2024-04-16T09:15:35.043Z

Ligabericht
Geschäftsführer Michael Schade (links) und Sportdirektor Rudi Völler (rechts) stellen Heiko Herrlich als neuen Trainer in Leverkusen vor. Foto: dpa
Geschäftsführer Michael Schade (links) und Sportdirektor Rudi Völler (rechts) stellen Heiko Herrlich als neuen Trainer in Leverkusen vor. Foto: dpa

Jahn: Herrlich wechselt nach Leverkusen

Der Erfolgstrainer verlässt überraschend den Club. Für Jahn-Geschäftsführer Keller ist der Abgang „äußerst schmerzhaft“.

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Trainer Heiko Herrlich verlässt völlig überraschend den SSV Jahn Regensburg und wechselt zu Bayer 04 Leverkusen. Am Freitag wurde er auf einer Pressekonferenz als neuer Bayer-Trainer vorgestellt.

Seit dem frühen Vormittag, als erste Gerüchte die Runde machten, warteten die Fans des SSV Jahn Regensburg gespannt auf eine offizielle Bestätigung – oder ein Dementi. Erst um 13 Uhr war das Rätselraten beendet. Bayer-Sportdirektor Rudi Völler erzählte auf der Pressekonferenz, dass sich im Lauf der vergangenen Woche der Name Heiko Herrlich bei den klubinternen Debatten verfestigt habe. Der Auftritt des SSV Jahn in der Relegation sowie ganz allgemein die zwei Aufstiege hintereinander, das sei beeindruckend gewesen. Aus vielen Gesprächen mit Herrlich habe er gemerkt, „wie er brennt“.

Mit den Verantwortlichen vom SSV Jahn habe er ein „sehr gutes Gespräch gehabt“, sagte Völler. Es werde eine „sehr, sehr ordentliche Lösung mit Regensburg geben“. Jahn-Geschäftsführer Christian Keller „habe nicht gejubelt“, die Gespräche seien aber harmonisch gewesen. Eigentlich hatte Herrlich noch ein Jahr Vertrag beim SSV Jahn.

Herrlich selbst sagte, „dass er sich für das Vertrauen bedanken möchte“, diese Aufgabe bei Bayer 04 übernehmen zu können. Herrlich war einst auch als Spieler in Leverkusen aktiv: „Es ist ein bisschen so wie nach Hause kommen.“ In Regensburg sei es eine „sehr, sehr tolle Zeit“ gewesen. „Ich habe es geliebt, da zu arbeiten. Aber jetzt war halt vor ein paar Tagen die Anfrage und da hat man mich überzeugt und deswegen wollte ich das jetzt auch machen.“

Der SSV Jahn gab in einer Presseerklärung bekannt, dass er „große Dankbarkeit für Heiko Herrlichs erfolgreiche Arbeit“ empfinde: „Heiko hat in seiner Zeit beim Jahn Großartiges geleistet und unsere Mannschaft mit seiner akribischen Arbeit von der Regionalliga in die 2. Bundesliga geführt. Nicht nur aufgrund dieser beachtlichen sportlichen Erfolge sondern auch wegen seines gesamten Auftretens, wird man ihn beim Jahn immer in positiver Erinnerung behalten“, erklärte Christian Keller. Für Herrlichs Schritt äußerte der Geschäftsführer Verständnis: „Heiko hat sich vom ersten bis zum letzten Tag zu 100 Prozent mit seiner Aufgabe beim SSV Jahn identifiziert. Nun bot sich für ihn allerdings die Möglichkeit einen der erfolgreichsten deutschen Klubs der jüngeren Vergangenheit zu trainieren. Dass er diese Gelegenheit auch ergreifen wollte, ist für uns zwar äußerst schmerzhaft, aber auch komplett nachvollziehbar.“

Unser Medienhaus hatte bereits vor drei Wochen darüber berichtet, dass Herrlich durch seinen Erfolg beim SSV Jahn auch bei namhaften Bundesliga-Klubs auf dem Zettel stehen dürfte. Da sagte er aber noch, dass ein Wechsel im Sommer nicht zur Debatte stehen würde: „Weil ich sehr gerne hier in Regensburg bin.“ Es gebe einen Spruch, der auf seine Situation passe: „Wenn man glücklich ist, sollte man nicht versuchen, noch glücklicher zu werden. Klare Aussage: Ich möchte nächstes Jahr in Regensburg sein.“

Herrlich hatte als Spieler eine prächtige Karriere. Unter anderem gewann er mit Borussia Dortmund die Champions League. Bei seiner zweiten Laufbahn als Trainer hatte er bei seinen ersten zwei Stationen – beim VfL Bochum und bei der SpVgg Unterhaching – noch keinen großen Erfolg. Beim dritten Anlauf passte dann alles. Im Dezember 2015 übernahm er den SSV Jahn und führte diesen zur Meisterschaft in der Regionalliga und zum Aufstieg in die 3. Liga. In dieser Saison qualifizierte sich die Mannschaft nun sensationell für die Relegation und schaffte im Duell mit dem TSV 1860 München den Aufstieg in die 2. Liga.

Als Ex-Nationalspieler ist Herrlich ohnehin ein bekannter Name. In Kombination mit dem Fakt, dass er eine vor der Saison als Abstiegskandidat eingeschätzte Mannschaft zu einem Aufsteiger gemacht hat, dürfte ihn dies für viele Klubs interessant gemacht haben. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn das so ist“, sagte Herrlich dazu.

Herrlich verhehlte zuletzt nicht, dass es für ihn durchaus ein Ziel sei, irgendwann bei einem Bundesligisten zu arbeiten: „Es ist sicher eine besondere Herausforderung, die Besten zu trainieren, weil du dann auf ganz andere Sachen achten musst, als bei einem Verein in 2. oder 3. Liga oder in der Regionalliga. Das möchte ich auch nicht für alle Zukunft ausschließen. Im Moment ist das hier aber eine ganz tolle Herausforderung für mich, die mich sehr glücklich macht.“

Aufrufe: 09.6.2017, 15:00 Uhr
Jürgen ScharfAutor