2024-05-08T14:46:11.570Z

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Selbst am Abend geht es rund auf der Stadion-Baustelle. Die Stadt als Bauherr und der Jahn als Hauptmieter haben sich jetzt auf Details des Mietverhältnisses verständigt. Foto: Contempo Zeitraffer Filmproduktion/Robert Schäwe
Selbst am Abend geht es rund auf der Stadion-Baustelle. Die Stadt als Bauherr und der Jahn als Hauptmieter haben sich jetzt auf Details des Mietverhältnisses verständigt. Foto: Contempo Zeitraffer Filmproduktion/Robert Schäwe

Stadionvermarktung: Stadt gibt sich großzügig

In den Mietverträgen gesteht sie dem Jahn den Löwenanteil der Einnahmen zu +++ Eine Loge für den Bayerischen Fußball-Verband

Am Donnerstag hat der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung - dem Vernehmen nach einstimmig - die Mietverträge zwischen der Stadt und dem SSV Jahn für das neue Stadion abgesegnet. Mittlerweile sind Details durchgesickert: Demnach zahlt der Jahn für rund 500 Quadratmeter Büro- und Nutzflächen eine Kaltmiete von etwa 52000 Euro pro Jahr. An jedem Spieltag werden 5000 Euro fällig - bei 19 Heimspielen in der 3. Liga oder 17 Partien in der Regionalliga und möglichen Pokalspielen sind das rund 100000 Euro pro Jahr. Dazu fließt Geld aus der Parkplatzbewirtschaftung und dem Catering an die Stadt.

Der Vertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren und beginnt mit der Übergabe des Stadions an die Stadt Anfang Juli. Die Konditionen für die Nutzung der Arena sind abhängig von der Ligazugehörigkeit und durchaus neu verhandelbar. So soll nach zwei Jahren geprüft werden, ob die Stadionmiete der finanziellen Leistungsfähigkeit des Vereins entspricht. Wird sie von beiden Seiten als angemessen betrachtet, soll die vereinbarte Miete bis zum Ende der Laufzeit im Jahr 2025 weiter gelten. Grundsätzlich nicht in der laufenden Miete enthalten ist die Nutzung der Rasenheizung. Deren Betrieb wird extra in Rechnung gestellt, weil dadurch die Betriebskosten für einen Spieltag entsprechend steigen.

Erst im “Oberhaus” wird's teurer

In der 2. Liga müsste der Jahn 15000 Euro pro Spieltag berappen, in der Bundesliga das Doppelte. Sollte der Jahn in eines der “Oberhäuser” aufsteigen und an entsprechend hohen Fernsehgeldern partizipieren, würde ein “variables Nutzungsentgelt” von bis zu einer halben (2. Liga) beziehungsweise einer Million Euro (Bundesliga) pro Saison fällig. Diese Beträge beinhalten dann die Miete für die Stadionnutzung über die gesamte Spielzeit und sind gedeckelt. Als Berechnungsgrundlage ist mit dem Jahn vereinbart, dass der Stadt 15 Prozent der Netto-Erträge aus dem Ticketverkauf, der Vermarktung des Hospitality-Bereichs (Logen und Business-Seats) und des Sponsorings zustehen.

Diese Vereinbarung widerspricht früheren Absichtserklärungen, die vor dem Baubeschluss für das Stadion im sogenannten “Letter of Intent” festgehalten wurden. Dieser sah vor, dass die Stadt die teuersten Plätze im Stadion - die Logen - über den Hausherrn Regensburger Badebetriebe vermarktet und sie die gesamten Einnahmen daraus erhält. Der jetzige Mietvertrag sieht dagegen eine zentrale Vermarktung aller Zuschauer-Bereiche durch den Jahn vor. Der Stadt steht lediglich eine Erlös-Beteiligung von 200 Euro pro Spieltag und vermieteter Loge zu.

Bei den insgesamt sechs Logen handelt es sich um abgeschlossene Bereiche mit direktem Zutritt zu einer Zuschauer-Terrasse, die für einzelne Spieltage, eine ganze Saison oder auch andere Veranstaltungen angemietet und individuell ausgestattet werden können. Zwei dieser sechs exklusiven Logen vermietet die Stadt an den Namensgeber Continental und den Bayerischen Fußballverband.

Werbe-Erlöse gehen an den Jahn

Ebenfalls exklusiv vermarkten darf der Jahn Werbeflächen innerhalb (Banden, Brüstungen, LED-Videowände) und außerhalb des Stadionrunds. Der Verein muss zwar alle technischen Voraussetzungen selbst schaffen, um Werbepartnern etwa die Banden zur Verfügung stellen zu können, ihm stehen aber auch alle damit erzielten Erlöse zu. Sollte die Stadt selbst oder ein dritter Veranstalter das Stadion für andere Zwecke nutzen wollen, verpflichtet sich der Jahn, Neutralität herzustellen: Alle Werbeträger müssen dann abgedeckt beziehungsweise abgebaut werden.

Bei der Vermarktung der Namensrechte bleibt alles beim Alten. Hier besteht bereits ein auf fünf Jahre abgeschlossener Vertrag mit Continental. Das Unternehmen zahlt jährlich 200000 Euro an die Stadt, erwirbt damit allerdings auch das Recht auf ein bestimmtes Kontingent an Veranstaltungen in der Arena. Die Einnahmen aus den Gebühren für die öffentlichen Parkplätze gehen an die Stadt, die dafür aber auch das Personal stellt. Für ausreichend Ordner und Security-Personal muss dagegen bei jedem Heimspiel der Jahn sorgen. Beim Catering schließlich sitzen beide Vertragspartner wieder in einem Boot: Sie teilen sich die Pachtzahlungen der Wurstbrater und Bierzapfer.

Aufrufe: 028.3.2015, 10:30 Uhr
Norbert LöschAutor