2024-05-10T08:19:16.237Z

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Zu Beginn kalt erwischt und am Ende böse ausgekontert

Hamborns Zweite verliert gegen clevere Mündelheimer 1:3 und reserviert das Ticket für die Kreisliga A +++ Nur noch rein theoretische Chancen auf den Relegationsplatz

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Das hatten sich die Hamborner im Rahmen der offiziellen Verabschiedung ihres Trainers Hans Herr beim letzten Heimspiel der Saison etwas anders vorgestellt. Nach Blumen und Präsenten vom Vorstand und der Mannschaft gab es statt wichtiger Punkte und eines hoffnungsvollen Ausblicks auf das letzte Spiel bei Adler Union Frintrop eine bittere 1:3 Heimniederlage gegen die TuS Mündelheim, die selbst schon gerettet war, aber nach sechs Spielen ohne Sieg anscheinend den Erfolgshunger beim eigenen letzten Spiel der Saison noch einmal stillen wollte.
Hamborn wurde direkt nach dem Anstoß kalt durch einen Gegenstoß der Gäste erwischt, den Dennis Ecker mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze zum 0:1 vollendete; Nachwuchstalent Max Chmilewski im Tor der Löwen war machtlos (1.). Die Gastgeber steckten nie auf, fanden aber kaum ein probates Mittel, die gut sortierten Abwehrreihen der Mündelheimer zu durchbrechen. Das späte 1:1 durch Kamal Shahin in der 80. Minute ließ noch einmal Hoffnung im Hamborner Lager aufkeimen, doch Mündelheim nutzte zwei individuelle Fehler der Löwen-Defensive eiskalt aus und machte den Sack durch Tore von Niklas Wojahn (83.) und David Hommers (89.) zu.

Bitter für Hamborn, dass die direkte Konkurrenz aus Meiderich nicht mitspielte. Die "06/95er“ gewannen überraschend deutlich beim Mülheimer SV mit 6:1 und kletterten mit einem 3 Punkte-Vorsprung und einem deutlich besseren Torverhältnis als "07 II“ auf Rang 14. Auch wenn die Meidericher beim letzten Spiel in Unterruhr deutlich verlieren sollten, müsste Hamborn erst einmal bei Adler Union Frintrop gewinnen, um mit Meiderich gleichzuziehen.

Auch den TuS Bergeborbeck, der mit 0:7 bei Blau-Gelb Überruhr unterging und mit zwei Zählern Vorsprung auf Hamborn auf dem Relegationsplatz 15 steht, werden die Löwen kaum einholen können. Die Essener haben im letzten Saisonspiel den VfB Lohberg zu Gast, der nach dem 2:4 im Dinslakener Derby gegen RWS Lohberg neben dem 1.FC Mülheim-Styrum als zweiter Absteiger feststeht. Es ist fraglich, ob die "Knappen“, bei denen es trotz Aufholjagd nun doch zu Auflösungserscheinungen gekommen ist, noch nennenswerten Widerstand leisten werden. VfB-Coach Siggi Sonntag hatte bereits vor dem Derby angekündigt, trotz ursprünglicher Zusage nicht für die neue Saison zur Verfügung zu stehen.

Die Zeichen für "07 II“ stehen also nach dem erst in der letzten Saison erkämpften Aufstieg eher wieder auf Richtung Kreisliga A, auch wenn noch eine theoretische Chance auf den Relegationsplatz besteht. "Das Spiel in Essen musst Du erst einmal gewinnen“, versucht denn auch Coach Hans Herr erste Rechenversuche aus dem Umfeld sofort auszubremsen. "Es waren unter anderem die Spiele gegen Bergeborbeck, Meiderich und Mündelheim, die wir nicht hätten verlieren dürfen. Gegen Bergeborbeck fehlte die richtige Einstellung , da haben wir uns dumm angestellt. In Meiderich haben uns die beiden Platzverweise das Genick gebrochen - mit neun Mann kannst Du nicht gewinnen“, resümierte der Hamborner Übungsleiter nüchtern.

Hans Herr hätte einen schönere Verabschiedung verdient - es hat nicht sollen sein. Nun bleibt zu hoffen, dass die Löwen-Reserve sich in Essen achtbar aus der Affäre zieht und der Fußballgott doch noch ein Wunder geschehen lässt. Nach dem überraschenden 0:3 der bis dahin lange ungeschlagenen Frintroper im Duell der DJKler in Vierlinden möchte man einfach in Hamborn daran glauben.

Das Spiel gegen Mündelheim und die Verabschiedung von Hans Herr standen von Beginn an nicht unter einem guten Stern. Zuerst begann es zu regnen, dann gewitterte, es, dann fiel vor der Verabschiedung die Mikrofonanlage aus. Blumen und Präsente gab es vom Vorstand und der Mannschaft dennoch, was den Löwen-Trainer sichtlich bewegte.

