Offen, konstruktiv und ehrlich – das ist es, was die Sport- und Kulturvereine im Umgang mit der Stadt Weiden schätzen. Auf diesen Nenner lässt sich das Treffen der von der eventuellen Schließung der Mehrzweckhalle betroffenen Vereine bringen, das am Mittwochabend im VIP-Raum des Funktionsgebäudes des Fußball-Bayernligisten SpVgg SV Weiden stattfand. Die Bürgermeister Jens Meyer (SPD) und Lothar Höher (CSU) beruhigten, nachdem der derzeit sich im Urlaub befindliche Oberbürgermeister Kurt Seggewiß letzte Woche bekanntgab, dass die MZH wegen der Unterbringung von rund 200 Asylbewerbern den Winter über für jegliche Veranstaltungen geschlossen wird, die aufgebrachten Gemüter. „Nur im Extremfall wird die Mehrzweckhalle mit Flüchtlingen belegt. Wir werden der Regierung einen Plan B unterbreiten“, sagten die beiden Politiker unisono, die die Stadtverwaltung zudem angewiesen haben, die Halle ab Montag nicht zu schließen.
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird – das wurde bei den Aussagen Meyers und Höhers im vollbesetzten VIP-Raum deutlich. Heißt konkret: Die Stadt rudert nach den von OB Seggewiß getroffenen Aussagen, dass es Fakt sei, dass die Mehrzweckhalle rund ein halbes Jahr für sportliche und kulturelle Veranstaltungen geschlossen werde, deutlich zurück. Meyer brachte es dabei auf den Punkt: „Der massive und verständliche Widerstand der Vereine, für die durch eine Schließung durchaus die Existenz auf dem Spiel steht, hat uns dazu bewogen, einen anderen Plan auszuarbeiten und den der Regierung der Oberpfalz zu unterbreiten. Die Mehrzweckhalle ist auch nicht meine Wunschunterbringung, weshalb bis zum Fristende am Montag weiterhin intensiv nach anderen Liegenschaften suchen“, sagte der SPD-Politiker.
Sein CSU-Kollege Höher sprach nochmals das aus, was ausnahmslos alle anwesenden Vereinsvertreter und Veranstalter – rund 25 waren vor Ort – dachten: „Wir brauchen eine Lösung, die die Bevölkerung der Stadt komplett mitträgt. Denn wir wollen ja helfen“ CSU-Stadtrat Hans Sperrer und Thomas Binner, Sportlicher Leiter der SpVgg SV Weiden, ergänzten: „Im Sport geht es um Emotionen. Und auch bei der Unterbringung der Asylbewerber ist dies der Fall. Aber hier geht es um Existenzen, weshalb eine für alle verträgliche Lösung gefunden werden muss.“
Die gibt es offenbar, wie Meyer erklärte, ohne konkreter zu werden: „Eine Alternative sind vor, dass wir eine Halle für 120 Flüchtlinge zur Verfügung stellen können.“ CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Pausch fügte an, dass es für die der Regierung der Oberpfalz genügend Argumente geben würde, die für zwei kleinere Lösungen sprächen. „Die Mehrzweckhalle ist das Herzstück des Weidener Sports und auch für kulturelle Veranstaltungen“, so Pausch.
Dietmar Paulus, zweiter Vorsitzender der SpVgg SV, die als Gastgeber für dieses gemeinsam mit Franz Bäumler, dem Vorsitzenden des FC Weiden-Ost, organisierte Treffen fungierte, wünschte sich in seiner Begrüßung eine faire und nicht politisch gefärbte Diskussion. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, sagte Paulus. Reiner Nachtigall, Schriftführer der SpVgg SV, der die Veranstaltung moderierte, umriss nochmals, was in der letzten Woche nach der Bekanntgabe, dass die MZH für Asylbewerber genutzt werden soll, alles passiert sei. „Wir wollen eine gemeinsame Lösung erarbeiten und der Stadt aufzeigen, was eine mögliche Schließung der Halle für Auswirkungen für uns hat“, erklärte Nachtigall.
Meyer, der eingestand, dass er letzte Woche von der Meldung genauso wie alle Anwesenden überrascht worden sei, erklärte den Vereinsvertretern nochmals die Hintergründe der eventuellen Aufnahme von Asylbewerbern. Demnach sieht der in drei Stufen unterteilte Notfallplan der Bayerischen Staatsregierung vor, dass bis zum 3. November alle 96 Landkreise und kreisfreien Städte ihr konkrete Unterkünfte vorlegen müssen, wo sie notfalls 200 bis 300 Flüchtlinge unterbringen können. Die Frist dafür läuft am kommenden Montag aus. Dieses hat die Regierung in einem Schreiben vom 20. Oktober angewiesen.
„Dabei ist es derzeit aus verschiedenen Gründen überhaupt fraglich, ob wir als Stadt Weiden Asylbewerber aufnehmen müssen“, sagte Meyer. Denn erfahrungsgemäß ebbe der Flüchtlingsstrom während der Wintermonate ab, so dass die in der Oberpfalz vorhandenen Kapazitäten durchaus ausreichen könnten. „Aber wir müssen der Regierung bis zum Montag unsere Unterbringungsmöglichkeit melden. Und wir suchen intensiv nach Alternativen. Wenn es welche gibt, werden wir diese melden und nicht die Mehrzweckhalle. Wenn nicht, dann wird sie es sein.“
Das nächste Treffen der Vereine mit den Vertretern der Stadt und der Politik findet nach der Bekanntgabe der Entscheidung der Stadt an die Regierung statt und wird kurzfristig statt.
Insgesamt 19 Objekte hat die Stadt Weiden in den letzten Tagen auf ihre Tauglichkeit zur Aufnahme von Asylbewerbern unter die Lupe genommen. Die meisten sind aus baulichen, brandschutz- und nutzungsrechtlichen Gründen nicht dafür geeignet. Untersucht wurden:
Welche Auswirkungen eine mögliche Nichtnutzung der Mehrzweckhalle in den Wintermonaten hätte, machten folgende Vereine und Veranstalter deutlich:
Zudem kommt auf alle Vereine der Ausfall von Sponsorengeldern zu, denn die Sponsoren sind mit Plakaten und Bandenwerbung in der Mehrzweckhalle bei den jeweiligen Veranstaltungen vertreten.