2024-04-25T08:06:26.759Z

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Immer da für seine Jungs: der Dodesheider Fußballtrainer Bernhard Gemba. Foto: Michael Gründel
Immer da für seine Jungs: der Dodesheider Fußballtrainer Bernhard Gemba. Foto: Michael Gründel

"Integration und Spaß stehen ganz klar im Vordergrund"

Bernhard Gemba trainiert beim SSC Dodesheide erfolgreich ein Flüchtlingsteam, auch wenn das Training selten pünktlich beginnt

Wenn Bernhard Gemba über sein Team „United Nation of Soccer“ spricht, ist oft die Rede von „meinem Baby“. Vor rund anderthalb Jahren hat der Trainer beim SSC Dodesheide eine Fußballmannschaft für Flüchtlinge ins Leben gerufen. Seitdem ist durchaus Erstaunliches entstanden.
Ein Montag im Sommer am Vereinsgelände des SSC Dodesheide. Bernhard Gemba sitzt auf der Terrasse vor dem Vereinsheim und erzählt, wird allerdings häufig unterbrochen. Immer wieder kommen junge Männer vorbei und grüßen, mal im Vorbeifahren mit dem Fahrrad, mal direkt per Handschlag und Umarmung direkt am Tisch. Wenig später am Rand des Kunstrasenplatzes sieht das nicht anders aus. Bevor sich die jungen Männer umziehen, kommen sie alle bei ihrem Trainer vorbei.

Um 19.30 Uhr soll das Training eigentlich beginnen, das klappt aber in den seltensten Fällen. „Macht nichts“, sagt Gemba, „daran habe ich mich gewöhnt, und es ist auch schon viel besser geworden.“ Über 20 junge Flüchtlinge aus der ganzen Welt tummeln sich an diesem Abend auf dem Platz, dazu noch einige Freunde, die einfach nur zuschauen. „Ich kenne nicht immer jeden, aber das spielt auch keine Rolle“, sagt Gemba. So beginnt das Training meistens etwas später, und diverse Spieler stoßen einfach dazu, wenn die Einheit schon läuft.

Begonnen hat alles ein paar Nummern kleiner. Anfang 2015 hatte Gemba über das Don-Bosco-Haus in der Dodesheide einige Jungs zum SSC gebracht. Ursprünglich war geplant, die Jugendlichen in die bestehenden Nachwuchsteams zu integrieren. Da der Spielbetrieb aber schon lief und es natürlich auch eine Sprachbarriere gab, musste eine andere Lösung her.

Gemba erklärte sich bereit, die immer größere Zahl an Jugendlichen nach Absprache mit SSC-Geschäftsführer Holger Karp als Mannschaft zu übernehmen. „Die Sache lag mir sehr am Herzen, da ich selbst Kind einer Flüchtlingsfamilie bin“, erklärt der Trainer, der zwar hier geboren ist, dessen Eltern aber aus Polen kommen und zum Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland kamen. „Sie wollten überleben, genau wie die Jungs, die jetzt hier sind.“

Schnell sprach sich das Training herum, und das Team bekam immer mehr Mitglieder. In der Spitze sind es mehr als 30 junge Männer, die beim SSC kicken. Das ist alleine natürlich schwer zu schaffen. Eine große Hilfe von Beginn an war und ist auch nach wie vor Cordula Kaumkötter, die bei Don Bosco den Freizeit- und Förderbereich organisiert und nach wie vor regelmäßig beim Training am Platz vorbeischaut. Außerdem mit dabei ist Lars Thiede, der in der vergangenen Saison für die A-Jugend des Osnabrücker SC gespielt hat und künftig für Dodesheide II aktiv ist. Er ist quasi der spielende Ko-Trainer von Gemba, der die Übungen vormacht und immer wieder korrigierend eingreift.

Das macht Bernhard Gemba natürlich auch und findet dabei durchaus auch mal klare Worte: „Unser Ziel ist es ja, dass die Jungs fest in Mannschaften beim SSC oder auch woanders integriert werden.“ Zweifel an der fußballerischen Qualität bestehen dabei bei einigen absolut nicht. „Wir haben ein paar richtige Granaten dabei“, verrät Gemba. Disziplin und Arbeitseifer hat er seinen Spielern so schon etwas mehr beigebracht. „Das ist heute schon ein himmelweiter Unterschied zum Anfang“, sagt Cordula Kaumkötter.

Einige Testspiele hat „United Nation of Soccer“ – dieser Name stammt ebenfalls vom Trainer – auch schon absolviert. Auch daran lässt sich die Entwicklung erkennen. Am Anfang gab es noch hohe Niederlagen, mittlerweile werden die Ergebnisse immer besser. „Ich musste ihnen erst mal erklären, dass wir mit einer Abwehrreihe spielen. Sie wollten natürlich alle am liebsten in den Angriff“, sagt Gemba lachend, dem etwas anderes an „seinem Baby“ aber viel wichtiger ist. „Die Jungs können hier ihrem Alltag etwas entfliehen. Die Integration und vor allem der Spaß stehen dabei ganz klar im Vordergrund.“

Aufrufe: 015.7.2017, 17:00 Uhr
Neue Osnabrücker ZeitungAutor