2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligavorschau
Nach 14 Monaten gibt es für die Sportfreunde Siegen ein Wiedersehen mit der Alemannia aus Aachen. Unser Foto zeigt eine Szene vom letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams. Hier behauptet Til Bauman (Sportfreunde Siegen, vorne) den Ball gegen den Aachener Kevin Behrens. Foto: cst
Nach 14 Monaten gibt es für die Sportfreunde Siegen ein Wiedersehen mit der Alemannia aus Aachen. Unser Foto zeigt eine Szene vom letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams. Hier behauptet Til Bauman (Sportfreunde Siegen, vorne) den Ball gegen den Aachener Kevin Behrens. Foto: cst

Sportfreunde zum Auftakt gegen Goliath Aachen

3000 Zuschauer zum Saisonstart erwartet – Magolves-Linie fährt ab Siegen Hauptbahnhof

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Siegen. Gleich zum Start in die Regionalliga-Saison dürfen sich die Fußball-Fans der Region auf einen echten „Kracher“ freuen. Am Samstag fällt für den Traditionsverein Sportfreunde Siegen um 14 Uhr im Leimbachstadion der Startschuss gegen den ehemaligen Bundeslisten Alemannia Aachen.
Gleich zum Auftakt wird es wohl ein Spiel vor prächtiger Kulisse geben, denn wer die Aachener Fußball-Fans kennt, der weiß, dass sich die schwarz-gelben Anhänger wieder zu Hunderten per Bahn, Pkw und in einem Sonderbus auf den Weg ins 170 Kilometer entfernte Siegerland machen werden. Mit bis zu 3.000 Zuschauern rechnen die Sportfreunde insgesamt, bereits um 12.30 Uhr werden die Stadiontore geöffnet. Für die heimischen Fans gibt es erneut das Angebot der Magolves-Linie, die ab 12.45 Uhr vom Siegener Hauptbahnhof fährt. Als die Aachener das letzte Mal im Leimbachstadion zu Gast waren, das war vor 14 Monaten am letzten Spieltag der Regionalliga 2014/15, erlebten die Siegener Anhänger der insgesamt 1.900 Zuschauer ein wahres Debakel. Mit 0:7 wurden die Sportfreunde von der Alemannia, übrigens auch an einem Samstag um 14 Uhr, geradezu gedemütigt. Doch darauf angesprochen zuckt der Sportfreunde-Cheftrainer Ottmar Griffel verständlicherweise nur mit den Schultern. „Das war vor meiner Zeit!“ Auch der Sportliche Leiter Reiner Jakobs, dessen Wunsch nach einem Heimspiel gegen einen renommierten Gegner vom Spielplan vollends erfüllt wurde, will nichts von Wiedergutmachung oder dem Begleichen alter Rechnungen wissen. „Wir können uns mit Aachen nicht vergleichen. Wenn ich mir die Neuverpflichtungen anschaue, dann hat der Kader eigentlich nichts mit einem Regionalligateam zu tun. Wir dagegen kämpfen um den Klassenerhalt.“ Mit 19 Feldspielern und drei Torhütern starten die Sportfreunde das neuerliche Unternehmen Fußball-Regionalliga – bereits die 17. Spielzeit (!) in dieser Klasse. Für den Traditionsverein im Leimbachtal also „ein alter Hut“ – und nach der Umstrukturierung hin zum „Feierabend-Fußball“ dennoch eine neue Herausforderung. Nur knapp die Hälfte aller Spieler hat bereits die Erfahrung in der vierthöchsten deutschen Spielklasse gemacht und auch der A-Lizenz-Inhaber Ottmar Griffel betritt jetzt als Trainer sportliches Neuland. Natürlich ist es im Fußballgeschäft ein übliches Spiel, den nächsten Gegner vor dem Anpfiff groß zu reden – im Falle der Alemannia aus Aachen, der klar die Favoritenrolle zukommt, ist dies jedoch purer Realismus. Ottmar Griffel: „Das ist ein Verein mit ganz anderen Ambitionen, das ist eigentlich kein Regionalligist, sondern ein Profi-Club. Aachen ist gefühlt ein Drittligist, wenn nicht gar ein Zweitligist. Für uns wird diese Aufgabe gleich zum Saison-Auftakt eine riesige Hürde sein!“ Was da am morgigen Samstag auf ihn und seine Sporfreunde zukommt, davon konnte sich der 57-jährige Sauerländer am vergangenen Wochenende als Zaungast beim Mini-Turnier im Aachener Tivoli ein Bild machen. Die Alemannia spielte gegen die renommierten Teams des FC Malaga, des 1. FC Köln und Olympique Marseille in der regulären Spielzeit zu Null und gewann das Turnier am Ende überraschend durch einen 4:3-Sieg im Elfmeter-Schießen gegen den spanischen Erstligisten. Griffel zeigte sich beeindruckt von der Vorstellung: „Sie haben variabel getestet und man hat schon die Qualität von Aachen gesehen.“ Aachen stand in der Defensive sehr stabil, agierte gegen die Erstligisten in der Offensive äußerst variabel. Auf den Saisonstart gegen Aachen freut sich Kapitän Mark Zeh: „Wir haben zwar nur wenige Spieler, die bereits in der Regionalliga gespielt haben, doch unsere Spieler sind jung und wollen sich zeigen. Wir werden mit Leidenschaft und viel Engagement auftreten. Ich bin gespannt, wie wir die erste Hürde nehmen. Jetzt haben wir ein geiles Spiel, wen das nicht motiviert, hat auf dem Platz nichts verloren!“ In der Vorbereitung haben die Sportfreunde insgesamt neun Testspiele gegen klassentiefere Mannschaften absolviert. Die Bilanz: sechs Siege, zwei Unentschieden, eine Niederlage. Dazu Mark Zeh: „Das zählt jetzt alles nicht mehr. Jetzt müssen wir unsere Leistung abrufen. Die Neuen sind schon gut integriert, da gibt es keine Probleme.“ Viele Spieler kennen sich bereits und haben in anderen Vereinen zusammengespielt. Griffel: „Es gibt viele Querverbindungen.“ Die Mannschaft ist ohne Blessuren aus der Vorbereitung gekommen, lediglich hinter dem Einsatz von Julian Jakobs, der das Mannschaftstraining am Mittwochabend aufgrund muskulärer Probleme als Zuschauer von der Trainerbank aus verfolgte, steht noch ein Fragezeichen. Griffel signalisierte, dass die kleine Verletzung sicherlich nach zwei Tagen Pause behoben sei. Reiner Jakobs ist trotz des Kräfteverhältnisses vor dem Saisonauftakt zuversichtlich: „Wir sind mit unserem 22er-Kader in der Breite besser aufgestellt als im Vorjahr. Trotz der Schwere der Aufgabe werden wir einen vernünftigen Einstieg schaffen!“ Augenzwinkernd fügte er an: „Der Klassenerhalt ist unser Ziel und soviel ist sicher: Wir werden am Samstag gegen Aachen nicht absteigen, egal wie das Ergebnis am Ende lautet!“


