2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Vereinsvertreter und die Politiker der Stadt Weiden loteten am Mittwochabend Lösungsmöglichkeiten aus, sollte die Mehrzweckhalle dennoch den Winter über für Veranstaltungen gesperrt werden. Foto: Landgraf
Die Vereinsvertreter und die Politiker der Stadt Weiden loteten am Mittwochabend Lösungsmöglichkeiten aus, sollte die Mehrzweckhalle dennoch den Winter über für Veranstaltungen gesperrt werden. Foto: Landgraf

Update: Stadt sucht nach anderen Lösungen

Mit OTV-Video: Schließung der Weidener Mehrzweckhalle hat zum Teil existenzielle Folgen für die Vereine +++ Bürgermeister Jens Meyer: "Wir basteln eifrig am Plan B" +++ Entscheidung am 3. November

Offen, konstruktiv und ehrlich – das ist es, was die Sport- und Kulturvereine im Umgang mit der Stadt Weiden schätzen. Auf diesen Nenner lässt sich das Treffen der von der eventuellen Schließung der Mehrzweckhalle betroffenen Vereine bringen, das am Mittwochabend im VIP-Raum des Funktionsgebäudes des Fußball-Bayernligisten SpVgg SV Weiden stattfand. Die Bürgermeister Jens Meyer (SPD) und Lothar Höher (CSU) beruhigten, nachdem der derzeit sich im Urlaub befindliche Oberbürgermeister Kurt Seggewiß letzte Woche bekanntgab, dass die MZH wegen der Unterbringung von rund 200 Asylbewerbern den Winter über für jegliche Veranstaltungen geschlossen wird, die aufgebrachten Gemüter. „Nur im Extremfall wird die Mehrzweckhalle mit Flüchtlingen belegt. Wir werden der Regierung einen Plan B unterbreiten“, sagten die beiden Politiker unisono, die die Stadtverwaltung zudem angewiesen haben, die Halle ab Montag nicht zu schließen.

Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird – das wurde bei den Aussagen Meyers und Höhers im vollbesetzten VIP-Raum deutlich. Heißt konkret: Die Stadt rudert nach den von OB Seggewiß getroffenen Aussagen, dass es Fakt sei, dass die Mehrzweckhalle rund ein halbes Jahr für sportliche und kulturelle Veranstaltungen geschlossen werde, deutlich zurück. Meyer brachte es dabei auf den Punkt: „Der massive und verständliche Widerstand der Vereine, für die durch eine Schließung durchaus die Existenz auf dem Spiel steht, hat uns dazu bewogen, einen anderen Plan auszuarbeiten und den der Regierung der Oberpfalz zu unterbreiten. Die Mehrzweckhalle ist auch nicht meine Wunschunterbringung, weshalb bis zum Fristende am Montag weiterhin intensiv nach anderen Liegenschaften suchen“, sagte der SPD-Politiker.

Sein CSU-Kollege Höher sprach nochmals das aus, was ausnahmslos alle anwesenden Vereinsvertreter und Veranstalter – rund 25 waren vor Ort – dachten: „Wir brauchen eine Lösung, die die Bevölkerung der Stadt komplett mitträgt. Denn wir wollen ja helfen“ CSU-Stadtrat Hans Sperrer und Thomas Binner, Sportlicher Leiter der SpVgg SV Weiden, ergänzten: „Im Sport geht es um Emotionen. Und auch bei der Unterbringung der Asylbewerber ist dies der Fall. Aber hier geht es um Existenzen, weshalb eine für alle verträgliche Lösung gefunden werden muss.“

Die gibt es offenbar, wie Meyer erklärte, ohne konkreter zu werden: „Eine Alternative sind vor, dass wir eine Halle für 120 Flüchtlinge zur Verfügung stellen können.“ CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Pausch fügte an, dass es für die der Regierung der Oberpfalz genügend Argumente geben würde, die für zwei kleinere Lösungen sprächen. „Die Mehrzweckhalle ist das Herzstück des Weidener Sports und auch für kulturelle Veranstaltungen“, so Pausch.

