Sportfreunde greifen im "Mondpalast" nach Funken Hoffnung

FC Schalke 04 II - Sportfreunde Siegen (So 14:00)

„Wir haben im Training schon geunkt, dass wir diesmal wohl die jüngste Mannschaft seit langem am Start haben werden. Noch jünger, als die Schalker, bei denen man nie weiß, wer dann spielt.“

Sportfreunde Cheftrainer Thorsten Seibert flüchtete sich beim Blick auf seinen Spielerkader zum Galgenhumor. Neben den Langzeitverletzten Lukas Hombach und Haluk Arslan wird in der Partie des 20. Spieltages der Regionalliga-Saison 2016/17 am Sonntag (Anstoß 14 Uhr) im "Mondpalast" in Herne gegen die „Knappenschmiede“ des FC Schalke 04 auch der 29-jährige Stammspieler Serkan Dalman in der Abwehr aufgrund seiner anhaltenden Knieverletzung und auch Routinier Marc Zeh fehlen. Der 33-jährige Kapitän muss nach seiner fünften gelben Karte ein Spiel Sperre absitzen. Seine Spielpause stand eigentlich schon vor einer Woche im Heimspiel gegen Borussia Dortmund 2. bevor, doch nach der Spielabsage im Leimbachstadion reißt Zeh eben jetzt die Lücke.

„Wir haben uns bereits vor einigen Wochen bei den Staffelleitern erkundigt, wie in der Liga nach der fünften gelben Karte verfahren wird“, erklärte Cheftrainer Seibert, der die Info bekam, dass nur in den unteren Ligen des FLVW die Regelung einer 10-Tage-Sperre gilt, das Reglement in der Regionalliga West jedoch die Sperre eines „Pflichtspiels“ vorsieht.

Nach dem Ausfall des Oldies im Team, der zuletzt meist die Position des „Sechsers“ im defensiven Mittelfeld besetzt hatte und zudem in der recht unerfahrenen Siegener Mannschaft für Ruhe und Ordnung im Aufbauspiel sorgen sollte, sind die „jungen Wilden“ der Sporfreunde noch ein Stück weit jünger geworden. „Mal sehen, wer sich von den jungen Spielern nun aufdrängt, in die zentrale Rolle von Marc zu schlüpfen. Jetzt haben sie die Gelegenheit, etwas zu zeigen“, versucht Chefcoach Seibert die Nachrücker in die Pflicht zu nehmen. Wer nun in die Rolle der Erfahrenen Dalman und Zeh schlüpfen wird, da wollte sich Seibert noch nicht in die Karten blicken lassen. „Es gibt im Fußball keine Einteilung in jung und alt, nur in gut oder schlecht“, so seine Devise.

Der Sportfreunde-Trainer hatte die Stimmen aus dem Umfeld, wonach die Leistung der beiden Führungsspieler kritisiert wurde, sehr wohl wahrgenommen, konterte jedoch mit einer einfachen Statistik: „Haben wir ohne Serkan Dalman in den vergangenen vier Wochen null Punkte geholt, oder etwa nicht?“ Ob das nur die schützende Hand des Trainers über seine Stammspieler ist, oder aber doch ein psychologisches Mittel, um die Einstellung und den Einsatz der „jungen Wilden“ anzuheizen, das wird der Betrachter der Partie wohl am Sonntag im „Mondpalast“ in Herne zu Gesicht bekommen.

Werden, zumindest bei einer Viererabwehrkette, wie zuletzt gegen Alemannia Aachen, Beier, Dudda und Baumann „gesetzt“ sein, könnte diesmal hinter dem unerfahrenen Neuzugang David Kammerbauer stehen, der erst vor fünf Wochen 19 Jahre alt geworden ist. Richtig gespannt sein darf man auf die Umstellung im zentralen Mittelfeld: Wer wird hier als „Häuptling flinker Fuß“ die Marschroute und den Takt vorgeben?

Auf den Gegner, die Zweitvertretung von Schalke 04, hatten sich die Spieler nochmals per Videoanalyse am heutigen Freitagnachmittag fokussiert. Seibert: „Auch wenn es den Spielern nach den letzten Ergebnissen schwerfällt, Selbstvertrauen aufzubauen und sie immer wieder an sich zweifeln, warum es im Training gut läuft, es im Spiel dann aber nicht klappen will, so müssen wir doch als Trainer immer wieder eine Spielidee ausarbeiten und auch einen Plan für das nächste Spiel haben. Das erwarten die Spieler zu Recht von uns!“

Die Vorbereitung auf das letzte Spiel des Jahres (das Nachholspiel gegen Bor. Dortmund 2. ist noch nicht terminiert, wird aber erst 2017 neu angesetzt) war aufgrund der Witterungsverhältnisse alles andere als optimal. Überfrierende Nässe hatten den Kunstrasen im Leimbachstadion knüppelhart und beinahe unbespielbar gemacht. War das Ersatzspiel für die abgesagte Meisterschaftspartie gegen Dortmund am vergangenen Samstag beim Trainingskick Elf gegen Elf (gespielt wurde gegen die U21 und U19 der Sportfreunde) schon schwierig genug, so musste nach den freien Tagen am Sonntag und Montag das Training am Dienstag dieser Woche nach 50 Minuten abgebrochen werden. Seibert: „Es war einfach zu glatt!“ Nach einem „annehmbaren“ Geläuf am Mittwoch ist der Übungsleiter am Ende der Woche heilfroh, dass sich niemand verletzt hat. Die Spieler klagen jedoch aufgrund des Hin- und Herrutschens über Probleme im Adduktorenbereich.

