2024-05-02T16:12:49.858Z

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Kämpfer für die Amateure, der Basis des deutschen Fußballs: Engelbert Kupka. FOTO: ROBERT BROUCZEK
Kämpfer für die Amateure, der Basis des deutschen Fußballs: Engelbert Kupka. FOTO: ROBERT BROUCZEK

Kupka prangert Verhältnisse im DFB an!

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Zum Wochenstart bat Engelbert Kupka zu einer Pressekonferenz, um erneut auf die Missstände zwischen dem deutschen Profifußball und dem Amateurlager hinzuweisen. Er wird nicht müde, zu erklären, dass der Basis seit Jahren Millionenbeträge vorenthalten werden.

Um die Dinge anschaulich zu machen, lud er ins VIP-Haus der SpVgg Unterhaching. Sich über das falsche Millionenspiel Fußball in einem Gebäude aufregen, das für den Kommerz gebaut wurde – ist das stimmig? In dem Fall ja. Das Hachinger VIP-Haus ist etwas in die Jahre gekommen. Und gereicht wurde auch lediglich einfache Kost. Kaltgetränke, Kaffee, Sandkuchen. Bodenständig.

Sätze wie „das Herz schlägt an der Basis“ oder „ohne Basis keine Spitze“ wären bei edlem Essen wenig authentisch geworden – und gerade der Vorwurf, nicht glaubwürdig rüberzukommen, zielt bei Kupka ins Leere. Schon als Präsident der SpVgg Unterhaching verstand sich der Jurist früher als Anwalt der kleinen Vereine – und als solcher erwägt er nun, die Ethikkommission des DFB anzurufen.

Nachdem er das Bündnis „Rettung des Amateurfußballs“ gegründet hat und vom Verband noch immer keine Antworten auf seinen Fragenkatalog im Namen der integrierten Vereine bekommen hat, soll der Gang vor die Ethikkommission der nächste Schritt sein. Aus der TV-Vermarktung seien statt eigentlich vertraglich zustehender 36 Millionen Euro nur sechs Millionen an der Basis ankommen, dank einer Deckelung und einer dubiosen Zusatzvereinbarung. Warum das so ist, wurde Kupka noch immer nicht stichhaltig erklärt. „Das sollte eigentlich eine unabhängige Kommission behandeln.“ Doch fürs Erste versucht man es bei der Ethikkommision des DFB unter der Leitung des früheren Bundesministers Klaus Kinkel. „Ich hoffe nicht, dass sie ablehnt, weil Amateurvereine als lediglich indirekte Mitglieder des DFB nicht antragsberechtigt sind“, sagte der 78-Jährige, „damit könnte die Angelegenheit ganz elegant erledigt werden, denn die betroffenen Spitzenfunktionäre werden kaum von sich aus Untersuchungen gegen sich selbst einleiten.“ Er hoffe dennoch auf ein offenes Gehör, so Kupka: „Ich glaube ja an das Gute im Menschen.“

Der Verband müsse umdenken – schon jetzt gäbe es zu viele alarmierende Zahlen, die die Schieflage dokumentieren. Im letzten Jahr wurden laut Kupka deutschlandweit 16 000 Mannschaften abgemeldet, inzwischen sind rund 500 000 Kicker in bunten Ligen organisiert, weil sie den Spielbetrieb unter DFB-Prämissen nicht mehr stemmen können – oder wollen.

Von den sechs Millionen Euro kamen angesichts von 25 000 Vereinen nur 240 Euro an der Basis an – zu wenig. Kupka regte an, dass, sollte es künftig mehr Geld geben, ein Fonds gegründet wird, auf den Klubs in finanziellen Nöten zugreifen können. Eine praxisnahe Lösung für die organisatorischen Engpässe sei zudem, einen hauptamtlichen Jugendleiter für mehrere Vereine einzustellen. In der Regel würden die Klubs bei Geldsorgen immer zuerst die Gemeinde anrufen, so Kupka, dabei habe der DFB mehr Mittel. Zu oft würden die Vereine im Regen stehen gelassen. „Schon wenn einer aus der Zweiten in die Dritte Liga absteigt, ist das wie eine Fahrt in die Hölle“, meinte Kupka.

Aufrufe: 012.7.2017, 09:27 Uhr
Münchner Merkur: Robert Gasser und Andreas WernerAutor