Vor Wochenfrist hielt der FC Résidence Walferdingen eine äußerst beunruhigende Generalversammlung ab. Schon im Vorfeld wies der Verein via Facebook darauf hin, dass ohne neue ehrenamtlichen Helfer die Zukunft des Clubs auf dem Spiel stehen würde. Aus diesem Anlass haben wir uns gestern mit Präsident, Sekretär und Scolaires-Trainer Serge Schonckert unterhalten.
Serge, vor einer Woche fand die Generalversammlung des FC Résidence statt. Wie akut ist die Existenz des Vereins gefährdet?
Die Existenz des Vereins ist momentan nicht bedroht, das ist auch nicht das Ziel unseres Vorstandes. Wir haben vor Ende Januar oder Anfang Februar eine außerordentliche Generalversammlung abzuhalten, so schnell das halt möglich ist. Wir als Vorstand garantieren auch, dass wir weitermachen bis ans Ende der laufenden Spielzeit. Aber nach der Saison ist sicher Schluss! Drei Vorstandsmitglieder wollen aber noch weitermachen, zumindest ist das der jetzige Stand. Es gibt keinen Streit.
Wollt ihr ein Zeichen setzen?
Nein, aber es reicht einfach nach einer gewissen Zeit. Wenn ich jetzt von mir persönlich spreche: auch wenn ich nicht so wichtig bin, aber ich mache das jetzt schon seit 27 Jahren und irgendwann muss ja auch mal Schluss sein.
Haben sich neue Freiwillige gemeldet um diese austretenden Mitglieder zu beerben oder wird aus diesem Grund diese zweite Generalversammlung einberufen?
In der ordentlichen Generalversammlung haben wir die Leute darauf hingewiesen, dass sie sich melden könnten. Zu dem Moment würden diese dann kooptiert werden um die Statuten zu respektieren. Es hat sich noch keiner gemeldet, aber das ist ja jetzt auch erst eine Woche her. Deshalb findet dann diese außerordentliche Generalversammlung statt und dann liegt es denke ich auch an den Verantwortlichen aus der Politik – ich meine, unser Verein besteht seit über hundert Jahren.
Und das in einer relativ großen Gemeinde.
Ja, eine Gemeinde die eine gewisse Größe hat und in der die Politik dann helfen müsste, um den Verein vor dem Entgleisen zu bewahren.
Bei umliegenden Vereinen (z.B. Kopstal, Beggen) läuft aktuell auch nicht alles rund. Es klingt vielleicht pauschal, aber hat das Ehrenamt in der bzw. rund um die Hauptstadt ein größeres Problem als im Süden oder übers Land?
Also ich glaube, dass das Ehrenamt überall am Aussterben ist. Für mich persönlich ist einer der Gründe dafür, dass Spieler bezahlt werden und ehrenamtliche Helfer nicht. Diese Helfer wollen auch gar nicht bezahlt werden. Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass ein Marcel Meier in Beggen mehr leisten würde, wenn er bezahlt werden würde. Ich selber würde eine Bezahlung zurückweisen und so würde Marcel wohl auch reagieren, wie ich ihn kenne. Das Problem ist einfach Folgendes: Spieler haben keinen Respekt mehr vor dem Trikot, das sie tragen. Und die Ehrenamtler werden oft massiv kritisiert, was auch ein Punkt ist weshalb viele aufhören. Das ist auch mein persönliches Problem: diese Leute werden so heftig kritisiert, dass das teilweise unter die Gürtellinie geht.
Du sprichst vom fehlenden Respekt gegenüber dem Ehrenamt?
Ja, genau. Man wird dann auch oft hintenrum kritisiert. Man kann aber auch Spieler nicht mehr mit einem Apfel und einem Stück Brot zu sich locken, man braucht leider Geld dafür. Wenn du aber kein Geld hast oder auch nicht bezahlen willst oder kannst, dann ist es schwierig. Nehmen wir wieder das Beispiel Beggen: sie haben Nationaldivision und Europapokal gespielt, da hat man schöne Einnahmen und wenn dieses Geld dann irgendwann ausbleibt, geht es wieder bergab.
Würde eine Zusammenarbeit der Vereine oder gar längerfristig eine Fusion etwas ändern, oder würde das die Probleme nur zeitlich nach hinten verlagern?
Darauf antworte ich in meinem eigenen Namen, da kann ich ja nicht im Namen der Vereine sprechen. Aber das Thema ist äußerst kompliziert. Würde man sich mit Kopstal zusammentun, käme das wahrscheinlich einer Auflösung des dortigen Vereins gleich. Bei allem gebührenden Respekt vor deren Spielern, aber das würde wohl nur unsere zweite Mannschaft verstärken und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die zwei, drei Ehrenamtler aus Kopstal dann nach Walferdingen kommen würden.
Beggen seinerseits hatte sich schon mal gegen eine Fusion ausgesprochen, damals beim Zusammenschluss von Racing. Ich hatte ihnen damals teilweise Recht gegeben. Wenn man eine gewisse Tradition hat und man nennt sich dann um in einen Namen, für den man überspitzt formuliert 400 Seiten Papier braucht, um diesen niederschreiben zu können und bei dem dann gar keine Identität mehr da ist, dann kann man das nachvollziehen. Zu Beggen und Walferdingen: es sind ja schon mal zwei verschiedene Gemeinden, auch wenn beide Clubs sehr nahe aneinander liegen. Ich kann mir schon vorstellen, dass man auch da schon große Probleme mit dem Namen bekommen würde. Das ist einfach meine persönliche Meinung.
Die Gemeinde Walferdingen würde wohl sagen, der Name Walferdingen muss beibehalten werden. Die Stadt Luxemburg oder auch der Verein aus Beggen würde sagen, wir haben mehr Tradition als Walferdingen obschon beide Clubs ungefähr gleich alt sind, doch Beggen war schon immer der größere Club. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Beggen morgen nach Walferdingen kommen würde, die Installationen hier sind katastrophal. Wir sitzen hier z.B. in unserem Ausschank, das ist eine bessere Garage. Persönlich denke ich, dass das alleine von den Gemeinden her schon äußerst kompliziert werden würde – auch schon vom Namen her. Für mich wäre das zwar das kleinste Problem, aber das wäre wahrscheinlich schon ein Hauptstreitpunkt zu dem man wohl nie eine Lösung finden würde.
Wenn man interessiert ist zu helfen, kann man sich per E-Mail an Serge Schonckert und den FC Résidence Walferdingen wenden: sschonck@pt.lu