2024-06-04T08:56:08.599Z

Ligavorschau
Kennen sich seit Jahren: Hans Oertwig vom OFC und TuS-Trainer Christian Städing
Kennen sich seit Jahren: Hans Oertwig vom OFC und TuS-Trainer Christian Städing

Vertraute Rivalen

Oranienburg gegen Sachsenhausen: Die Trainer Hans Oertwig und Christian Städing kennen und schätzen sich / Beim Derby ruht die Wertschätzung

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Diese beiden Trainer kennen sich fast schon ein Vierteljahrhundert: Hans Oertwig vom Oranienburger FC und Christian Städing vom TuS Sachsenhausen. Am kommenden Sonntag stehen sie sich im Stadtderby in der Brandenburgliga gegenüber.

Es war ein Angebot, das er eigentlich nicht hätte ausschlagen können. Der Spandauer BC wurde 1991 in die neu geschaffene Oberliga Nordost – die dritthöchste deutsche Spielklasse – eingegliedert. Der damalige Trainer Oertwig brauchte ein Jahr später dringend einen Linksfuß und hatte den jungen Städing ins Auge gefasst. „Ich wollte ihn unbedingt haben. Christian verfügte über eine sehr gute Spielübersicht und konnte mit dem Ball hervorragend umgehen“, erinnert sich der heutige OFC-Coach. Der Umworbene fühlte sich geehrt, war aber gerade Vater eines Sohnes geworden und gab Oertwig einen Korb. „Das war sportlich sehr schade, aber es wäre mir alles zu viel geworden. Ich war damals gerade Anfang zwanzig“, begründet Städing seine Absage. Seitdem riss der Kontakt zwischen den „Fußballverrückten“ nie wirklich ab, hin und wieder begegnete man sich als Gegner auf dem Platz. Dann lieferten sich die beiden Vollblut-Trainer auch das eine oder andere Wortgefecht. Ihr gegenseitiger Respekt hat darunter aber nie gelitten.

„Das war alles im Rahmen und nach dem Spiel vergessen“, weiß Städing. Hans Oertwig verfolgte die Trainer-Laufbahn des jungen Berliners und bescheinigte diesem Begabung und ein großes Entwicklungspotenzial. Als der heute 62-Jährige 2010 seine Fußball-Technik-Schule auf dem Sportgelände von Forst Borgsdorf veranstaltete und der Klub auf der Suche nach einem neuen Übungsleiter war, empfahl Oertwig der Vereinsführung kurzerhand Städing.

„Ich habe ein Gespräch mit dem Vorsitzenden Manfred Hick geführt und mich für Christian stark gemacht“, verrät er. Und Oertwig sagt heute über seinen Kollegen: „Er hat mich nicht enttäuscht und eine super Arbeit abgeliefert.“ Doch damit nicht genug. Als DFB-Stützpunkttrainer in Berlin-Reinickendorf hatte er Städings Sohn unter seinen Fittichen. „Ich wusste erst gar nicht, dass Christian der Papa ist“, sagte ein damals verdutzter Oertwig.

Die gegenseitige Wertschätzung wird am Sonntag für 90 Minuten ruhen. Die Bedeutung dieses Stadtderbys ist beiden Trainern bewusst. „Der OFC hat seit Jahren gegen Sachsenhausen nicht mehr gewonnen. Unsere Fans lechzen nach einem Sieg“, weiß Hans Oertwig. Die Vorfreude sei bei ihm und der Mannschaft riesengroß.

„Mehr Spannung geht derzeit nicht. In uns allen lebt der Traum, TuS zu schlagen.“Sachsenhausens Trainer Städing will sich gegen die Favoritenrolle erst gar nicht wehren. „Die nehmen wir gerne an. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir gewinnen müssen.“ Vor einer so großen Kulisse, die Städing zweifelsohne erwartet, müsse seine Mannschaft kühlen Kopf bewahren. „Der derzeitige Tabellenplatz des OFC darf uns da nicht blenden“, hebt er warnend den Zeigefinger. Auch wenn es für ein gewonnenes Derby nur drei Punkte gibt, spricht der TuS-Coach von einem Spiel, das mehr Emotionen weckt als alle anderen.

„In Oberhavel ist dieses Duell etwas ganz Besonderes. Die vielen Fans und die einmalige Stimmung sind das Salz in der Suppe. In Berlin kenne ich so etwas nicht“, sagt Städing. Die beiden Fußball-Trainer werden für ihre Teams an der Seitenlinie alles geben. Die Emotionen werden hochkochen, das eine oder andere hitzige Wort dürfte fallen. Doch nach dem Schlusspfiff ist bei Oertwig und Städing alles vergessen. „Wir werden uns die Hand reichen und uns wieder gut verstehen“, sagt der OFC-Coach. Das gebietet die gegenseitige Achtung.

Das FuPa-Brandenburg-Team lässt sich den Krimi nicht entgehen, ist mit dem Video-Team vor Ort und wird per Liveticker berichten. Den Ticker findet Ihr hier.

Aufrufe: 020.3.2015, 10:57 Uhr
MOZ.de / Arne FärberAutor