2024-04-19T07:32:36.736Z

Ligabericht
Ein Stürmer, den keiner stört: Unbedrängt von allen Abwehrkräften durfte Tunaha Dogan im Spiel gegen Croatia Stuttgart zum 1:0 für die Sportvg treffen.Foto: Eibner-Pressefoto
Ein Stürmer, den keiner stört: Unbedrängt von allen Abwehrkräften durfte Tunaha Dogan im Spiel gegen Croatia Stuttgart zum 1:0 für die Sportvg treffen.Foto: Eibner-Pressefoto

SSV ebnet Stammheim den Weg an die Spitze

Rückblick zum 14. Spieltag der Bezirksliga Stuttgart

Der SC Stammheim feiert gegen den TV Zuffenhausen ein Schützenfest und profitiert von der Schützenhilfe des Lokalrivalen. Im Spitzenspiel des TSV Weilimdorf gegen den FC Stuttgart-Cannstatt gab es derweil keinen Sieger.

Zurückhaltend formuliert ist die Fußball-Bezirksliga in der aktuellen Runde ausgeglichen. Sachlich formuliert ist sie so überraschend und spannend wie seit Jahren nicht mehr. Und euphorisch formuliert ist sie schlichtweg verrückt. Da überrollt der zuletzt etwas schwächelnde SC Stammheim den TV 89 Zuffenhausen mit 7:1, doch das allein hätte nicht zur Rückeroberung von Tabellenplatz eins gereicht. Dass der SC dennoch von Platz eins grüßt, dafür sorgte der Lokalrivale des TV 89, der SSV Zuffenhausen, der in letzter Minute einen 3:2-Erfolg über Titelanwärter TSVgg Münster feierte. Dafür wurde der Aufschwung des MTV beim 1:1 in Möhringen ein wenig gebremst, weil die Elf vom Kräherwald reihenweise beste Chancen versiebte. Auch der TSV Weilimdorf musste sich im Spitzenspiel mit einem Remis begnügen, während sich die Sportvg Feuerbach einmal mehr als Angstgegner von Croatia Stuttgart erwiesen hat.

SpVgg 1887 Möhringen e.V. - MTV Stuttgart 1:1

Nun ist es generell toll, viele Chancen zu haben. Ärgerlich wird es dann, wenn man sie nicht nützt. Und genau das widerfuhr dem MTV Stuttgart bei seinem Gastspiel bei der Spvgg Möhringen. „70 Prozent Ballbesitz, 15 Tormöglichkeiten, davon fünf hundertprozentige“, hat MTV-Trainer Francesco Mazzella di Bosco an statistischen Werten ermittelt. Und auch den Umstand, dass es trotzdem nur zu einem 1:1 reichte, weiß der Coach zu erläutern. „Mal ein Pass zu viel, mal zu ungenau geschossen, mal ein Möhringer Bein dazwischen.“ Und zweimal verhinderte der Pfosten einen Torerfolg des Teams vom Kräherwald, bei dem erst Manuel Rommel, dann Willie Sauerborn am Aluminium scheiterten. Der einzige, der traf, war Raphael Rommel – dies allerdings per Elfmeter, nachdem eine Flanke von Manuel Rommel von einem Möhringer mit der Hand abgeblockt worden war. Der Ausgleich für die Möhringer fiel nach einem der wenigen Konter des Gastgebers. „Ich kann meiner Mannschaft eigentlich keinen Vorwurf machen“, sagt Mazzella di Bosco. „Sie hat gut gespielt, gut gekämpft, und wurde leider nicht belohnt.“

TV Zuffenhausen - SC Stammheim 1:7

Nach zuletzt mäßigen Resultaten in der Liga und dem Aus im Bezirkspokal-Wettbewerb wurde es Thomas Oesterwinter zu bunt. Der Trainer des SC Stammheim stellte vor dem Spiel beim TV 89 Zuffenhausen die Charakterfrage: „Zeigt, dass ihr eine Mannschaft seid.“ Und in Stammheim scheinen Spieler noch auf ihren Coach zu hören. Sieben Tore, sieben verschiedene Torschützen – das spricht für sich. Dabei hatten die Zuffenhäuser vor allem im ersten Abschnitt noch gut dagegengehalten und lagen nach dem Treffer von Matthias Kassaye nur mit 0:1 hinten. Doch zu Beginn von Hälfte zwei kam es knüppeldick für die Gastgeber: Erst vergab Sergio Mavinga die Großchance zum Ausgleich, dann bugsierte Eddy Bormann per Kopf eine Flanke des Gegners zum 0:2 ins eigene Netz. Einer weiteren guten Torchance des TVZ durch Fadi Odesh folgte das 0:3 durch Vadim Kromms 25-Meter-Schuss und das 0:4 durch Aykut Can. „Danach hat mein Team die Köpfe hängen lassen“, sagt Zuffenhausens Coach Marko Scheel. Was die Stammheimer wiederum dazu nutzten, das Resultat durch die weiteren Treffer von Dominick Maier, Umut Karlikli und Daniele Garofalo auf 7:0 hochzuschrauben. Dem TV 89 gelang lediglich noch die 1:7-Ergebniskosmetik durch Diar Shammak.