Weniger ergreifend war der erste Spielzug nach dem Anstoß, den die Gäste direkt abblockten und zu einem Tempogegenstoß starteten. Dennis Ecker sprintete durch die Hamborner Reihen, die sich kaum sortiert hatten und setzte einen satten Schuss in die Maschen, bei dem Max Chmilewski im Löwen-Tor keine Chance hatte: 0:1 (1.). Die kalte Dusche war perfekt! Die Löwen schüttelten sich kurz und bemühten sich um Korrektur. Allein das Glück fehlte - wie so oft in der jüngeren Vergangenheit. Baris Con scheitert zweimal bei einem Freistoß aus guter halbrechter Position - jeweils stand ein Abwehrbein der Gäste im Weg und blockte das Leder ab (5.). Selahattin Güner (7.) und Recep Sayyid Coban (9.) versuchen es mit Schüssen aus der Distanz, Güner zieht links am Tor vorbei, Letzterer scheitert an Gäste-Keeper Lukas Amendt. Erneut wird ein Freistoß von Baris Con abgeblockt, den Abpraller bekommt Coban an die Hand - erneut verpufft ein Angriff (15.).

Im Defensivbereich stehen die Gastgeber jetzt gut und lassen keine Chancen der TuS zu. Nach vorne müht man sich, hat aber weiter keine zündende Idee. Mazlum Itmec gibt Gas über rechts, legt auf Kevin Hesse, der sich durchtankt und den Ball in die Mitte bringt - wo aber niemand steht (20.). Dann schickt Yavuz Kalyoncu seinen Offensivkollegen Selahattin Güner auf der rechten Seite. Der Pass war schön gedacht, nur einen Tick zu schnell für Güner, der zusammen mit der Kugel ins Toraus läuft (23.). Was vorne etwas zaghaft wirkt, sieht hinten gut aus bei den Löwen, die früh pressen und die Spielentfaltung bei Mündelheim früh stören. Das machen die Jungs von Hans Herr richtig gut. Chancen hat die TuS derzeit nur durch Standards, die dann aber gefährlich sind. So zieht Viktor Wisner einen Freistoß aus rund 20 Metern nur knapp über das Hamborner Tor - Glück für "07“! (28.).

Die Hamborner bleiben vorne farblos: Ein Freistoß von Baris Con geht (wieder einmal) ins Leere (28.); bei einer folgenden Ecke bekommt Mazlum Itmec den Ball und legt in den Strafraum - Empfänger nicht vorhanden (30.). Dann hat Mehmet Kilic das 1:1 auf dem Fuß. Der Löwen-Kapitän wuselt sich über die linke Seite durch, dringt in den Mündelheimer Strafraum ein und sieht sich nur noch Torwart Amendt gegenüber. Der wehrt den Schuss des Löwen-Kapitäns aus kurzer Distanz mit einer tollen Reaktion zur Ecke ab (33.). Die bis dahin beste Chance für Hamborn, das nun mehr vom Spiel hat. Die Gäste zeigen den gepflegteren Spielaufbau, leisten sich aber auch den ein oder anderen Fehlpass, da die Löwen beherzt stören und kämpfen. Allen voran Kapitän Mehmet Kilic, der nach einem Zweikampf zunächst angeschlagen liegen bleibt, die Zähne aber zusammenbeißt und weitermacht (36.).

Eine schöne Kombination bringt die nächste Chance für Hamborn: Yavuz Kalyoncu setzt sich schön durch und legt auf Mazlum Itmec, dessen Kopfball aber von TuS-Keeper Lukas Amendt entschärft werden kann (37.). Hamborn drückt nun, bleibt aber ohne Fortune. Mehrmals in Folge werden Angriffe wegen Abseits abgepfiffen, teils berechtigt, teils fragwürdig. Dann sorgt eine slapstickartige Einlage von TuS-Spieler Jan-Felix Juschka für Aufregung: Der Mündelheimer verlängert, mit dem Rücken zum eigenen Tor stehend, eine Hereingabe mit der Hacke Richtung Tor. Lukas Amendt muss sich mächtig strecken, um das Leder noch zur Ecke abwehren zu können. Der folgende Eckball wird zunächst abgeblockt, dann zieht Mazlum Itmec den Abpraller über den Kasten (42.). Der Ausgleich liegt in der Luft. Mehmet Kilic bricht über rechts durch und kämpft sich in den Strafraum, wird aber samt Ball ins Toraus abgedrängt (42.). Wenig später segelt Selahattin Güner im Fünfmeterraum haarscharf an einer Flanke vorbei - das hätte es sein können, war es aber nicht (44.).

Mit dem 0:1 geht es in die Pause. Hans Herr wechselt zunächst nicht; sein Gegenüber Frank Krüll bringt mit Tim-Fabian Juschka für den Torschützen Dennis Ecker und David Hommers für Garrit Jost gleich zwei neue Kräfte, die noch für merklich frischen Wind im Offensivspiel der Gäste sorgen sollten.

