
Geld schießt Tore - diese Fußballphrase klingt mächtig abgegriffen. Der Hauch Wahrheit, der dennoch in ihr steckt: Mit mehr Geld eröffnen sich Clubs größere Handlungsmöglichkeiten. Das ist auch bei der eher notorisch klammen Eintracht aus Trier der Fall.
Als dem sportlichen Leiter Heiner Semar im vergangenen Sommer offeriert wurde, für die Zusammenstellung des Kaders der Regionalliga-Mannschaft rund 550 000 Euro ohne Nebenkosten (Beiträge zur Berufsgenossenschaft, Reise-Ausgaben, medizinische Betreuung) zur Verfügung zu haben, rollte er nach Auskunft von Vorstandsmitglied Harry Thiele die Augen. Semars Replik: Wenn nicht rund 150 000 Euro draufgelegt werden, spielt die Eintracht nur im unteren Mittelfeld. Die Vereinsspitze rollte ebenfalls die Augen - stimmte dann aber zu. Weil die Gegenrechnung eben plausibel klingt: Mehr Geld = eine bessere Mannschaft = potenziell mehr Erfolg = mehr Einnahmen.
Bislang zahlt sich der "Kredit für die Zukunft" (Thiele) aus. Die Eintracht ist mit 39 Zählern Herbstmeister. Der SVE steht wieder für attraktiven, emotionalen Fußball. Die Fans honorieren dies - bislang kamen im Schnitt 2645 Zuschauer zu den Heimspielen ins Moselstadion. Kalkuliert hat der Verein lediglich mit rund 1300. "Wenn wir am Saisonende 1000 Zuschauer pro Heimspiel mehr als erwartet begrüßen könnten, würde das netto Mehreinnahmen von 50 000 bis 60 000 Euro bedeuten", rechnet Thiele vor.
Abgezogen hat er dabei nicht geplante Mehrausgaben an anderen Stellen, etwa umfangreichere Siegprämien (schätzungsweise 15 000 bis 20 000 Euro), Kosten für die angestrebte Einreichung der Lizenz unterlagen für die dritte Liga (15 000 Euro) und die noch auf den SVE zukommende Strafe wegen der Pyro-Zwischenfälle im Derby gegen Saarbrücken (der Club fürchtet 12 000 bis 15 000 Euro).
Heißt unterm Strich: Rund 100 000 Euro des laut Thiele vor der Saison angehobenen Budgets auf rund 700 000 Euro ohne Nebenkosten müssen noch über zusätzliche Sponsoreneinnahmen gedeckt werden. "Das ist ein Kraftakt, der aber machbar ist. Die Aussicht ist da, dass wir das schaffen. Wir wollen für die Rückrunde spezielle Pakete schnüren", sagt Thiele, der betont, dass die noch zu deckende Summe nicht zu Liquiditätsproblemen führe. "Aber wir wollen die Saison ohne Defizit abschließen, das wir ansonsten in die neue Saison mitnehmen müssten", sagt Thiele, der darauf verweist, dass der Trierer Etat im Vergleich zu anderen Clubs an der Spitze immer noch sehr klein sei.
Rubeck: Trainer im Hauptamt?
Der Unternehmer traut der Mannschaft zu, bis Saisonende um die beiden Plätze der Aufstiegsrelegation mitspielen zu können.
Dies hofft auch Semar, der eine wichtige Rolle bei der Kaderzusammenstellung spielt. "Wir müssen versuchen, aus dem sensationellen Lauf Kraft zu schöpfen. Wir sind vom Jäger zum Gejagten geworden. Ich hoffe, dass die Mannschaft der gestiegenen Erwartungshaltung gewachsen ist", sagt der sportliche Leiter, der nicht mit Lob geizt. Unter anderem für Christian Telch ("Sensationeller Sechser"), Mario Müller und Christoph Anton ("In der Regionalliga gibt’s keine bessere linke Seite"), Daniel Hammel ("Er ist zum Toreschießen geboren") oder Christopher Spang ("Ihm hätte ich die Leistungsexplosion so nicht zugetraut").
Kein Wunder, dass alsbald weitere Verträge verlängert werden sollen. Die von Spielern und von Trainer Peter Rubeck, der dem Vernehmen nach künftig womöglich hauptamtlich bei der Eintracht tätig sein könnte.
Gültige Verträge über die Saison hinaus besitzen bislang Christian Telch, Robin Garnier, Dennis Gerlinger und Holger Lemke. Darüber hinaus pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass es wohl nur eine Frage des Zeitpunkts ist, bis auch ein Bleiben des Kapitäns Michael Dingels verkündet wird.