2024-03-18T14:48:53.228Z

Im Nachfassen
Remzi Kahraman mit Samir Nasri und Steve N´Zonzi vom FC Sevilla
Remzi Kahraman mit Samir Nasri und Steve N´Zonzi vom FC Sevilla

"Spieler müssen zur Philosophie in Mainz passen"

05-Scout Remzi Kahraman gibt einen Einblick ins Scouting +++ 22-Jähriger erzählt über seinen Auslandsaufenthalt in Sevilla +++ Spanier hinken in Sachen Technologie hinterher

Region. Es gibt sie, doch niemand weiß genau wer sie sind, wie sie aussehen und was genau sie eigentlich machen. Die Rede ist von einem Fußball-Scout. Wi von FuPa konnten jetzt mit einem solch seltenen Exemplar in Ruhe sprechen. Genauer gesagt mit Remzi Kahraman vom 1. FSV Mainz 05. Der 22-Jährige erzählt von seiner Hospitation beim SV Sevilla, den Unterschieden zum FSV und über grundsätzliche Aufgabengebiete in seinem Beruf. Die sind nämlich grundverschieden. Sein Alltag steckt voller Überraschungen und Abwechslung.

Über Wehen zu 05

Schon früh beginnt Kahraman sich für Tätigkeiten im Fußball zu interessieren. Mit 13 Jahren wird er Jugendtrainer in Idstein, mit 18 kommt er zum SV Wehen Wiesbaden. Dort trainiert er U11, U13 und U15. Außerdem arbeitet er beim SVWW schon als Videoanalyst. Seit dieser Saison ist Kahraman als Scout für den FSV Mainz 05 aktiv. Er scoutet begabte Nachwuchskicker in den Altersklassen U9-U15.

Alltag voller Abwechslung

Einen typischen "Scout-Alltag" gibt es nicht: "Ich orientiere mich immer an den Vorgaben des Vereins. Hierbei sind Lehrgänge des SWFV oder des HFV, sowie Regionalauswahlturniere oder Funktionsspieltage des DFB für uns Scouts elementar wichtig. Hier haben wir die Möglichkeit viele talentierte Spieler, die schon mehrere Auswahlverfahren durchlaufen haben, zu sichten und somit vielleicht den einen oder anderen Spieler für unser Nachwuchsleistungszentrum zu gewinnen", verrät Kahraman.

Spieler müssen zur Philosphie in Mainz passen

Wenn ihm ein Spieler gefällt, heißt das noch lange nicht, dass der im Fokus stehende Spieler auch direkt verpflichtet wird: "Ich treffe grundsätzlich keine Entscheidung nach nur einem gesehenen Spiel. In diesem jungen Alter ist die Tagesform der Spieler sehr schwankend und deshalb versuche ich mir einen langfristigen Eindruck von den Spielern zu verschaffen. Sollte mir ein Spieler gefallen, beobachte ich diesen individuell mehrmals, um mir ein sicheres Bild machen zu können. Sollte der Spieler den positiven Eindruck bestätigen und zu unseren Anforderungen und zur Philosophie in Mainz passen, dann gebe ich dies meinem Chef weiter und dieser stellt dann den Kontakt her", erklärt Kahraman.

Los gings nach Sevilla

Kahramans erster Auslandsaufenthalt ließ nicht lange auf sich warten. Destination war Sevilla. Seine Aufgaben bestanden darin, die spanische Philosophie zu verstehen, den eigenen Horizont zu erweitern sowie Sevillas Dominanz in Europäischen Wettbewerben nachzuvollziehen (Drei mal Europa Laegue-Sieger in Folge, aktuell Achtelfinalist in der Champions League). Um diese Aufgaben zu bewältigen hospitierte Kahraman bei allen Jugendmannschaften von U8-U19 sowie bei Erster, Zweiter und Dritter Mannschaft der Profis. Dazu führte er viele Gespräche mit Verantwortlichen wie Trainer oder dem Sportdirektor.

Erfolg hui, Technik pfui

Unterschiede zum FSV sah er in Sevilla einige, dabei waren es aber eher die Spanier, die laut Kahraman den heutigen Technologien hinterher hinken: Das einzig professionelle in Sevilla sind die sieben Naturrasen und drei Kunstrasenplätze. Ansonsten findet man dort eine sehr marode Anlage mit alten Kabinen, fehlenden Überdachungen für Zuschauer und eingerissenen Zäunen vor. Die Trainer und Videoanalysten arbeiten in überfüllten Büros und mit veralteter Technik sowie Rechnern statt modernen Laptops und Analyse Tools. Da sei man in Mainz und Deutschland allgemein deutlich moderner und professioneller aufgestellt, sagt er. Jedoch spricht der Erfolg trotzdem für den FC Sevilla. Beeindruckend ist hier auch die zweite Profi-Mannschaft, die in der zweiten spanischen Liga spielt. Und das mit zwölf Spielern aus der eigenen Jugend. In einem Gespräch mit dem Sportdirektor Miguel Angel Gomez Benitez wurde sehr deutlich, dass die individuelle Qualität der Spieler im Vordergrund steht, egal wie groß oder klein der Spieler ist. Die Trainer werden bis zur U16 auch nicht an den Ergebnissen gemessen, sondern an der Ausbildung und Entwicklung ihrer Spieler", erzählt der 22-Jährige von seinen besonderen Erfahrungen.

Aufrufe: 021.3.2017, 06:00 Uhr
Max FriedrichAutor