Die Vorzeichen für das letzte Meisterschaftsspiel auf dem noch zwei Mal gewalzten Rasen, dass laut Herner Platzwart jetzt nur noch der „liebe Gott oder der Schiedsrichter verhindern können“, sind nach der elftägigen Spielpause der Siegener nicht günstiger geworden. Lag der Aufsteiger nach der 0:4-Pleite in Aachen mit zehn Punkten und 20:49 Toren auf dem zweitletzten Tabellenplatz, so hat das Tabellenschlusslicht TSG Sprockhövel am vergangenen Wochenende mit dem 0:0 gegen RW Ahlen einen Zähler gut gemacht. Die Siegener liegen punktgleich und mit der gleichen Tordifferenz (- 29) gleichauf. Zum unberechenbaren Gegner Schalke, der auf ein schier unerschöpfliches Spielerreservoir zurückgreifen kann, sagte Seibert: „Die stehen auf Platz 14. Die sind auf dem Platz, auf dem wir am Ende der Saison stehen wollen.“

Wohldenn, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wattenscheids Trainer Edin Sancaktar tippt bei der Partie Schalke 2. gegen SF Siegen auf ein 1:0 und die vermeintlichen Fußballexperten vom „Reviersport“ in Essen tippen gar auf eine 1:3-Niederlage der Siegener. Schau’n wir mal, auch Experten können irren.

Schiedsrichter: Sven Waschitzki

Der Gegner: FC Schalke 04 II

Friedel Hensch und die Cyprys waren eine in den 1950er Jahren sehr erfolgreiche deutsche Musikgruppe auf dem Gebiet des Schlagers. 1962 landete das Quartett den letzten Hit, in dem sie den Mond von Wanne-Eickel besangen: „Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel, die ganze Luft ist erfüllt von ewigem Mai und jede Nacht, am Kanal von Wanne-Eickel ist voller Duft wie die Nächte von Hawaii.“

Am kommenden Sonntag spielen die Sportfreunde in der Partie des 20. Spieltages gegen den FC Schalke 04 2. (Anstoß ist um 14 Uhr) sicher nicht im Mondschein von Wanne-Eickel, aber ganz sicher im „Mondpalast“ von Herne, vormals als Stadion im Sportpark Wanne-Süd bekannt. Das Oval hat seinen Namen jedoch nicht vom Trabanten der um die Erde kreist, sondern ist das erste Fußballstadion in Deutschland, das den Namen eines Theaters, benannt nach dem „Volkstheater Mondpalast“, trägt.
Kein geringerer als der spätere Schalke-Manager Rudi Assauer hatte am 3. Juli 1955 als Pate die Einweihung vorgenommen. Mit einem Feldhandballspiel zwischen Jugoslawien und der Tschechoslowakei vor 11000 Zuschauern wurde das Stadion eröffnet und zuletzt Anfang der 1990er Jahre mit einer überdachten Sitzplatztribüne erweitert. Das Vereinsheim wurde Mitte 2007 fertiggestellt.

Neben dem DSC Wanne-Eickel ist es die Spielstätte der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04. Da die zweite Mannschaft des FC kein regionalligataugliches Stadion in Gelsenkirchen hat, trägt sie ihre Heimspiele in der Regionalliga West seit der Saison 2008/09 in der Mondpalast-Arena aus.

Nach sechs Siegen, zwei Punkteteilungen und zehn Niederlagen läuft bei Schalkes „Knappenschmiede“ längst nicht alles rund, doch auf Tabellenplatz 14 hat das Team von Trainer Jürgen Luginger immerhin fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Zuletzt setzte es zwei Niederlagen in Folge, gegen die Zweitvertretungen von Borussia Mönchengladbach (0:3) und 1. FC Köln (1:2). Das Hinspiel im August im Leimbachstadion gewann der FC Schalke 2. mit 2:1 vor 1800 Zuschauern.

Beim letzten Siegener Auftritt im „Mondpalast“ am 26. Oktober 2013 verloren die Sportfreunde mit 1:4. Im Februar 2015 rangen die Siegener dem FC auf Schalke ein 1:1 ab, doch dieses Regionalliga-Spiel wurde in der Veltins-Arena ausgetragen.