SSV ist im Abstiegskampf angekommen

Das war nix: Auch im dritten Spiel im Kalenderjahr 2017 setzte es für den SSV Reutlingen eine Niederlage. Gegen die Stuttgarter Kickers II verlor der SSV damit bei einem Remis zum fünften Mal in den letzten sechs Direktduellen. Die Reutlinger wirkten gegen die Degerlocher zu passiv, der letzte Biss fehlte, wie die Leidenschaft. Der SSV mühte sich, man kann den Spielern das Wollen nicht absprechen, doch einige stoßen an Qualitätsgrenzen. Die „kleinen Blauen“ waren etwas giftiger, trotzdem wäre ein Remis möglich und auch verdient gewesen. Auch die Chancenverwertung ist derzeit ein Defizit.

Natürlich spielte nun zum fünften Mal ein anderes Paar im Abwehrzentrum. Für Bäuerle kam dann Wiesner. Die Automatismen funktionieren nicht. Trainer Jochen Class explodierte nach dem Abpfiff – bei der Pressekonferenz war er wieder ganz ruhig und sachlich. Dabei begann es ideal. Nach 34 Sekunden fiel das 1:0, als sich Yahkem rechts durchsetzte, Daniel Seemann den Ball dann über die Linie schob (sein sechstes Tor). Das muss doch Sicherheit geben, zumal Seemann das 2:0 auf dem Fuß hatte. Pustekuchen: In der 7. Minute konnte Pollex ungestört flanken und Valentin Vochatzer frei zum 1:1 einköpfen. Mayer, Kuengienda, Seemann und Yahkem hatten Chancen – der Abschluss ist mangelhaft. Der 18-jährige Manuel Schneck im Kasten hielt mit Top-Paraden alles. Rohr rettete auf der Linie.

Nach der Pause brannte der SSV ein Feuerwerk ab, erhöhte den Druck, aber die Chancen verpufften – siehe Schneck. Yahkem eilte alleine aufs Tor zu, der Ball hoppelte am Pfosten vorbei. Die Kickers II kamen zurück: In der 70. Minute konnten die Degerlocher flanken, Robin Faber stand frei im Strafraum, köpfte zum 1:2 ein. Die SSV-Abwehr hatte geschlafen. Golinski hatte nach seiner Einwechslung das 2:2 auf dem Fuß, vergab aber. Dann beging Seemann (85.) eine Tätlichkeit (Class: „Das war trotz Provokation überflüssig, wir haben mit ihm geredet”) sah Rot, Faber bekam Gelb-Rot. Der SSV-Vorsitzende Michael Schuster sah es so: „Wir sind voll im Abstiegskampf angekommen, dabei hätte das frühe Tor Sicherheit geben müssen.” Die Mannschaft muss nun den Hebel umstellen, begreifen, dass es so nicht geht, dass man sich von den hinteren Plätzen befreien muss.

Kickers-II-Trainer Dieter Märkle schaut auch auf die Erste Mannschaft, die für ihn wichtig werden kann: „Ich bin stolz auf mein Team, das alles gab, 90 Minuten gefightet hat, belohnt wurde. Vielleicht war es auch glücklich. Beide Teams ließen Chancen aus.“

Jochen Class bilanzierte: „Kein Vorwurf an das Team, das alles gab, sich reinhängte, die Chancenverwertung war das Problem. Seemann hätte das 2:0 machen können. Wir ließen kaum Chancen zu, es fehlt einfach das Erfolgserlebnis – das muss her.“