2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Duell im Mittelfeld: Der Seelower Robert Budzalek (links) gegen den Neuruppiner Vadims Logins  ©frei/Dirk Schaal
Duell im Mittelfeld: Der Seelower Robert Budzalek (links) gegen den Neuruppiner Vadims Logins ©frei/Dirk Schaal

Spitzenreiter Neuruppin geht unter

Victoria Seelow beherrscht das Topspiel der Brandenburgliga und schießt den MSV von Tabellenplatz eins. Die Liga bleibt damit spannend

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Mit einem hoch verdienten 4:0-Sieg fegten die Fußballer von Victoria Seelow in einem temporeichen Spiel die Gäste vom MSV Neuruppin regelrecht vom Platz und von der Tabellenspitze der Brandenburgliga. Victoria ist Tabellendritter.

"Vielleicht war es ganz gut so, dass wir nicht noch mehr Tore geschossen haben", sagte Seelows Robert Fröhlich nach dem Abpfiff. Er meinte damit, dass es so den Kreisstädtern erspart geblieben war, sich an die Tabellenspitze zu setzen. "Es reicht, wenn wir am letzten Spieltag ganz oben stehen", fügte er hinzu. War Fröhlich etwa überheblich oder nahm da einer den Mund zu voll? Keineswegs. Gerade hatte seine Mannschaft den bis dato Führenden der Brandenburgliga, den MSV Neuruppin, mit einer absolut überzeugenden Leistung und einem 4:0 regelrecht vom Rasen und Platz eins der Tabelle gefegt. Das war eine klare Kampfansage um den Meistertitel.

Für den Gast war die Tabellenspitze regelrecht ein Fluch. Gerade mal zwei Siegen, stehen drei Niederlagen in den sieben Meisterschaftsspielen diesen Jahres gegenüber. "Vielleicht ist es jetzt besser so und der Druck von der Mannschaft weg", sagte MSV-Coach Dietmar Bletsch nach Abpfiff. Fast ein wenig geschockt wirkte er, ob der gezeigten Leistung seines Teams. Und auch schon seine Worte vor der Partie: "Natürlich sind wir hergekommen, um die drei Punkte mitzunehmen", klangen schon alles andere als überzeugend. Eher wie eine Durchhalteparole.

"Bei denen ist momentan der Wurm drin", stellte Fröhlich vor der Begegnung fest und trotzdem äußerte er sich sehr zurückhaltend. "Hauptsache wir zeigen ein ordentliches Spiel, auch wenn wir vielleicht Punkte liegen lassen."

Mit einem unheimlich hohen Tempo starteten beide Mannschaften in die Partie. Der Letzte der 375 Zuschauer hatte es sich noch nicht einmal am Spielfeldrand bequem gemacht, da fiel schon das erste Tor der Partie. Der Seelower Sebastian Jankowski brachte einen Freistoß von der rechten Seitenlinie in etwa Höhe des Elfmeterpunktes gefühlvoll nach innen und Rick Drews sprang am kurzen Pfosten in die Flanke und köpfte zum 1:0 ein (2.). Seelow ging auch in der Folge aggressiv auf den ballführenden Neuruppiner und startete ein blitzschnelles Umkehrspiel, wenn das Leder in ihren Besitz wechselte. Der Tabellenführer war damit völlig überfordert. Weitere Tore verhinderten die Gastgeber selbst, in dem sie zu ungenau abschlossen. Waren die Neuruppiner etwa durch Lukas Japs oder Marcel Weckwerth dann doch mal in die Nähe des gegnerischen Tores gekommen, räumten die Seelower hinten gnadenlos ab. Dabei trumpfte der junge Toni Mielke mit der Cleverness eines Routiniers auf und die gesamte Viererkette der Victoria wirkte körperlich und geistig etliche Klassen frischer als der MSV-Angriff.

So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Platzherren ihre Führung ausbauten. Nach Flanke von Sebastian Lawrenz war Pierre Kruber zur Stelle, der mutterseelenallein am langen Pfosten den Ball über die Linie zum 2:0 drückte (17.). Zweimal musste sich Seelows Keeper Rafal Lopusiewicz bei Schüssen der Gäste durch Benjamin Brandt und Weckwerth lang machen, aber das war es schon mit der Neuruppiner Herrlichkeit. Kurz nachdem Kruber den Ball an den Pfosten gesetzt hatte (28.), startete Sebastian Jankowski wieder einmal auf der linken Außenbahn durch. Durch bevor Kruber nach der Hereingabe an den Ball kommen konnte, versenkte Christian Zilasko beim Rettungsversuch den Ball im eigenen Tor zum 3:0 (30.).

Sind die Neuruppiner so unheimlich schwach oder Seelow so extrem gut? Diese Frage spaltete die Zuschauer während der Halbzeitpause. "Wenn wir jetzt die erste Viertelstunde überstehen, dann fallen für uns noch Tore zu einem klaren Sieg", versuchte sich Hanjo Kolm, Trainer der Seelower Reseve, vor Wiederanpfiff als Wahrsager. Und er sollte Recht behalten. Nicht wirklich zwingend, den Seelower kämpferisch und spielerisch haushoch unterlegen, präsentierten sich die Neuruppiner auch in der zweiten Hälfte. Eher zufällig ergaben sich ihnen Tormöglichkeiten, die zumeist überhastet abgeschlossen wirkten. Aber viel Zeit zum Abschluss hatten die auch nicht wirklich, weil Seelows Abwehr extrem bissig zur Sache ging. Einmal im Ballbesitz, ging es dann wieder schnell in die Spitze. Nach einer Ecke von Sebastian Jankowski selbe Situation wie schon beim 1:0 - Drews springt wuchtig am kurzen Pfosten in den Ball und köpft zum 4:0 ein (62.). Auch wenn die Gäste nun mehr Ballbesitz hatten, wussten die mit dem runden Ding nicht wirklich etwas anzufangen. Schockiert, behäbig, sich schon geschlagen gegeben brachten sie die Zeit bis zum Abpfiff ohne weiteren Gegentreffer herum. Das war aber den Platzherren geschuldet, die im Abschluss nachlässiger wurden.

Mit tosendem Beifall wurden die Gastgeber in die Kabinen geschickt. Für ein wahrhaftiges Fußballfest an lauem Frühlingsabend dankten die Seelower Zuschauer hinreichend.

Aufrufe: 012.4.2015, 21:19 Uhr
MOZ.de / Dirk SchaalAutor