Beide Teams kommen entschlossen auf den Platz zurück, es gibt kein Abtasten. Nachdem eine Ecke der Löwen erfolglos verpufft ist, leiten die Gäste über den frisch eingewechselten David Hommers einen schnellen Konter ein, dessen geniales Zuspiel auf den gut postierten Niklas Wojahn vom Abseitspfiff gestoppt wurde. Wojahn hätte freie Bahn aufs Löwen-Tor gehabt. Glück für „07 II“! (49.). Hamborn müht sich, aber die Mündelheimer Defensivabteilung arbeitet gut. Während die Löwen sich nach vorne orientieren, öffnen sie den Gästen zwangsläufig Räume für Konter, die diese aber noch nicht nutzen (51.). Jetzt wechselt auch Hans Herr im Doppel-Pack: Maurice Hörter kommt für Yavuz Kalyoncu, Kamal Shahin für Baris Con (54.).

Dann kann sich Selahattin Güner einmal über rechts durchsetzen, verzieht aber aus spitzem Winkel (59.). Wenig später hatten die Gäste die Vorentscheidung auf dem Fuß. Ex-Löwe Torben Wissen bedient mit einem klugen Zuspiel den kurz zuvor für Michael Schmack gekommenen Björn Andreas Koths, der mutterseelenallein vor Max Chmilewski auftaucht. Dieses Mal macht der Löwen-Keeper eine 100%ige Chance der Gäste mit einem tollen Reflex zunichte (67.). Es geht jetzt hin und her. Jeder Ball ist umkämpft. Torraumszenen sind allerdings Mangelware. Selahattin Güner versucht es dann einmal von der Strafraumgrenze, bekommt aber Nicht genug Druck in den Schuss, so dass dieser fast als Kullerball bei Lukas Amendt landet (71.). Hans Herr bringt nun Muhammet Kara für Anil Kocakaya (72.). Die Zeit läuft den Löwen weg, die auch noch Glück haben, dass ein Fernschuss von Björn Andreas Koths über das Tor saust und nicht im Winkel landet (74.).

"07 II“ kämpft. Nachdem zunächst eine Flanke von Maurice Hörter folgenlos durch den 16er der Gäste trudelt, kann Hamborn 10 Minuten vor dem Spielende endlich jubeln. Nach einer Konfusion im Mündelheimer Strafraum schaltet Kamal Shahin am schnellsten und schießt aus einer Spielertraube heraus zum 1:1 ein (80.). Die Löwen wittern noch einmal Morgenluft, hatten sich endlich für Ihre Mühen belohnt. Doch die Freude währt nicht lange. Bei einer Hereingabe der Mündelheimer in den 16er stimmt die Zuordnung in der Löwen-Abwehr nicht. Maurice Hörter, der vielleicht noch hätte eingreifen können, findet sich nach einem Ellebogenschlag eines Gegenspielers am Boden wieder. Niklas Wojahn fackelt nicht lange und schießt das Leder aus kurzer Distanz unhaltbar ins rechte Eck: 1:2 (83.). „Dass der Schiri das Foul an Maurice nicht gesehen hat, ist bitter. Aber was nützt alles 'wenn und aber'?“ kommentierte Hans Herr im Nachgang lakonisch die Szene.

Die Löwen können fast postwendend antworten, doch TuS-Keeper Amendt äklärt einen Freistoß der Hamborner aus halblinker Position mit einer tollen Parade (85.). Kurz darauf riskiert er Kopf und Kragen, als er dem einschussbereiten Ilker Pala den Ball vom Schuh schnappt. "07 II“ gibt noch einmal Gas, kommt aber zu keinen zwingenden Chancen. Anders die Gäste, die von einem weiteren Patzer der Löwen profitieren. Recep Seyyid Coban spielt im Aufbau Niklas Wojahn den Ball genau vor die Füße. Der legt ohne Zögern das Leder auf den wieselflinken David Hommers, welcher sich über links durchsetzt, in den Strafraum eindringt und Max Chmilewski aus spitzem Winkel keine Chance lässt: 1:3 (89.). Hiermit war die Messe natürlich gelesen. In der Nachspielzeit gab es noch eine gute Möglichkeit für die Gäste, doch das Geschoss saust knapp am Hamborner Tor vorbei. Es wäre des Guten auch zu viel gewesen. Dann war Schluss im Holtkamp.

Es bleibt aus Hamborner Sicht die erneute bittere Erkenntnis, dass die Mannschaft durchaus gewollt und gekämpft hat, es aber wieder einmal nicht gereicht hat. In der Summe vielleicht zu wenig für die Bezirksliga. Wenn es am Ende nicht reichen sollte, wurde der Abstieg nicht erst heute „erspielt“. Es waren die vielen hergeschenkten Spiele der Vergangenheit, in denen die Punkte verloren wurden, die nun zum Klassenerhalt fehlen.
Aufrufe: 028.5.2018, 09:10 Uhr
Markus OesteAutor