Dietmar Paulus, zweiter Vorsitzender der SpVgg SV, die als Gastgeber für dieses gemeinsam mit Franz Bäumler, dem Vorsitzenden des FC Weiden-Ost, organisierte Treffen fungierte, wünschte sich in seiner Begrüßung eine faire und nicht politisch gefärbte Diskussion. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, sagte Paulus. Reiner Nachtigall, Schriftführer der SpVgg SV, der die Veranstaltung moderierte, umriss nochmals, was in der letzten Woche nach der Bekanntgabe, dass die MZH für Asylbewerber genutzt werden soll, alles passiert sei. „Wir wollen eine gemeinsame Lösung erarbeiten und der Stadt aufzeigen, was eine mögliche Schließung der Halle für Auswirkungen für uns hat“, erklärte Nachtigall.

Meyer, der eingestand, dass er letzte Woche von der Meldung genauso wie alle Anwesenden überrascht worden sei, erklärte den Vereinsvertretern nochmals die Hintergründe der eventuellen Aufnahme von Asylbewerbern. Demnach sieht der in drei Stufen unterteilte Notfallplan der Bayerischen Staatsregierung vor, dass bis zum 3. November alle 96 Landkreise und kreisfreien Städte ihr konkrete Unterkünfte vorlegen müssen, wo sie notfalls 200 bis 300 Flüchtlinge unterbringen können. Die Frist dafür läuft am kommenden Montag aus. Dieses hat die Regierung in einem Schreiben vom 20. Oktober angewiesen.

„Dabei ist es derzeit aus verschiedenen Gründen überhaupt fraglich, ob wir als Stadt Weiden Asylbewerber aufnehmen müssen“, sagte Meyer. Denn erfahrungsgemäß ebbe der Flüchtlingsstrom während der Wintermonate ab, so dass die in der Oberpfalz vorhandenen Kapazitäten durchaus ausreichen könnten. „Aber wir müssen der Regierung bis zum Montag unsere Unterbringungsmöglichkeit melden. Und wir suchen intensiv nach Alternativen. Wenn es welche gibt, werden wir diese melden und nicht die Mehrzweckhalle. Wenn nicht, dann wird sie es sein.“

Das nächste Treffen der Vereine mit den Vertretern der Stadt und der Politik findet nach der Bekanntgabe der Entscheidung der Stadt an die Regierung statt und wird kurzfristig statt.

Insgesamt 19 Objekte hat die Stadt Weiden in den letzten Tagen auf ihre Tauglichkeit zur Aufnahme von Asylbewerbern unter die Lupe genommen. Die meisten sind aus baulichen, brandschutz- und nutzungsrechtlichen Gründen nicht dafür geeignet. Untersucht wurden:

  • Altes Würschinger Gebäude
  • Bürotrakt der ehemaligen PFA
  • Schrepel-Halle
  • GVS-Halle
  • Puckel-Halle
  • AZUBI-Halle
  • PLUS-Markt in der Christian-Seltmann-Str.
  • Praktiker-Gebäude
  • Alter Schlachthof
  • Altes Postgebäude
  • Josefshaus
  • Südwolle
  • Pfarrheim Herz Jesu
  • Alte Schule in Rothenstadt
  • Hallen des TC am Postkeller
  • Wohngebäude in der Bauscherstr.
  • Wohngebäude in der Schweigerstr.
  • Tennishallen des TC Grün-Rot Weiden
  • Ostmark-Kaserne

Welche Auswirkungen eine mögliche Nichtnutzung der Mehrzweckhalle in den Wintermonaten hätte, machten folgende Vereine und Veranstalter deutlich:

