2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Professor für Sportmanagement: Alfons Madeja. F: NN
Professor für Sportmanagement: Alfons Madeja. F: NN

Sponsoring: "Vereine verkaufen sich unter Wert"

Alfons Madeja, Professor für Sportmanagement, über das Potenzial von Amateurklubs

Groß denken – auch im Kleinen. Das empfiehlt Alfons Madeja, 67, Profes­sor für Betriebswirtschaft und Sport­management, den Amateurvereinen bei der Suche nach Sponsoren.
Herr Madeja, was bewegt die Spar­kasse oder ein mittelständisches Un­ternehmen dazu, eine Rugbymann­schaft, die in der Regionalliga spielt, oder Drittliga-Volleyballerinnen zu unterstützen?

Alfons Madeja: Es geht um die regionale Verwurzelung und im Fall der Sparkasse natürlich auch um den öffentlichen Auftrag, sich im Umfeld zu engagieren.

Trotzdem liegt der Gedanke nahe, dass man das doch besser bei einem erfolgreichen Bundesligisten mit grö­ßerer Strahlkraft tut.

Madeja: Nicht direkt, denn beim Breitensport ist ja genau die Klientel, die ich als Kunden gewinnen will. Und aus der Sicht der Sparkasse ist der Fan eines Amateurvereins genau­so viel wert wie der eines Profiver­eins. Und aus finanzieller Sicht ist die Rechnung beim Amateursport so­gar noch besser, denn es muss für die gleiche Reichweite weniger Geld auf­gewendet werden.

Und dennoch haben viele Vereine massive Proble­me, Unterstüt­zer zu finden.

Madeja: Weil viele un­terschätzen, dass beide Sei­ten davon pro­fitieren.

Sie sprechen von den Spon­soren?

Madeja: Nein, ich meine zunächst einmal die Vereine. Bei vielen ist die Formel, dass es Leistung und Gegen­leistung gibt, noch nicht angekom­men. Manche übersehen, wie viele Mitglieder sie haben und welcher Reichweite das entspricht. Ein Ver­ein wie der Post-SV kann es mit man­chem Fußball-Bundesligisten aufneh­men. Die meisten Vereine verkaufen sich unter Wert.

Wahrscheinlich weil es die meisten nicht besser wissen.

Madeja: Absolut, da fehlt sehr oft bereits das Grundwissen. Das ist kein Vorwurf, denn die meisten, die bei den Amateurklubs dafür zustän­dig sind, arbeiten ja ehrenamtlich. Aber eigentlich müssten die Men­schen da viel häufiger Schulungen besuchen, um zu wissen, mit welchen Argumenten sie da werben können.

Das gleiche gilt vermutlich auch für kleinere und mittlere Unterneh­men.

Madeja: Bei der Sparkasse kann man davon ausgehen, dass es einen Experten für dieses Themengebiet gibt, bei den meisten kleineren Fir­men ist das natürlich nicht der Fall. Da fehlt häufig das Wissen, warum und in welchem Bereich sich das Sponsoring lohnen könnte.

Vielleicht, weil sich die Gegenleis­tung nur schlecht messen lässt.

Madeja: Falsch. Der Erfolg ist mess­bar – wenn man ein Ziel ausgibt. Es muss vorher klar sein, was erreicht werden soll. Will ich mehr Kunden? Will ich meine Beliebtheit steigern? Gibt es ein Ziel, kann ich das hinter­her durch Befragungen auch messen.

Das hört sich einfach an.

Madeja: Ist es im Prinzip auch. Aber wenn ich am Wochenende am Fußballplatz stehe, bekomme ich von der Kooperation häufig auch nicht viel mit. Ich vermisse da entsprechen­de Durchsagen, in denen die Dank­barkeit des Vereins deutlich wird.

So wie bei den Profis?

Madeja: Warum nicht ein Namens­recht für die Tribüne oder das kleine Stadion ausgeben? Die Instrumente lassen sich fast alle vom Großen ins Kleine übertragen. Ich bin jahrelang an der A6 an einem Vereinsheim vor­beigekommen. Da fahren am Tag viel­leicht 200.000 Autos vorbei. Warum bietet ihr nicht die Hauswand einem Sponsor an, habe ich gefragt. Das haben sie dann umgesetzt. So viel Geld hat der Verein noch nie gehabt.

Aufrufe: 010.11.2016, 10:11 Uhr
Sebastian Gloser (NN)Autor