2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der Aufstieg der SpVgg Jahn Forchheim wurde nach dem Erfolg über den SC Feucht gebührend gefeiert. F: Zink
Der Aufstieg der SpVgg Jahn Forchheim wurde nach dem Erfolg über den SC Feucht gebührend gefeiert. F: Zink

Jahn Forchheim: Alle schwärmen von der Team-Chemie

Sechs Stimmen zum Aufstieg in die Bayernliga

Adrenalin und Feierlaune klangen bis in die frühen Morgenstunden nicht ab, nachdem die SpVgg Jahn Forchheim in einem dramatischen Endspurt doch noch den Bayernliga-Aufstieg realisiert hat. Sechs Stimmen über ein Hörspiel als Initialzündung, persönliche Abschiedsmomente und das Innenleben der Kabine.

Das einzige echte Heimgewächs Senad Bajric, genannt Bruno, debütierte 2005/06 als A-Jugendlicher. Nach einer Unterbrechung 2013 war der oft unterschätzte 30-Jährige ein unverzichtbarer Aktivposten der Offensive. Startet nun seine Trainerlaufbahn in Oesdorf.

„Ein besserer Abschied, als den Aufstieg mit einem eigenen Tor zu versüßen, war nicht vorstellbar. Nach über zehn Jahren ist eine intensive Bindung entstanden, ich kenne jeden im Verein und habe mich wohl gefühlt. Die Mannschaft war Wahnsinn. Besonders freut mich unser Erfolg für Max Bauernschmitt, der auch lange hier gespielt hat. Sehr vermissen werde ich die Kartelrunde mit Schäferlein, Weiler und Mönius. Und auch zu meinen Kabinennachbarn Göbhardt und Gumbrecht bestand ein enger Draht. Außer der Reihe getanzt hat aus unserem Kreis nur Steffen Müller, wenn Ed Sheeran auf der Musik-Box lief. Unser Trainer-Gespann Springer und Weiler hat sehr gut harmoniert, freilich muss der Aufstieg genauso unseren Ex-Trainern Hutzler und Dirk Schrott angerechnet werden, die unheimlich viel geleistet haben. Sicher werde ich mir in der kommenden Saison noch einige Heimspiele ansehen.“

Sein sonniges Gemüt wirkte schon beim Auftakttraining vor einem Jahr ansteckend. Der frühere Hollfelder Mesut Kimiz hat sich als Kommunikator und Funktionär zwischen Abteilungsführung, Trainer und Spielern prächtig eingelebt.

„Die Entscheidung für Forchheim war goldrichtig. Als ich mir 2013 eine Auszeit genommen hatte, wollte ich so schnell nicht mehr in einem Verein tätig sein. Dann fand ich aber die Aufgabe, in einem neu aufgestellten Funktionsteam mitzuwirken, spannend. Dankbar bin ich für die herzliche Aufnahme und meiner Frau, die mir ihren Segen erteilt hat. Sportliche Signale in dieser Saison waren für mich in der Rückrunde die Spiele gegen Karlburg und Abtswind, die wir in Unterzahl trotzdem gewannen. Das gesamte Team wuchs im Frühjahr eng zusammen, von da an hatte ich keine Angst mehr vor der Relegation. Egal wie viele verletzte Spieler wir hatten, da wurde nicht gejammert. Coach Christian Springer hat die Mannschaft auf jeden Gegner eingestellt. Vor dem letzten Spiel in Feucht haben wir uns die flammende Rede des Bielefelder Co-Trainers angehört, bevor sie Braunschweig 6:0 geschlagen haben. Wir sind mit Gänsehaut aus der Kabine getreten.“

Mitunter für zu viele Sicherheitspässe getadelt, verlässt Maximilian Bauernschmitt, Spitzname Maxwell, den Klub nach sechs Jahren als lauffreudiger Mittelfeldmotor, Leitwolf und Kabinen-DJ. Kaum einer verkörperte die Gier auf dem Feld so wie der 27-jährige Erlanger, der künftig für seinen Jugendverein Bruck spielt.

