2024-04-23T06:39:20.694Z

Pokal
Einen packenden Pokalfight boten am Mitwwochabend die SpVgg SV Weiden (r. Michael Riester) und der SSV Jahn Regensburg (l. Andreas Güntner). <b>F: Nachtigall</b>
Einen packenden Pokalfight boten am Mitwwochabend die SpVgg SV Weiden (r. Michael Riester) und der SSV Jahn Regensburg (l. Andreas Güntner). <b>F: Nachtigall</b>

SpVgg SV spielt im Konzert der Großen mit

Update mit neuen Stimmen: Namhafte Vereine warten auf die Weidener im Viertelfinale +++ Jahn-Fans fordern Rauswurf des Trainers und des Sportlichen Leiters +++ Bayreuth wäre Wunschgegner der Schwarz-Blauen

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SpVgg Unterhaching, FC Würzburger Kickers, SpVgg Oberfranken Bayreuth, FC Eintracht Bamberg, FV Illertissen, SV Wacker Burghausen, SV Schalding-Heiniung und seit Mittwochabend auch die SpVgg SV Weiden – die Namensliste der Fußball-Vereine, die im Viertelfinale des Bayerischen Toto-Pokals stehen, das am 5. Oktober oder am 8. April 2015 ausgespielt wird, ist ungemein prominent. Die Weidener sind nach ihrem 1:0-Sieg gegen den Drittligisten SSV Jahn Regensburg dabei der klassenniedrigste Klub, der im Konzert der Großen mitspielt. Am heutigen Donnerstag wird um 15 Uhr in einer Sondersendung auf www.bfv.tv die Runde der letzten Acht ausgelost.

Die SpVgg SV Weiden marschierte bislang ohne Gegentor ins Viertelfinale. Das Team von Trainer Christian Stadler behielt in der ersten Runde standesgemäß mit 6:0 über den TSV Thiersheim die Oberhand und sorgte anschließend mit einem 1:0-Triumph über den Regionalligisten SV Seligenporten zumindest für eine kleine Überraschung. Der Coup folgte gegen den SSV Jahn Regensburg.

8:0 Tore und weitergekommen – da ließ es sich beim Bayernliga-Dritten beruhigt auf die Auslosung schauen. Einen Wunschgegner gab es am Mittwochabend nach dem Spielende gegen Regensburg bei der SpVgg SV nicht. „Alles, was jetzt kommt, ist Zugabe. Aber natürlich wäre ein Derby gegen Bayreuth ein tolles Los, oder ein Duell zuhause gegen den letzten verbliebenen Drittligisten aus Unterhaching“, sagte Weidens Sportlicher Leiter Thomas Binner.

Der freute sich genauso wie der Großteil der über 1100 Zuschauer über den Erfolg der Schwarz-Blauen. „Unser Trainer hat vor der Partie einige taktische Änderungen vorgenommen, die von der Mannschaft gut umgesetzt wurden. Nach zehn bis 15 Minuten haben wir gemerkt, dass Regensburg nicht ganz sattelfest war. Daher versuchten wir immer wieder selbst den einen oder anderen Nadelstich zu setzen. Spätestens nach dem verschossenen Regensburger Elfmeter wurde jedem klar: Die Sensation ist möglich. Das Tor war toll herausgespielt und mit der fantastischen Unterstützung der Fans sind wir im zweiten Durchgang kompakt gestanden und haben die Führung verteidigt“, so Binner.

Bezirksspielleiter Thomas Graml, der zusammen mit Lotto Bayern-Vertreter Stefan Luger Weidens zweiten Vorsitzenden Dietmar Paulus den Siegerscheck in Höhe von 500 Euro übergab – für den Jahn gab es immerhin noch 300 Euro –, sah den Einzug der SpVgg SV mit einem lachenden und weinenden Auge. „Es ist natürlich aus oberpfälzer Sicht schade, dass einem Verein das Aus ereilte. Aber die SpVgg SV hat nicht unverdient gewonnen. Ich wünsche ihr auf dem weiteren Weg im Pokal alles Gute“, so Graml. Paulus hoffte, dass sich dieser Erfolg, die gezeigte Leistung des Teams und die Unterstützung durch die Fans auch positiv auf die Zuschauerzahlen in der Bayernliga auswirke.

