2024-04-16T09:15:35.043Z

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Maria Makowska (links) ist zweifellos der Star der Kreisklasse 1. F: Uwe Mühling
Maria Makowska (links) ist zweifellos der Star der Kreisklasse 1. F: Uwe Mühling

Polens Rekordnationalspielerin im Trikot von Kattenhochstatt

Maria Makowska ist im Saisonendspurt für die Eintracht in der Kreisklasse am Ball +++ 48 Jahre alte Mittelfeldlenkerin hat 111 Länderspiel-Einsätze, kickte in der Bundesliga und in der Champions League +++ Einstieg als Trainerin?

Eine ehema­lige polnische Nationalspielerin und deutsche Meisterin im Trikot der Ein­tracht Kattenhochstatt? Was im ersten Moment vielleicht wie ein verspäteter Aprilscherz klingen mag, ist derzeit schlichtweg eine Tatsache: Maria Ma­kowska hilft beim Damen-Kreisklas­sisten im Saisonendspurt aus.
Kurz vor dem Anpfiff beim Betreten des A-Platzes am Anton-Schnabl-Weg bekreuzigt sich die Spielerin im dun­kelroten Trikot mit der Nummer neun. Kaum rollt der Ball, dann merkt man sehr schnell, dass sie eine natürliche Autorität hat. Viele Angriffe laufen über die technisch starke Maria Ma­kowska, immer wieder versucht sie ihre – meist deutlich jüngeren Mitspie­lerinnen, deren Mutter sie sein könnte – gut in Szene zu setzen. Wenn möglich stößt sie selbst in die Spitze vor. All das sieht flink und dynamisch aus, sodass man fast vergessen könnte, dass die Mittelfeldspielerin schon 48 Jahre als ist. Nur eines muss Maria Makowska zugeben: "Nach den Spie­len habe ich richtig, richtig Muskel­kater", sagt sie und lacht dabei.

Kein Wunder auch: Fast fünf Jahre hat sie zuletzt nicht mehr Fußball ge­spielt. Im Dezember 2012 ging ihre Karriere offiziell zu Ende, beim dama­ligen Regionalligisten SV Weinberg. Dem vorangegangen war eine durch­aus schillernde Laufbahn mit Einsät­zen auf ihrer Lieblingsposition im zen­tralen Mittelfeld bei Länderspielen, in der Bundesliga sowie in der Cham­pions League. Doch der Reihe nach.


Triple mit Potsdam


Maria Makowska wurde 1969 in Breslau geboren und wuchs in dieser polnischen Stadt auf. Beim dortigen Verein Pafawag begann sie mit dem Fußball, spielte dann für Stilon Gor­zow und wurde 1996 für die deutsche Bundesliga entdeckt. Sie kam zum 1. Frauen-Fußball-Club (FFC) Turbine Potsdam, spielte dort als Profi in einem Spitzenteam, mit dem sie 2003 und 2004 Deutsche Meisterin wurde. 2003/2004 war zugleich ihre "erfolg­reichste Saison", wie sie rückblickend erzählt, denn neben dem Bundesliga-Titel gewann Turbine auch den deut­schen Hallenpokal und holte als Krö­nung den DFB-Pokal, ein Triple sozu­sagen.

Vor 30.000 Zuschauern in Berlin be­siegte Potsdam im damaligen Cup-Endspiel den 1. FFC Frankfurt mit 3:0. Maria Makowska stand im Erfolgs­team, dem unter anderem bekannte deutsche Fußballerinnen wie Ariane Hingst, Anja Mittag, Conny Pohlers und Torhüterin Nadine Angerer an­gehörten. Bei ihrem Wechsel nach Deutschland war die Polin schon längst Nationalspielerin ihres Heimat­landes gewesen. Bereits 1986 debü­tierte die Breslauerin in der Landes­auswahl, stieg später zur Spielfüh­rerin und Rekordnationalspielerin auf. Ihre 111 Länderspieleinsätze sind auch heute noch die absolute Best­marke bei der polnischen Frauen-Na­tionalmannschaft. Es hätten noch ei­nige Partien mehr werden können im weiß-roten Nationaldress, doch konn­te sich Polen bislang noch nie für eines der großen Turniere (WM, EM, Olym­pia) qualifizieren.

Maria Makowska ist dennoch sehr zufrieden mit ihrer Laufbahn. Nach dem Dreifach-Triumph mit Potsdam im Jahr 2004 wechselte sie zu Krka Novo mesto – ein Kapitel, an das sie sich nicht allzu gerne erinnert, denn nach dem Champions-League-Aus für den slowenischen Verein drehte dessen Boss den Geldhahn zu. Durch den Kontakt zu einer Freundin kehrte Ma­kowska anschließend nach Deutsch­land zurück, genauer gesagt nach Mit­telfranken, wo sie in den Folgejahren für den Post SV Nürnberg, den TSV Kleinschwarzenlohe und den SV Weinberg kickte. Und jetzt also die SpVgg Eintracht Kattenhochstatt, Kreisklasse Neu­markt/ Jura 1. Die polnische Rekord­nationalspielerin ist in der untersten deutschen Liga angekommen. Maria Makowska lacht darüber, denn es macht ihr überhaupt nichts aus und sie nach wie vor Spaß am Spiel – egal in welcher Liga. Ihre Arbeitskollegin Anja Rottler hat sie dazu überredet, bei den Eintracht-Fußballerinnen in den letzten Saisonspielen auszuhelfen und mitzumischen. Makowska ist bei Jesch Industrielackierungen in Wei­ßenburg als Poliererin beschäftigt und lebt mit ihrem zehnjährigen Sohn Mi­chael in Stirn. Der Fußball als Aus­gleich zum Alltag kommt ihr momen­tan ganz gelegen.


Uefa-Lizenzinhaberin


Zuletzt beim klaren 5:0 gegen die DJK Gnotzheim II erzielte Maria Makowska einen Treffer, am Samstag gibt es zum Saisonabschluss noch einmal ein Heimspiel gegen Gra­fenberg. Kommende Sai­son will die 48 Jahre alte, gelernte Elektromechanikerin zwar nicht mehr unbedingt selbst mitspielen, dafür könnte sie sich gut vorstellen, als Trai­nerin bei der Eintracht einzusteigen – sie kann sogar die Uefa-Lizenz vorweisen. Stephan Rührer, der aktuelle Coach, lobt sowohl die freundliche Art wie auch die hohe fußballerische Kompetenz seines Neuzugangs und würde ein Engagement der früheren Profispielerin vollauf begrüßen: "Von jemanden mit dem Können und der Erfahrung von Maria können wir alle hier in Kattenhochstatt nur profitie­ren", sagt er.
Aufrufe: 027.5.2017, 13:43 Uhr
Uwe Mühling (Weißenburger Tagblatt)Autor