„Es fällt schwer, das Geschehen in Worte zu fassen, die Wende als Außenseiter noch geschafft zu haben. Der Schlusspfiff war ein emotionaler Moment. Dieser Aufstieg ist ein Mega-Höhepunkt meiner Laufbahn und Ergebnis eines besonderen Teamzusammenhalts. Wir waren stets fokussiert, wussten aber, dass wir am Ende über unseren Schweinehund springen mussten. Auf Knopfdruck funktioniert - ausgenommen unserem Motivationslied Can‘t stop von den Red Hot Chili Peppers - gar nichts. Vereint kamen Kampf, Fleiß und spielerische Akzente zum Tragen.“

Für seine Größe von fast zwei Metern ist Maximilian Göbhardt, Spitzname Göbbi, mit feiner Technik gesegnet und entdeckt immer öfter den Torriecher. Nach drei Spielzeiten im Jahn-Trikot zieht es den jungen Familienvater nach Eltersdorf.

„Es war auf jeden Fall eine Saison mit sehr vielen Höhen und Tiefen. Am Ende haben wir es allen gezeigt. Wir haben immer an uns geglaubt und das zeichnet diese Gruppe aus. Bei manchem legendären Pokerabend haben wir uns in der Sektion Spielsucht sogar gegenseitig therapiert. Ich freue mich schon auf das Wiedersehen in den Derbys.“

Die Adelsdorfer Lunge Sebastian Schäferlein hat sich vom verlässlich flankenden Rechtsverteidiger zum flexibel einsetzbaren Flügelspieler entwickelt und hat abseits des Rasens eine gewichtige Stimme. Dem 23 Jahre alten bisherigen Stellvertreter winkt die Beförderung zum Kapitän.

„Die Beine waren nach der hohen Zahl an Spielen schwer. Es gab immer wieder Rückschläge. Symptomatisch war im Finale in Feucht, dass wir in Rückstand geraten, obwohl wir zu diesem Zeitpunkt 3:0 führen müssen. Dann drehen wir das Spiel und bekommen direkt nach der Pause den nächsten Nackenschlag. Aber selbst da haben wir wieder mal großen Charakter und Kampfgeist bewiesen. Das zeigt einfach, was für eine geile Truppe wir sind und ich bin sehr stolz Teil dieser Mannschaft zu sein. Gerade in der wichtigen Phase vor dem regulären Rundenende war es wichtig, den Zusammenhalt mit gemeinsamen Aktivitäten zu stärken. Während meiner Muskelverletzung war ich bei jedem Training anwesend und bei den Spielen in der Kabine. Für mich persönlich ist der Abgang von Maxi Göbhardt traurig. In über vier Jahren haben wir Unvergessliches erlebt und sind privat enge Freunde geworden. Mit immer 100 Prozent Einsatz war er unser Herzstück.“

Mit einer Zwischenstation beim Regionalligisten Seligenporten fand Thomas Roas beim Jahn seine Oase, durfte seine Freiheiten als offensiver Künstler ausleben. In vier Spielzeiten traf der 28-Jährige, der jetzt ein neues Kapitel in seiner Heimat Erlangen beginnt, trotz zahlreicher Verletzungen immer zweistellig.

„Auch wenn ich zuletzt zweimal in Folge das Saisonfinale verpasst habe: Die Reparatur des Abstiegs war mir ein Anliegen. Der Jahn war für mich als Fußballer und Mensch eine Bereicherung. Ich kam 2012 mit Jäckel und Özdemir als Novize aus Buckenhofen und spielte mit Legenden wie Ulbricht und Beck zusammen, lernte Koryphäen aus dem Kassenhäuschen kennen. Durch die Erlanger Fahrgemeinschaft mit List oder meinen Kabinennachbarn Clausnitzer und Bauernschmitt habe ich mich auf jedes Training und besonders die Fahrten gefreut. Der Inhalt des Kühlschranks lockte natürlich auch, nicht nur zu den Partys in den geschichtsträchtigten Katakomben. Musikalisch haben wir uns mit einer berüchtigten Playlist eingestellt. Niemals unter einer Stunde brauchte unsere Seite der Kabine für die Körperpflege nach dem Sport, Finalgon und Feuchtigkeitslotion gehörten zum Standard.“

Aufrufe: 014.6.2017, 06:38 Uhr
Kevin Gudd (NN Forchheim)Autor