2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Die D-Junioren der SG Hausen-Überkingen trainieren engagiert, aber wie vielerorts in überschaubarer Zahl.
Die D-Junioren der SG Hausen-Überkingen trainieren engagiert, aber wie vielerorts in überschaubarer Zahl.
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Spielermangel in der Jugend: Harter Kampf um knappe Resourcen

Nachwuchsprobleme haben viele Fußball-Vereine, dafür steht beispielhaft die SG Hausen-Überkingen.

Nachwuchsprobleme haben viele Fußball-Vereine, dafür steht beispielhaft die SG Hausen-Überkingen. Weil der Unterbau bröckelt, kämpft die SG um die mittelfristige Zukunft der Fußballabteilung.

"Ihr dribbelt jetzt mit dem Ball am Fuß, ich mach's vor". Trainer German Domene zeigt seinen D-Junioren auf dem Nebenplatz in Hausen, wie sie mit ihrem Spielgerät am besten umgehen. Viele sind's nicht, die seine Anleitung verfolgen. Acht Kinder stehen in zwei Reihen und beobachten, wie ihr Übungsleiter vorangeht. Dabei kann sich Domene am vergangenen Donnerstagabend über eine Trainingsbeteiligung von 88 Prozent freuen. Von neun Spielern sind acht hier.

Am Willen der Kinder und der Übungsleiter liegt's nicht, dass die SG Hausen-Überkingen wie viele kleine Vereine große Probleme im Nachwuchsbereich hat. Vor allem die Basis bröckelt. Bei A- und B-Junioren sieht's noch gar nicht so schlecht aus, darunter wird's immer enger. Die D9-Junioren haben gerade die neun geforderten Spieler, die C11 hat deren zwölf . "Da reicht eine Familienfeier, und schon kann man einpacken", beschreibt Jugendleiter Samuel Braun das Dilemma.

Er ist seit Sommer im Amt, mit solchen Problemen hat er nicht gerechnet. Viele Vereine leiden unter der Kinderarmut in Deutschland, bei der SG kommt ein weiterer Faktor hinzu. Vor Saisonbeginn sind viele D- und C-Junioren abgewandert. "Ehrgeizige Eltern" wollen ihre Zöglinge höherklassig spielen sehen, erklärt Braun. Die Rechnung geht nicht immer auf. Top-Vereine stellen mitunter drei Teams eines Jahrgangs. Wenn die Hausener und Überkinger "in der dritten nicht mal auf der Bank sitzen", tut Braun das "in der Seele weh".

Der Verein versucht gegenzusteuern. Bei Elternabenden wollen die SG-Verantwortlichen Väter und Mütter überzeugen, dass ihre Kinder bei der SG Hausen-Überkingen gut aufgehoben sind. "Wir haben drei Rasenplätze und viele engagierte Trainer", sagt Braun und will damit bei den Eltern punkten.

Mit steigenden Kinderzahlen rechnet in absehbarer Zeit niemand. In Zeiten knapper Resourcen bedarf es besonderer Angebote, um im Verteilungskampf zu bestehen. "Man muss auch außerhalb des Platzes was bieten", erklärt der SG-Jugendleiter und denkt an Freizeitaktivitäten, in die am besten auch die Eltern eingebunden sein sollten. Längere Fahrten sind limitiert, die kann man "aus finanziellen Gründen nicht oft machen", spricht Samuel Braun vielen kleinen Clubs aus der Seele.

Noch ist die SG am Ideen sammeln, wie Kinder im Verein gehalten und möglichst neue hinzugewonnen werden. Ein Mittel lehnt die Jugendleitung prinzipiell ab. Einfach Spieler von anderen Vereinen abzuwerben, findet Samuel Braun "höchst unfair". Allenfalls könnte er sich vorstellen, ehemalige Hausener zurückzuholen, die anderswo spielen - oder eben dort nicht zum Spielen kommen.

Das beste Mittel ist die Mundpropaganda. "Wem es hier gefällt, der bringt vielleicht auch mal einen Kumpel mit", hofft Braun auf die segensreiche Wirkung Hausener und Überkinger Jugendarbeit. Funktioniert das nicht, wird die SG schon kommende Saison keine D- und C-Juniorenmannschaft mehr stellen. Die Meldung eines D7-Teams macht keinen Sinn. Viele Vereine stecken gerade in die D7 ihre besten Spieler. Wenn "wir dann jede Woche 15 Stück kriegen, ist bald Feierabend", beschreibt Trainer Domene die Folgen.

Ans Hinwerfen denkt Samuel Braun selbst im schlimmsten Fall nicht. Er steht definitiv auch in der Saison 16/17 der SG-Jugendabteilung vor, notfalls als Mängelverwalter. Braun ist "seit der F-Jugend in Hausen", da kommt eine Flucht nicht infrage.

Aufrufe: 023.9.2015, 15:22 Uhr
THOMAS FRIEDRICH | SWPAutor