2024-04-24T13:20:38.835Z

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Ob die Zuschauer in der kommenden Saison überhaupt ein Spiel der Sportfreunde Siegen im Leimbachstadion zu sehen bekommen, ist derzeit fraglich. Foto: René Traut
Ob die Zuschauer in der kommenden Saison überhaupt ein Spiel der Sportfreunde Siegen im Leimbachstadion zu sehen bekommen, ist derzeit fraglich. Foto: René Traut

Oberliga, A-Kreisliga – oder nix!

Sportfreunde Siegen und die Frage: Wie geht es weiter?

Vier Tage sind nun vergangen, seit das Amtsgericht Siegen am Montagnachmittag das „vorläufige Insolvenzverfahren“ über das Vermögen des Vereins Sportfr. Siegen e. V. anordnete. Vier Tage, in denen viel gerätselt und gemunkelt wurde. Aber eben auch vier Tage, in denen das Grundprinzip galt: „Nichts genaues weiß man nicht.“

Mittlerweile reagierte der „vorläufige Insolvenzverwalter“, die Kanzlei Niering-Stock-Tömp, auf eine Anfrage von FuPa Südwestfalen. Und mittlerweile zeigte sich auch der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen vom ersten Schock der Insolvenznachricht erholt.

Doch die Erwartungen in schnelle Informationen bezüglich der Zukunft des Traditionsvereins sollten die Fans flach halten: Großartig Neues – egal ob positiv oder negativ – gibt es derzeit noch nicht zu verkünden.
So teilte uns die Kölner Kanzlei über ihren Vertreter, Diplom-Kaufmann Bernhard Görg, freundlich mit, dass im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens zunächst die Vermögenswerte gesichert und ein erstes Gutachten erstellt würden, „ob eine die Kosten des Insolvenzverfahrens deckende Vermögensmasse“ vorgefunden wird. Danach werde man ein Finanzkonzept erarbeiten. Und genau bis zur Erstellung dieses Finanzkonzepts könne man keine konkreten Aussagen zur Zukunft des Vereins geben. Man werde aber die Öffentlichkeit „zu gegebener Zeit“ unterrichten.

Aber FuPa Südwestfalen hakte auch beim Verband nach, wie man mit dem „Fall SFS“ umzugehen plane. Reinhold Spohn, Vorsitzender des Verbands-Fußball-Ausschusses und zugleich Spielleiter sowohl der Regionalliga West als auch der Oberliga Westfalen, wird sich heute mit dem Verbandsjustiziar Dieter Ostertag treffen, um die Thematik zu besprechen. Grundsätzlich geht man beim Verband derzeit davon aus, dass die Siegener als sportlicher Regionalliga-Absteiger in der am 1. Juli beginnenden Saison 2017/18 in der Oberliga Westfalen spielen werden.

Alles was nun kommt, macht die Sache spannend. Der Verein bzw. der vorläufige Insolvenzverwalter kann nicht mehr den Wunsch äußern, z. B. (nur) in der Landesliga spielen zu wollen, weil dafür vielleicht genügend Kapital vorhanden sei. Spohn gegenüber FuPa Südwestfalen: „Das wäre nur möglich gewesen, wenn der Vorstand des Vereins während der alten Saison einen entsprechenden Antrag, quasi als Wunsch formuliert, an das Verbandspräsidium gestellt hätte.“ Jetzt geht nämlich nur noch die „Alles-oder-nichts-Lösung“: Entweder man spielt Oberliga oder in der A-Kreisliga, wo bekanntlich die 2. Mannschaft agiert.

Dazwischen geht nichts. Sollte Siegen also auf die Oberliga verzichten (müssen), bliebe dort jeweils eine Mannschaft pro Wochenende spielfrei und Siegen wäre erster Absteiger der jetzt noch gar nicht begonnenen Saison.

In Foren und anderen Beiträgen geistert derweil immer wieder der sogenannten „Neun-Punkte-Abzug bei Insolvenz“ umher. Dieser gilt aber nur in höheren Klassen als jenen des westfälischen Verbandes. Doch Vorsicht: Am 1. Juli, also in acht Tagen, wird der FLVW eine Änderung seiner Spielordnung mit sofortiger Wirkung veröffentlichen, nach der dann auch in Westfalen der Neun-Punkte-Abzug bei Stellung des Insolvenzantrages eingeführt wird. Neun Punkte Abzug für die Saison, in der der Antrag gestellt wurde.

Nach normalem Rechtsverständnis dürfte dies aber für die Sportfreunde nicht greifen, da aktuell noch „altes Verbandsrecht“ gilt. Es gilt übrigens als wahrscheinlich, dass Reinhold Spohn als ranghöchster und derzeit versiertester Verbandsfunktionär Kontakt mit der Niering-Kanzlei aufnehmen wird – auch im Falle des freilich etwas anders gelagerten Insolvenzverfahrens FC Gütersloh hatte der Verband einen solchen Kontakt gesucht.

Vergleichbar mit Siegen ist derzeit noch am ehesten der Insolvenzfall Hessen Kassel, auch wenn der Ex-Zweitligist in der Regionalliga spielt. Um zu verstehen, wie ein vorläufiger Insolvenzverwalter „tickt“ und wie der Fall Siegen weitergehen könnte, mag daher die Aussage der für Hessen Kassel zuständigen vorläufigen Insolvenzverwalterin Jutta Rüdlin Aufschluss geben. Die in Kassel erscheinende Zeitung „Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ (HNA) zitierte Rüdlin nämlich so: „Wir benötigen derzeit jeden Euro für den täglichen Betrieb und brauchen ganz schnell Hilfe von Sponsoren und Fans. Es hört sich banal an, aber Strom, Telefon oder Internet müssen bezahlt werden. Geld ist aber kaum vorhanden. Niemand hat Interesse daran, die Dinge zu zerschlagen. Meine primäre Aufgabe ist es, den Spielbetrieb am Laufen zu halten. Die Mannschaft ist im Prinzip das Kapital des Vereins.“

Ob die Sportfreunde aber überhaupt eine Mannschaft für die kommende Saison haben werden, ob der Termin Trainingsbeginn am Montag zu halten sein wird? Keine Frage: Es gibt derzeit Fragen über Fragen.

Aufrufe: 022.6.2017, 22:00 Uhr
RedaktionAutor