Stammheimer Aufholjagd startet zu spät

Sollten die Landesligafußballer des SC Stammheim auf die Idee kommen, ein Buch mit dem Titel ,,Blöd gelaufen" zu veröffentlichen, dann wären sie seit Sonntag um ein Kapitel reicher. Denn das 3:4 beim Mitaufsteiger FV 09 Nürtingen fällt exakt in jene Rubrik. Wieder einmal summierten sich zu viele kleinere Fehler bei den Nord-Stuttgartern zu einer Niederlage auf, die nun schon die sechste in Folge war - und dies trotz einer von der ersten bis zur letzten Minute sehr engagierten Leistung. Zum Glück für den SC rissen auch die Konkurrenten im Tabellenkeller keine Bäume aus, weshalb das Team von Trainer Thomas Oesterwinter wie in der Vorwoche auf dem 13. Tabellenrang bleibt.

Jurkovic und Schunger nicht mit dabei

Die Stammheimer hatten die Hoffnung gehegt, die Pleitenserie beenden zu können. Doch schon vor dem Anpfiff gab es zwei Hiobsbotschaften. Torwart Milan Jurkovic fehlte aus beruflichen Gründen, Abwehrchef Michael Schunger hatte sich eine Nackenverletzung zugezogen. Für Jurkovic sprang Marc Röhl ein. Schungers Posten übernahm Rudi Hartmann.

In Nürtingen versuchte der SC, den Gegner durch frühes Attackieren am Spielaufbau zu hindern. Zudem verteidigten die Nord-Stuttgarter weit vorgeschoben. Beides klappte zumeist ganz gut. Der FV, bekannt für sein schnelles Umschaltspiel, tappte mehrfach in die Abseitsfalle des SC. Doch zweimal griff die SC-Taktik nicht: In der 9. Minute verfehlte Alex König das Tor, in der 22. Minute verpasste es David Coconcelli, die Platzherren in Führung zu bringen. Dagegen fehlte es den Gästen in den Offensivaktionen schlicht an Durchschlagskraft - und dies, obwohl sich der SC in Hälfte eins sieben Eckbälle erarbeitete.

Ballverluste Stammheim - Tor Nürtringen

Dass eine Standardsituation durchaus zum Torerfolg genutzt werden kann, bewies der FV in der 26. Minute: Der aufgerückte Innenverteidiger Thomas Burkhardt köpfte nach einem Eckstoß von Daniel Schwindt zum 1:0 ein. Und weil die Stammheimer zurzeit ihre Gegentore gern im Doppelpack kassieren, schlug es keine zwei Minuten später erneut ein. Eine weite Flanke war nicht unterbunden worden, der Querpass von Alex König ebenso wenig. Coconcelli ließ den Ball durch, der bei Manuel Rothweiler landete. Der Nürtinger Stürmer stand zwar mit dem Rücken zum Tor, durfte sich aber dennoch drehen und zum 2:0 vollenden. ,,Das darf einfach nicht passieren", ärgerte sich SC-Coach Thomas Oesterwinter über die leichtfertige Handlungsweise der Stammheimer Defensive, die auch beim ersten Tor der Gastgeber keine gute Figur gemacht hatte.

Zwar kämpfte der SC nach dem Rückstand erst recht, doch zu oft scheiterten die Angriffe durch Fehlpässe und Ballverluste schon im Ansatz. Und wenn dann einmal ein schneller und präziser Spielzug gelang, dann endete er so wie in der 47. Minute: Nach Doppelpass zwischen Schauki Djelassi und Tobias Oesterwinter rettete Fatih Gaygusuz im letzten Moment vor den einschussbereiten Djelassi. Doch schon vier Minuten später führte ein bekanntes Prinzip zum dritten Nürtinger Treffer: Ein Stammheimer Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, gepaart mit zu langsamer Rückwärtsbewegung führten zu einem Zuspiel von Schwindt auf Coconcelli, der nicht am Schuss gehindert wurde und das 3:0 erzielte.

"Verein steht hinter dem Trainer und hinter der Mannschaft."

Danach ließen es die Platzherren ein bisschen gemütlicher angehen - was sich beinahe gerächt hätte. Denn nach der insgesamt neunten Stammheimer Ecke klappte es schließlich mit dem Toreschießen. Sergio Mavingas Eckstoß köpfte Tobias Oesterwinter zum 1:3-Anschluss ein. Damit war die Aufholjagd eröffnet. Doch der Rückschlag folgte bald. In der 65. Minute schätze Djelassi eine Situation falsch ein und ließ Timo Mader damit freie Bahn in Richtung Tor. SC-Keeper Marc Röhl fing den Ball zwar ab, holte dabei aber Mader von den Beinen. Die Konsequenz: Elfmeter für Nürtingen, der sicher von Loris Bauer verwandelt wurde.

Es ehrt die Nord-Stuttgarter, dass sie danach nicht einbrachen, sondern weiter kämpften. Das brachte in der 82. Minute zunächst das 2:4 durch Djelassi. Aber das Stammheimer Wunder blieb aus. Mehr als das 3:4 in der Nachspielzeit - übrigens nach einem Eckstoß von Djelassi durch Mavinga erzielt - kam nicht mehr zustande.

,,Wenn ich auswärts drei Tore schieße, dann muss ich wenigstens einen Punkt mitnehmen", schimpfte SC-Coach Thomas Oesterwinter. Auch Abteilungsleiter Wolfgang Scheck haderte mit dem sportlichen Schicksal, gab aber moralischen Rückhalt: ,,Es läuft gerade alles gegen uns. Aber der Verein steht hinter dem Trainer und hinter der Mannschaft."

1. SV Ebersbach/Fils 11 9 0 2 18 : 3 15 27 2. TSV Bad Boll 11 8 2 1 32 : 15 17 26 3. Calcio Leinfelden-Echterdingen 11 7 2 2 26 : 14 12 23 4. SC Geislingen 11 6 4 1 22 : 11 11 22 5. TSG Hofherrnweiler-Unterrombach (Auf) 11 6 2 3 28 : 15 13 20 6. TSV Weilheim/Teck 11 5 3 3 16 : 10 6 18 7. FV 09 Nürtingen (Auf) 11 5 2 4 17 : 14 3 17 8. TV Echterdingen 11 5 1 5 20 : 23 -3 16 9. TSGV Waldstetten 11 4 2 5 18 : 18 0 14 10. TSV Blaustein (Auf) 11 4 1 6 21 : 18 3 13 11. SV Bonlanden 11 3 3 5 15 : 20 -5 12 12. Sportfreunde Dorfmerkingen 11 3 2 6 9 : 18 -9 11 13. SC Stammheim (Auf) 11 3 1 7 16 : 29 -13 10 14. TSV Köngen 11 2 2 7 9 : 23 -14 8 15. TSV Buch 11 2 1 8 11 : 24 -13 7 16. SV Ebnat (Auf) 11 2 0 9 9 : 32 -23 6