2024-04-16T09:15:35.043Z

Vereinstreue

SpVgg. Ingelheim statt Mainz 05

SERIE: Ur-Ingelheimer Jan Schießer lehnt zu C-Junioren-Zeiten ein Angebot der 05er ab +++ Tor beim Verbandsliga-Comeback +++ Zukunft am Blumengarten offen

Ingelheim. Er benötigte gegen den TuS Mechtersheim nicht lange, um seinen Torinstinkt unter Beweis zu stellen. Um genau zu sein nur 15 Minuten, dann schoss er den Anschlusstreffer für die Spielvereinigung Ingelheim am zweiten Spieltag der Verbandsliga. Uninteressant für Stürmer Jan Schießer bei seinem Comeback für die erste Mannschaft: „Wir haben trotzdem verloren. Es ist gut ein Tor zu schießen, aber ich hätte lieber gewonnen.“ Der 26-jährige ist nun wieder zur Option geworden, weil die zweite Mannschaft - in der Schießer vergangene Saison viele Spiele absolvierte - abgemeldet wurde. Und ein Ur-Ingelheimer wie er soll natürlich am Blumengarten bleiben. Schießer gehört zusammen mit Jannik Stumm, Ramin Bayat, Julius Haas und Thomas Malchus zu einer Gruppe, die schon sehr lange für den Klub am Ball ist.

Ein großer Faktor für Schießer: „Ich habe in der F-Jugend in Ingelheim angefangen und bin nie gewechselt. Wir kennen uns ewig und das wollte ich nicht aufgeben.“ Letztendlich vertrieb er die Gedanken, die mal da waren, wie Schießer offen zugibt: „Früher wurde die Jugend vernachlässigt, da war ich ein paar Mal kurz vor dem Wechsel. Mittlerweile hat sich das, wie auch der Aufstieg der A-Junioren in die Verbandsliga zeigt, geändert.“

Schießer sagt Mainz 05 ab

Aber auch seine Einstellung brachte ihn zu seiner Vereinstreue. Höherklassige Angebote von der Alemannia Waldalgesheim, Hassia Bingen und Mainz 05 lehnte der Stürmer allesamt ab. „Ich hatte zeitlich nie die große Motivation mich durch die Gegend fahren lassen.“ Im Nachhinein hätte er die Chance bei den 05ern aber ergreifen sollen, um zu „gucken, was daraus geworden wäre.“ Doch zu seiner damaligen Entscheidung war auch ausschlaggebend, dass die Mainzer „keine große Nummer waren und nur in der zweiten Liga gespielt haben.“ Als dann sein Freund nicht genommen wurde, sondern nur er, entschied sich Schießer dafür das Angebot abzulehnen. Auch weil er „noch nie Mainz 05 Fan war“, sagt er.

Stattdessen ist der angehende Wirtschaftsingenieur Fan von Bundesligist Bayer 04 Leverkusen. „Weil ich kein Bock hatte, Bayern Fan zu werden“, erklärt der Blondschopf. Ein Vergleich mit Stefan Kießling, der mittlerweile schon neun Jahre für die Werkself auf dem Platz steht, ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Schießer beschreibt sich als „technisch versiert“, als „nicht den Schnellsten“ und als „mitspielender Stürmer, der es mag, den Ball in den Fuß gespielt zu bekommen und vor dem Tor nicht unbedingt eiskalt ist.“ Sätze, die auch größtenteils auf den Bayer-Stürmer zutreffen.

Fest im Blick: Berufliche Weiterentwicklung

An Ingelheim schätzt Schießer eben die Clique, die immer wieder zusammen etwas „unternommen und getrunken hat.“ Genau so wie der Besuch des Rotweinfest Pflicht ist, sind auch Mannschaftsabende Pflicht. Und auch sportlich hatte der Goalgetter einige Höhepunkte am Blumengarten. Sein wohl schönstes Jahr erlebte er in den A-Junoren, als der Aufstieg in die Bezirksliga gelang – als ungeschlagener Meister. Diese Zeiten, in denen er ein fester Bestandteil einer solch erfolgreichen Mannschaft ist, sind aber vorbei.

Schießer legt nun den Fokus auf die berufliche Weiterentwicklung, nimmt sein Studium sehr ernst und steht der Spielvereinigung deshalb kaum noch zur Verfügung, weshalb er mehr nur unregelmäßig für die Reserve kickte. Durch die Abmeldung ändert sich nichts Wesentliches: Schießer versucht so oft wie möglich, da zu sein, aber hat schon durchklingen lassen, dass er "nicht so viel Zeit haben werde.“

Ungeklärte Zukunft am Blumengarten

So ist seine Zukunft am Blumengarten ungeklärt. Die Entscheidung fällt im Winter, dann wenn sein Studium endet, muss er sehen, wohin es ihn verschlägt. Eine Option für den Stürmer ist es eventuell sogar, nach England zu gehen. Bis dahin ist aber noch Zeit und vielleicht verabschiedet sich Schießer ja dann wenigstens mit weiteren Toren für seinen Verein. Bei nur fünf Treffern aus fünf Spielen in der bisherigen Saison könnte die Spielvereinigung seine Qualitäten durchaus gut gebrauchen. Zuerst aber muss er seinen Muskelfaserriss auskurieren.

Aufrufe: 01.9.2015, 06:00 Uhr
Nico BrunettiAutor