2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Augen auf beim Kopfball! Osnabrücks Anthony Syhre scheitert in dieser Situation an Philipp Pentke (links; rechts Marc Lais)  Fotos: Nickl
Augen auf beim Kopfball! Osnabrücks Anthony Syhre scheitert in dieser Situation an Philipp Pentke (links; rechts Marc Lais) Fotos: Nickl

Jahn: Im Endspurt geht's an die Substanz

Das bittere 1:2 gegen Osnabrück legt den Verdacht nahe, dass den Regensburgern auf der Zielgerade die Reserven fehlen könnten

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Es mag ein Schlüsselspiel gewesen sein, der Knackpunkt in einer bislang starken Spielzeit, der Moment, in dem den Regensburgern im Saisonendspurt doch die Puste auszugehen droht. Durch die endlich mal prächtig gefüllte Continental-Arena wehte nach dem Schlusspfiff die leise Ahnung, dass all die Verletzungen und Sperren sowie der riesige Aufwand, der das Spiel der Mannschaft prägt, irgendwann doch ihren Tribut fordern.

Jedenfalls erhielten die zarten Aufstiegshoffnungen im Umfeld des SSV Jahn am Samstagnachmittag einen herben Dämpfer. Vor 10 216 Zuschauern unterlag der Fußball-Drittligist im Heimspiel des 29. Spieltags dem VfL Osnabrück mit 1:2 (1:0). Erik Thommy hatte den Jahn in der 35. Minute in Führung gebracht. Doch Osnabrück konterte durch die späten Tore des soeben erst eingewechselten Ahmet Metin Arslan (78.) und von VfL-Torjäger Kwasi Okyere Wriedt (89.).


Am Samstag beim MSV Duisburg

Das Team von Trainer Heiko Herrlich rutschte durch die Niederlage in der Tabelle vom vierten auf den fünften Platz ab – sofern man die neun Punkte Abzug für Aalen bereits als fix einkalkuliert. Das Saisonziel von 45 Zählern auf dem Konto ist für die Regensburger weiterhin zwei Punkte entfernt. Osnabrück stieß derweil mit 45 Punkten auf den Relegationsrang drei vor. Am kommenden Samstag (14 Uhr) ist der SSV Jahn zu Gast beim Spitzenreiter MSV Duisburg, der am Samstag mit 3:2 in Chemnitz siegte. „Wir konnten in der zweiten Halbzeit nicht mehr für Entlastung sorgen und sind unter Druck geraten. Nach der Balleroberung haben wir die Bälle zu schnell wieder verloren“ kritisierte Herrlich und fügte hinzu: „Nachdem wir das Spiel in der ersten Hälfte Schritt für Schritt immer besser in den Griff bekommen hatten, haben wir es vielleicht versäumt, das mögliche 2:0 zu machen.“

Marvin Knolls Analyse deckte sich der seines Trainers. „Eigentlich wollten wir nach der Pause weiterhin Druck ausüben und den Ball vom Tor fernhalten. Wir haben es aber nicht geschafft, vorne den Ball festzumachen. Dann haben wir es nicht geschafft, die zweiten Bälle zu gewinnen. Man muss einfach sagen, dass Osnabrück in der zweiten Hälfte die bessere Mannschaft war. Ärgerlich ist halt, dass wir nach dem 1:1 noch das 2:1 kassieren“, klagte der Jahn-Innenverteidiger. Knoll fand’s also „ärgerlich“, seine Teamkollegen Alexander Nandzik und Kolja Pusch stuften die Niederlage derweil unisono als „extrem bitter“ ein – zumal angesichts der perfekten äußeren Umstände. „Herrliches Wetter, herrliches Stadion, super Atmosphäre, geile Fans einfach. Wir wünschen uns, dass wir das jede Woche haben. Schade, dass die Zuschauer heute keinen Sieg gesehen haben“, sagte Kolja Pusch.