Der Gegner
Alemannia Aachen blickt auf glorreiche Fußballzeiten im alten Tivoli zurück. 2004 erreichte die Alemannia als Zweitligist das Pokalfinale, im Uefa-Cup schaffte sie es in die Zwischenrunde und 2006 stieg sie unter Trainer Dieter Hecking in die 1. Bundesliga auf. Übrigens: In dieser 2. Liga-Saison 2005/06 trafen die Aachener auch auf SF Siegen. Aachen ist immer noch Spitzenreiter in der Ewigen Tabelle der 2. Bundesliga – doch nach nur einem Jahr in der Bundesliga stieg die Alemannia 2007 als Vorletzter wieder ab. Innerhalb von nur 10 Jahren folgte der Absturz aus der Erstklassigkeit ins Niemandsland der Vierten Liga. Viele Sportdirektoren kamen und gingen, insgesamt fünfzehn Trainer durften sich in den vergangenen zehn Jahren versuchen. Viele Aachener Fans machen für die Erfolglosigkeit das neue Tivoli-Stadion verantwortlich. Das 33.000 Zuschauer fassende, 43 Millionen teure reine Fußballstadion, in das die Alemannia 2009, noch zu Zweitligazeiten, umgezogen ist, scheint geradezu mit einem Fluch belegt und wurde für die Alemannia zur „Problemimmobilie“ (Aachener Nachrichten). Schon als Zweitligist konnte der Verein die laufenden Kosten für das neue Stadion von jährlich sechs Millionen Euro nicht mehr aufbringen, und nach Alemannias Insolvenz musste die Stadt im Januar 2015 den Tivoli für einen symbolischen Preis von einem Euro übernehmen. Statt Champions-League und 1. Liga heißt der Fußball-Alltag für Aachen nun SV Rödinghausen und TSG Sprockhövel. Natürlich haben die Aachener Ambitionen auf die 3. Liga, doch auch die Alemannia muss sparen und konnte nicht wie gewünscht in den Kader investieren. Dass in der Regionalliga West 20016/17 mit der Alemannia zu rechnen sein wird, zeigte das Team von Trainer Fuat Kilic mit einer starken Saisonvorbereitung. Eine Woche vor dem Ligastart gewann die Alemannia beim HappyBet Cup auf dem Tivoli durch einen 4:3-Finalerfolg über den FC Malaga. Zuvor hatte Aachen nach torlosen 45 Minuten im Elfmeterschießen Olympique Marseille, den Champions League-Sieger von 1992/1993, mit 4:2 bezwungen.
Direktvergleich 23.05.2015: SF Siegen – Alem. Aachen 0:7 28.11.2014: Alem. Aachen – SF Siegen 2:1 22.03.2014: Alem. Aachen – SF Siegen 0:0 24.09.2013: SF Siegen – Alem. Aachen 3:0 02.05.2006: Alem. Aachen – SF Siegen 3:0 02.12.2005: SF Siegen – Alem. Aachen 2:2
Zitat des Tages „19 Feldspieler, dazu drei Torhüter – unser Kader ist jetzt komplett. Sollte uns jedoch noch ein Messi vom Himmel fallen und er für eine Übungsleiter-Pauschale zu bekommen sein, dann würde sich sicherlich auch unser Trainer Ottmar Griffel nicht gegen eine Aufstockung des Kaders wehren!“ – Reiner Jakobs, Sportlicher Leiter SF Siegen.
Aufrufe: 028.7.2016, 19:03 Uhr
Frank SteinseiferAutor