  • BVS Weiden: Fahrtkosten durch die Verlegung eines Spieltages der Rollstuhlbasketballer nach Augsburg.
  • Cocoon Baskets: Verlegungsgebühren für vier Heimspieltage mit insgesamt acht Spielen sowie der Ausfall von drei Trainingseinheiten pro Woche.
  • DJK Weiden: Wegfall der Einnahmen durch den Ausfall zweier Jugendfußball-Hallenturnier Anfang Januar.
  • FC Weiden-Ost: Wegfall der Einnahmen (ca. 2000 Euro) aus 15 Hallenfußballturnieren und zwei Kreismeisterschaften sowie der Ausfall von zwei Trainingseinheiten pro Woche.
  • HC Weiden: Wegfall eines Heimspieltages am 23. November mit zwei Spielen.
  • Judoclub Weiden: Sämtliche Meisterschaftsplanungen sind derzeit wegen fehlender Planungssicherheit auf Eis gelegt. Zudem Sorgen um eine neue Lagermöglichkeit von 400 Quadratmeter Judo-Matten, die einen Wert von rund 50.000 bis 70.000 Euro haben.
  • Narrhalla Weiden: Wegfall von drei Veranstaltungen (Kinderfasching mit 1000 Gästen, Ostbayerisches Kindergarden-Treffen, Lumpenball am Faschingssamstag für den die Band alleine 3500 Euro kostet). Damit verbunden keine Eigenbewirtung und somit das wahrscheinliche aus des 80 Jahre alten Vereins.
  • TB Weiden, Badminton: Schon erfolgte Absage des U15-Playoff-Turniers und Wegfall einer Trainingseinheit pro Woche.
  • TC Postkeller Weiden: Der Tennisverein ist von einer Schließung der MZH nicht unmittelbar betroffen. Aber eine Unterbringung der Asylbewerber am Postkeller würden den Wegfall der Wintersportrunde in der Halle, die Absage des Indoor-Cups und der Ausfall von bereits gebuchten Winter-Tennisstunden bedeuten. Zudem wird ein nicht wieder gut zu machender Imageschaden der angeschlossenen Pizzeria sowie die Beschädigung des Hallenbodens befürchtet.
  • VfB Weiden: Ausfall zweier Hallenturniere im Dezember und Februar (ca. 1200 Euro).
  • Messeveranstalter Conetworx aus Waldsassen: Durch den Ausfall der für 8. März geplanten Regionalmesse ist das Unternehmen existenziell bedroht, Schaden wird auf rund 32.000 Euro beziffert.
  • Rockmusikclub „Salute“: Absage des Tribute-Festivals „Clones of Rock“ am 20. Dezember, zu dem wieder rund 1700 Besucher erwartet werden, Wegfall von Einnahmen in Höhe von 50.000 bis 60.000 Euro.
  • TSV Neunkirchen: Absage eines Jugendturniers, da es keine geeignete Alternative gibt (rund 1000 Euro).
  • Jugendförderverein der SpVgg SV Weiden: Wegfall des Weinfestes, dessen Erlös (rund 2000 Euro) für die Reparatur der Heizungen am NLZ gezahlt werden soll.
  • SpVgg SV Weiden, Seniorenfußball: Wegfall des traditionsreichen und zuschauerträchtigen Medienhaus-Cups, den es seit zehn Jahren gibt, des KIA-Cups, des Retzer-Cups und dreier AH-Turniere. Zudem Wegfall einer Trainingseinheit pro Woche. Geplante Alternative: Turniere werden in Amberg ausgetragen, wobei dies nur beim Medienhaus-Cup möglich wäre, da in Amberg nur Amberger Vereine Hallenstunden bekommen. Großer Imageschaden wird befürchtet, zudem fehlende Einnahmen in Höhe eines guten fünfstelligen Betrages.
  • SpVgg SV Weiden, Juniorenfußball: Kompletter Ausfall aller KEWOG-Hallenturniere vom 27. Dezember bis zum 6. Januar, an denen über 100 Mannschaften aus ganz Bayern teilnehmen, und die seit September geplant wurden. Großer Imageschaden wird befürchtet, zudem stehen so rund 200 bis 300 Trainingseinheiten pro Woche im Nachwuchsleistungszentrum und am DFB-Stützpunkt auf der Kippe, da es keine Ausweichmöglichkeiten für die 200 Jugendlichen im Verein gibt. Eventuell drohen, nachdem die Kriterien nicht mehr aufrecht erhalten werden können, sogar der Wegfall des NLZ und des DFB-Stützpunktes sowie ein mittlerer fünfstelliger Betrag durch die Einnahmen bei den Jugendturnieren.

Zudem kommt auf alle Vereine der Ausfall von Sponsorengeldern zu, denn die Sponsoren sind mit Plakaten und Bandenwerbung in der Mehrzweckhalle bei den jeweiligen Veranstaltungen vertreten.

Hier geht es zum Video von Oberpfalz TV!

Aufrufe: 029.10.2014, 23:48 Uhr
Stephan LandgrafAutor