SSV Zuffenhausen - TSV Münster 1875/99 3:2

Derweil hat der SSV Zuffenhausen zwei Dinge bewiesen: Erstens, dass man den Sack auch in letzter Minute zumachen kann; zweitens, dass auch ein – wie es Croatia-Coach Ilicic nennt – „alter Knacker“ das Blatt wenden kann. In der Nachspielzeit der Partie gegen die TSVgg Münster kam der nach vorne geeilte Zuffenhäuser Abwehrchef Ilker Aybar nach Pass von Mehmet Kuzu an den Ball und überwand den Münsterer Keeper Martin Bächler mit der geballten Routine seiner 39 Lenze. Es war der Treffer zum 3:2 für den SSV und damit zu dem von wenigen einkalkulierten Sieg der abstiegsgefährdeten Zuffenhäuser über den Titelanwärter von der Neckartalstraße. Wobei auch in diesem Fall die Gäste einen gewissen Anteil an ihrer dritten Saisonniederlage hatten. Das 1:0 des SSV durch Kuzu resultierte aus einem von Maximilian Doll verschuldeten Handelfmeter. Beim 2:1 für die Nord-Stuttgarter bugsierte Doll den Ball nach einer Flanke von Hüseyin Ugur ins eigene Netz. Noch in Hälfte eins hatte sich Münsters Spielertrainer Marco Fischer nach zwei gelben Karten einen Platzverweis eingehandelt. Unabhängig von den Patzern der Gäste erfreute sich SSV-Trainer Ingo Ramljak lieber an der Leistung seiner Elf. „Ich habe insgeheim gehofft, dass wir was holen können“, sagt Ramljak. „Aber das war auch nötig, um den Anschluss ans Mittelfeld nicht zu verlieren.“

TSV Weilimdorf - FC Stuttgart-Cannstatt 1:1

Von einer derartigen Freude an Offensivaktionen war im vermeintlichen Spitzenspiel zwischen dem TSV Weilimdorf und dem FC Stuttgart-Cannstatt nicht viel zu spüren. Oder, wie es ein Weilimdorfer Zuschauer ausdrückte: „Wie wenn der 14. gegen den 15. kickt.“ Denn Torgelegenheiten waren in der Partie auf beiden Seiten spärlich gesät. „Nach vorne geht bei uns zurzeit nicht viel“, urteilte TSV-Pressewart Michael Bachmann. Und so musste die individuelle Klasse eines Weilimdorfers nebst einer Standardsituation für den 1:0-Führungstreffer herhalten. Cesur Sevimli zirkelte in der 33. Minute einen Freistoß ins Tor der Gäste. Doch der FC, der in Adjmal Hakimzade den Ex-Spielertrainer der Weilimdorfer in seinen Reihen hat, schlug zwei Minuten nach der Pause zurück und egalisierte den knappen Rückstand. Patrick Härle hätte in der 70. Minute die Begegnung noch zu Gunsten der Platzherren entscheiden können, scheiterte aber am gegnerischen Schlussmann.

Croatia Stuttgart - SpVgg Feuerbach 1:2

Apropos Scheitern: Nach der 1:2-Niederlage gegen die Sportvg Feuerbach hatte Igor Ilicic, Trainer von Croatia Stuttgart, den Unparteiischen als Hauptschuldigen ausgemacht. „Er hat konsequent gegen uns gepfiffen“, klagte Ilicic. Allerdings hatte auch sein Team einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der Pleite gegen den Angstgegner aus Feuerbach. Beim 1:0 für die Sportvg durch Tunahan Dogan in der 20. Minute wurde der Feuerbacher weder bei seinem Lauf durch das Mittelfeld angegriffen noch am Torschuss gehindert. Und das, obwohl der Gast zu diesem Zeitpunkt nur zehn Mann auf dem Feld hatte, weil Alexander Secker nach einem Zusammenprall mit Tomislav Lovric an der Seitenlinie behandelt werden musste. Und beim fünf Minuten später folgenden Kopfballtreffer durch Christian Brand nach Eckstoß von Marvin Höschele fühlte sich keiner der Croatia-Kicker für den aufgerückten Abwehrmann zuständig. Nun hat der Gastgeber zwar so seine Probleme in der Abwehr, verfügt aber über ausgezeichnete Offensivkräfte. Einige davon schaffen es problemlos, drei Gegenspieler auszutanzen – was allerdings häufig dazu führte, dass es den Angriffen von Ilicics Team häufig vor lauter Spielfreude an Zielstrebigkeit mangelte. In der 68. Minute wurde es dem Coach zu bunt: Trotz gerade überstandener Erkältung und beim Aufwärmen zugezogener Zerrung wechselte er sich selbst ein. „Es ist schon traurig: Da muss man als alter Knacker auf den Platz, um das Blatt noch zu wenden“, schimpfte der Croatia-Trainer, der immerhin noch dazu beitrug, dass seine Schützlinge gegen die teilweise stark aufspielenden, aber auch gelegentlich abschlussschwach agierenden Feuerbacher in der 77. Minute durch Jozip Pezerovic zum 1:2-Anschlusstreffer kamen. Im Gegensatz zu seinem Amtskollegen gab es für Sportvg-Trainer Peter Secker wenig zu schimpfen, der lediglich die Chancenauswertung bemängele: „Wir hätten den Sack früher zumachen müssen.“




Aufrufe: 01.12.2014, 14:00 Uhr
Nord-Rundschau / Mike MeyerAutor