„Wichtig ist nicht der Name des Spielers hinten drauf, wichtig ist das Vereinsemblem vorne auf dem Trikot!“ Diesen Satz gab es von Trainer Heiko Herrlich in den vergangenen eineinhalb Jahren unzählige Male zu hören. Im Sommer 2015 war der Jahn aus der 3. Liga abgestiegen. Beim Klub herrschte Weltuntergangsstimmung. Als es zunächst auch in der Regionalliga noch nicht so richtig laufen wollte, wurde der Ex-Nationalspieler als Coach verpflichtet. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte.
Herrlich impfte seiner Mannschaft ein, dass der Einzelne alleine nichts erreichen kann. Spieler, die aus der Reihe tanzten, saßen nur noch auf der Ersatzbank, wenn nicht auf der Tribüne. Als er bei der gesamten Mannschaft die nötige Konzentration vermisste, verdonnerte Herrlich die Spieler bei einer Auswärtspartie dazu, selbst mit dem Auto anreisen zu müssen. Die Anfahrt im Mannschaftsbus sei ein Privileg, erläuterte er, ein Privileg, dass sich ein Team verdienen müsse.
Innerhalb der Mannschaft stieß Herrlichs Kurs zunächst nicht auf ungeteilte Gegenliebe, wie zu hören war. Die Vereinsführung nahm das Murren zur Kenntnis, hielt an Herrlich aber fest. Vorgänger Christian Brand war schließlich ein sehr enger Kontakt zur Mannschaft nachgesagt worden. Als bekannt gegeben wurde, dass sich der Klub von ihm trennen würde, initiierten die Spieler in Eigenregie eine T-Shirt-Aktion. Mit einem „Pro Brand“-Aufdruck präsentierten sie sich im Stadion – und irritierten damit sogar die eigenen Fans, von denen es auch Pfiffe gab.
Herrlich, so erhofften es sich die Klubverantwortlichen, sollte nun mit etwas größerer Distanz zur Mannschaft arbeiten und mit dieser Klartext reden. Und das tat er. Als es in der Rückrunde der Regionalligasaison in der Auswärtspartie beim TSV Buchbach eine dicke Blamage gab, beendete er die Schonzeit für die Spieler endgültig. Knallhart kündigte er an, dass jeder bis zum Ende der Saison noch einmal die Chance habe, zu zeigen, dass er gerne für den Jahn spielt, ansonsten würden sich die Wege trennen. Unmissverständlich machte er deutlich, dass es im Fußball zunächst einmal nicht um große Freundschaften, sondern um Leistung auf dem Platz geht.
Geschäftsführer Christian Keller und Vorstandschef Hans Rothammer waren trotz der zunächst wechselhaften Ergebnisse mit dem grundsätzlichen Kurs von Herrlich hoch zufrieden. Sie stärkten ihm deswegen demonstrativ den Rücken. Eine Verlängerung des Vertrags mit dem Coach über das Saisonende hinaus war zunächst an einen Aufstieg in die 3. Liga geknüpft. Bereits frühzeitig wurde dann jedoch bekannt gegeben, dass Herrlich auf jeden Fall bleibt.