an der letzten, zum Torerfolg noch nötigen Präzision. Die Quittung für diese kleinen Nachlässigkeiten folgte in der Nachspielzeit von Hälfte eins, als Markus Bolkart den Ball in den Lauf von Schewetzky hob, der zum 1:1 vollendete. „Da stehen fünf unserer Leute um Bolkart rum und er bringt das Zuspiel trotzdem an den Mann“, schimpfte SC-Trainer Oesterwinter.

Buch bekommt immer mehr Zugriff auf das Spiel

Ein Weckruf war der Gegentreffer jedenfalls. Denn zu Beginn von Hälfte zwei besannen sich die Nord-Stuttgarter wieder auf ihre Tugenden. Zwar hatten der eingewechselte Alexander Herzog und Tobias Oesterwinter innerhalb der ersten drei Minuten in Hälfte zwei noch dicke Chancen liegenlassen, tat das Yildizeli in der 60. Minute nicht. Auf Vorlage von Marco Schwalb erzielte er das 2:1. Allerdings mit der Konsequenz, dass wieder ein Bruch im Stammheimer Spiel entstand, der diesmal etwas größer ausfallen sollte.

Die Buchener übernahmen mehr und mehr die Feldhoheit und kamen in der 75. Minute zum – vermeidbaren – Ausgleich. Nach einem Freistoß von Manuel Schrapp durfte Roland Salger per Kopf für Schewetzky vorlegen, der seinerseits unbedrängt zum Kopfball kam. Lang währte die Freude der Gäste über den Ausgleich aber nicht. Bei einem der inzwischen seltenen Entlastungsangriffe des SC ging Roland Salger ungeschickt in den Zweikampf mit Dominick Maier. Nach Rücksprache mit dem Linienrichter verhängte Schiedsrichter Jochen Rottner einen Strafstoß gegen den TSV, den Stammheims Kapitän Matthias Kassaye sicher verwandelte.

Nach der erneuten Führung war es mit der Stammheimer Herrlichkeit endgültig vorbei. Die Gäste berannten das Tor der Platzherren unermüdlich und stürzten den praktisch nur noch irgendwie verteidigenden SC von einer Verlegenheit in die andere. Die beste Möglichkeit zum abermaligen Ausgleich ließ Selim Civek liegen, der in der 81. Minute frei zum Kopfball kam, den Ball aber knapp neben das Tor setzte.

Und so gab es trotz des dritten Saisonsiegs für den SC-Trainer noch einiges zu kritisieren. „Wir schaffen es einfach nicht, nach einer Führung Ballsicherheit und Ruhe reinzubringen“, sagte Oesterwinter. „Daran werden wir arbeiten müssen.“

SC Stammheim: Röhl – Bardaro, Peringer, Schunger, Christian Schwalb – Kassaye, Griebel (81. Kromm) – Marco Schwalb (63. Maier), Djelassi (46. Herzog) – Tobias Oesterwinter – Yildizeli (89. Marra).

TSV Buch: Patrick Negele – Dominik Negele (73. Rappl), Roland Salger, Amann, Schewetzky – Jenuwein (63. Hampel), Kiecke, Schrapp, Andreas Salger (73. Cicek) – Bolkart, Sailer (63. Wanner.)