Längere Verschnaufpausen

Freilich war am Samstag unübersehbar, dass die Hatz auf der Zielgerade dieser Drittliga-Saison an der Substanz kratzt. Augenscheinlich wurde dies, als beide Trainer im Verlauf der zweiten Hälfte frisches Personal brachten. „Heute war der Beweis, dass die Leute, die reingekommen sind, den Unterschied ausgemacht haben“, sagte VfL-Coach Joe Enochs mit Blick auf seine Einwechslungen. Beim Jahn räumten der ausgepumpte Kolja Pusch und der von leichten Krämpfen geplagte Thommy das Feld – und die Mannschaft verlor immer mehr den Faden. Alexander Nandzik, der in der ersten Hälfte die linke Außenbahn beackert hatte, als wolle er verhindern, dass dort in den nächsten fünf Jahren auch nur ein einziger Grashalm sprießt, legte nun längere Verschnaufpausen ein. Andreas Geipl und Marc Lais kam im zentralen Mittelfeld das letzte Quäntchen Dynamik abhanden, das sie sonst auszeichnet. Haris Hyseni, der den gelbgesperrten Marco Grüttner in der Sturmspitze vertrat, hing nach engagiertem Beginn völlig in der Luft. Benedikt Saller, der als Statthalter auf verschiedenen Positionen in dieser Saison schon solide Leistungen geboten hatte, kam auf der rechten Seite nie richtig ins Spiel.


Einsatz von Pyrotechnik

So fand Osnabrück peu à peu zurück in die Partie, ohne selbst Bäume auszureißen. Die Niedersachsen, lautstark angetrieben von ihrem mitgereisten Anhang, hatten eine elanvolle Anfangsphase hingelegt, die in einem Lattentreffer von Wriedt gipfelte. Anschließend übernahmen die Gastgeber die Initiative. Als Erik Thommy von der linken Strafraumgrenze abzog, fälschte Verteidiger Konstantin Engel den Ball ab und machte aus seinem Schuss einen Heber, der sich über Torhüter Marius Gersbeck hinweg ins Osnabrücker Tor senkte. Dass die Jahn-Führung zur Pause insgesamt verdient war, war unumstritten.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Feuerwerk, allerdings war es nicht spielerischer Natur. Der geballte Einsatz von Pyrotechnik im Osnabrücker Fanblock hüllte das Spielfeld minutenlang in Rauchschwaden. Zunächst war es wieder einmal Torhüter Philipp Pentke, der drohendes Ungemach abwendete. Einen Kopfball von Anthony Syhre aus wenigen Metern lenkte er mit einer fantastischen Reaktion über die Latte und verhinderte damit den möglichen Ausgleich. Beim 1:1 stand Arslan, der kurz zuvor für jenen Anthony Syhre gekommen war, nach einer Flanke von Marc Heider mutterseelenallein und köpfte problemlos ein. Wriedt düpierte bei seinem elften Saisontor, mit dem er mit Grüttner in der Torjägerliste gleichzog, im Strafraum Sebastian Nachreiner und überwand Pentke.


Weiterhin komfortabel

Mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Tabellen-18. FSV Frankfurt ist der Sicherheitsabstand der Regensburger zur Abstiegszone weiterhin komfortabel. Ob sie im Aufstiegsrennen indes wirklich ein Wörtchen mitreden können, wird sich am Samstag weisen. „Wir versuchen in Duisburg zumindest einen Punkt mitzunehmen“, blickte Nandzik unverdrossen voraus aufs Duell mit dem Liga-Primus. Pusch assistierte: „Wir fahren mit breiter Brust nach Duisburg. Wir werden alles geben, dass wir da was mitnehmen.“ Er fügte hinzu: "Wenn der Gegner dann am Ende besser ist, dann ist es halt so.“

Wie im Fall Osnabrück...

Aufrufe: 026.3.2017, 23:38 Uhr
Heinz Gläser, MZAutor