Nur unter dem Tisch der beiden Organisatoren funkelte ein Hauch von Revolution: Drei große Pokale schlummerten dort in einem Karton. „Die sind für die E-Jugend-Staffelsieger und werden später von Vertretern der Vereine abgeholt. Ab der E-Jugend gibt es nämlich auch offiziell Gewinner“, erklärte Schocke.
Auf und neben dem Feld verhielten sich tatsächlich alle Akteure fair. Wenn ein Junge am Boden liegen blieb, stellten die Gegner trotz des fehlenden Schiedsrichters sofort das Fußballspielen ein. Und auch die Eltern hielten ihr Temperament in Zaum. „Pass auf, der Kleine hier“, gesagt von einem Vater bei einer Ecke der gegnerischen Mannschaft, war schon fast der fieseste Kommentar des Tages – und das wohl nicht mal beabsichtigt.
Der Fairnessgedanke nahm jedoch auch seltsame Züge an: Nach Abpfiff einer Partie wusste ein Trainer nicht mal, ob ein gegnerischer Treffer gezählt hatte, vor dem sein Torwart gefoult worden war. Und so drohte die Grenze zwischen Fair Play und Gleichgültigkeit manchmal zu verwischen.
„Ich bin zwiegespalten“, gab Carsten Dröge, Coach der F 1 des SV Rasensport, zu und ergänzte: „Es gab keine große Rivalität, das ist schön. Aber es gehört nun mal zum Sport dazu, dass es Gewinner und Verlierer gibt. Kinder müssen schließlich auch lernen, mit Niederlagen umzugehen.“
Ein Trainerkollege brachte die Unsicherheit mit dieser ungewohnten Herangehensweise an einen sportlichen Wettkampf unfreiwillig auf den Punkt. „Nein, man kann nicht ausscheiden“, beruhigte er einen Schützling nach einer Niederlage. „Es gibt heute keine Sieger.“
Dabei sollte der Modus, der aus verschiedenen Gruppenphasen ohne Endspiele bestand, gerade dazu führen, dass sich alle wie Gewinner fühlen. Und zugegeben: Am Ende des Tages durften sich die Veranstalter durchaus bestätigt sehen. Als bei der Siegerehrung der F-Jugendlichen in zufälliger Reihenfolge die Mannschaften zu „We are the Champions“ nach vorne gerufen wurden und jeder Spieler seinen eigenen Pokal bekam, strahlten sie allesamt.
Und sie feierten diesen friedlichen und gelungenen Fußballtag. Die Spieler von BW Schinkel stellten sich zum Beispiel in ein Tor und streckten einem Fotografen die Pokale zum Erinnerungsfoto entgegen, während die Helleraner zur La Ola mit den Eltern ansetzten – ob sie nun sportlich erfolgreich gewesen waren oder nicht.