Party, Entführung, 1860-Rückkehr? Nsereko mit klaren Worten

Er war die Nachwuchshoffnung der Löwen, wenn nicht sogar einer ganzen Fußballnation: Savio Nsereko legte einen kometenhaften Aufstieg hin. Bei der U19-Europameisterschaft ging sein Stern so richtig auf. Obwohl Nsereko das Finale rotgesperrt verpasste, wurde der damals 19-Jährige zum Spieler des Turniers gewählt.

Die Top-Klubs standen Schlange, letztendlich verschlug es den Rechtsaußen in die Premier League zu West Ham United. Sein damaliges Jahresgehalt unglaubliche 800.000 Euro. Für das einstige Jahrhunderttalent zu viel: Es folgte ein Absturz, der seinesgleichen sucht. Statt für Schlagzeilen auf dem Platz, sorgten seine Eskapaden abseits des Spielfeldes für blankes Entsetzen. Der Gipfel des Eisbergs: Nsereko täuscht seine eigene Entführung vor, um Lösegeld von seiner Familie zu erpressen. Ein unfassbarer und zugleich trauriger Tiefpunkt einer vielversprechenden Karriere. Rückblickend kann der heute 27-Jährige sein eigenes Handeln selbst nicht verstehen: "Es gibt keinen größten Fehler, es gibt hunderte Dinge, die falsch liefen, die mein Verhalten von damals aber nicht erklären können. Es ist für mich selbst nicht zu erklären, warum ich zu der Zeit so drauf war. Es war schlimm und ich bereue es sehr (...) Diese Entführung gab es nicht. Und ich weiß nicht, was mich damals dazu brachte, dies zu sagen. Es gibt für diese Geschichte keine Erklärung. Es tut mir alles sehr leid."

"Oft genug auf die Schnauze gefallen"

Trotz seines denkwürdigen Untergangs will es der 27-Jährige jetzt nochmal wissen und allen beweisen wie er gegenüber Sport 1 erzählt: "Ich will noch mal alles versuchen und meinen Kritikern zeigen, dass ich es noch kann. Ich bin oft genug auf die Schnauze gefallen, weil ich viel Mist gebaut habe. Ich bin kein Typ, der aufgibt, sondern stehe immer wieder auf, egal, was über mich geredet wird. Ich bin älter geworden und habe aus meinen Fehlern gelernt. Das ist nicht nur so daher gesagt (...) Meine große Stärke ist immer noch das Eins-gegen-Eins."

Mit seinem neuen Verein trifft Nsereko in der kommenden Regionalliga-Saison auf seine alte Liebe den TSV 1860 München. Für die Münchner durchlief der Mittelfeldspieler alle Jugendmannschaften, dort traf er unter anderem auf die Bender-Zwillinge. Beide konnten sich, im Gegensatz zum ehemaligen Sorgenkind, in der Bundesliga etablieren, obwohl Nsereko die weitaus größeren Chancen prophezeit wurden. Auch bei den Löwen beförderte sich Nsereko selbst ins Abseits. Für zwei Wochen war der Deutsche spurlos verschwunden! Es folgte die fristlose Kündigung. Jetzt spricht er ganz offen über eine Rückkehr zu "Münchens großer Liebe": "Im Leben soll man niemals nie sagen. Ich bin bei 1860 aufgewachsen, die Löwen werden immer einen Platz in meinem Herzen haben."

Auch mit dem Profi-Fußball hat Nsereko noch nicht komplett abgeschlossen. Er habe aus der Vergangenheit gelernt: Früher sei ihm das Geld wichtig gewesen, jetzt setzt er andere Prioritäten. Von seinen eigenen Stärken ist Nsereko weiterhin überzeugt und glaubt, dass er es " auf hohem Niveau schaffen kann."

Vielleicht schreibt der 27-Jährige jetzt das Happy-End seines eigenen Dramas. Zuzutrauen wäre es ihm und irgendwie auch wünschenswert. Jamie Vardy lässt grüßen!