Das Pokal-Aus am Mittwochabend in Weiden war hingegen für einige der Jan-Fans anscheinend zu viel. In der Endphase des Spiels warfen sie Gegenstände auf den Platz im Sparda-Bank-Stadion, die Partie stand kurz vor einer Unterbrechung, selbst ein Abbruch war im Bereich des Möglichen. Erst nachdem Fanbeauftragter Johannes Fuchs den Weg Richtung Gästeblock fand, beruhigten sich die Gemüter wieder – zumindest vorübergehend. Denn nach dem Spiel forderten sie zum einen den Rauswurf von Trainer Alexander Schmidt, zum anderen wurde Sportchef Dr. Christian Keller zur Zielscheibe ihres Zorns: Sie skandierten „Keller raus!“.

Die ganz hartgesottenen „Jahn-Fans“ warteten dann unter den Augen eines großen Polizeiaufgebots bis weit nach dem Schlusspfiff auf dem Parkplatz gegenüber der Mehrzweckhalle auf die Kleinbusse, mit denen der SSV Jahn nach Weiden gereist war. Allerdings vergeblich, denn die SpVgg SV-Verantwortlichen öffneten die hinteren Tore am Wasserwerk-Areal und leiteten die Regensburger an ihren wütenden Anhängern vorbei.

Alles andere als wütend war natürlich Weidens Keeper Dominik Forster, mit der Matchwinner an diesem Abend: „Wir wussten, dass wir für eine Sensation gut sind, und dass der Jahn zu schlagen ist“, sagte er. Natürlich sei Glück dabei gewesen, doch seine Kollegen hätten sehr gut gestanden und nicht viel zugelassen. „Die wenigen Chancen, die durchkamen, habe ich gut gehalten. Unser Sieg ist nicht unverdient gewesen“, sagte Forster, dem vor der Saison ein Angebot des Drittligisten vorgelegen hatte. Der Torhüter entschied sich jedoch für eine gesicherte berufliche Zukunft. „Ich bin sowieso unbezahlbar“, so der Keeper mit einem Augenzwinkern. Er hatte sich perfekt auf die Spieler des SSV Jahn vorbereitet, dies bestätigte auch Coach Christian Stadler. „Wir haben die Elfmeterschützen des Jahns studiert und uns Spiele angesehen.“

Der SpVgg SV-Trainer erklärte, dass es eine echte Bauchentscheidung gewesen sei, Maximilian Geber wieder im Zentrum spielen zu lassen. „Er hat das Siegtor so herrlich entschlossen erzielt, alle jungen Spieler haben gegen den Jahn toll agiert. Von allen war das ein total mutiger Auftritt“, lobte er den Auftritt der eigenen Talente. „Respekt, wie sich meine Akteure immer wieder reingeworfen haben“.

Weidens Mannschaftskapitän Thomas Wildenauer war nach dem Schlusspfiff einfach nur überwältigt. „Was soll man sagen: Einfach toll gespielt und wir haben gegen Profis gewonnen, die täglich trainieren. Jeder von uns hat sein Bestes gegeben.“

Regensburgs Trainer Alexander Schmid zeigte sich schon am Spielfeldrand völlig verzweifelt, denn der Jahn verpasste es gleich zu Beginn, sich den notwendigen Respekt beim Bayernligisten zu verschaffen. „Ich habe vorab mein Team gewarnt, aber es ist einfach nicht mit der letzten Überzeugung ins Spiel gegangen. Erst als es eng wurde und man in der zweiten Halbzeit festgestellt hat, dass die Gefahr konkret wird, auszuscheiden, hat man einen Gang zugelegt“.

Schmid nahm sein junges Team in Schutz, haderte auch mit den Ausfällen. Das habe in der Mannschaft für Unruhe gesorgt. Auf die Frage, warum er eigentlich nicht den Ex-Weidener Sven Kopp aufgestellt habe, kam Schmid ins Grübeln: „Sven hat noch einige Defizite, ich wollte erfahrene Spieler aufbieten. Im Nachhinein wäre er eine echt gute Alternative im Mittelfeld gewesen, denn er hätte auch nicht schlechter als der eine oder andere gespielt“. Die Anwesenden quittierten diese Aussage mit dem Hinweis: „Dann gebt ihn uns halt umsonst wieder zurück!“

Aufrufe: 011.9.2014, 01:44 Uhr
Dagmar Nachtigall/Stephan LandgrafAutor