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Team Rückblick

Spielbericht vom 26.9.1909

FC Niedersachsen-Sparta Nordhorn 0:13

Noch bevor die Saison 2015/2016 losgeht und sich wieder alles um den aktuellen Fußball dreht, möchte ich euch hier mal einen Bericht vorstellen, den der Ersatzspieler und 2. Vorsitzende von Sparta Nordhorn,Julius Deeken, 1909 verfasst hat, nachdem der Verein sein 1. Auswärtsspiel bestriten hat. Der Bericht findet sich im Sparta Archiv und im Buch zum 100-jährigen Bestehen des Vereins.


Zugegeben, das Bild stammt nicht aus dieser Zeit.

1. Auswärtsspiel von Sparta Nordhorn am 26.9.1909 Auswärtsspiele waren damals ein Ereignis für die Spieler und Zuschauer, die ja sonst nur selten die Stadt verließen.
Viele Strecken wurden zu Fuß oder mit dem Fahrrad angegangen. Welchen Abenteuercharakter, aber auch welch
kameradschaftliche Formen die ersten Jahre hatten, zeigt ein Spielbericht vom 26, September 1909,
den der 2.Vorsitzende Julius Deeken, der gleichzeitig Ersatzspieler war, fertigte: 26. September 1909. F.C. Sparta 1. - F.C. Niedersachsen 1. 1. Wettspiel in Meppen. Resultat 13:0 (6:0). Mit unserm Schreiben vom 14. September 1909 boten wir dem F.C. Niedersachsen, 1. Mannschaft,ein
Wettspiel an, welches der Verein am 17. September annahm, und zwar sollte das 1. Spiel in Meppen stattfinden. Es kostete nun einige Mühe, unsere 1. Mannschaft zusammen zu trommeln, weil mehrere Spieler (Krieter, Hüdepohl) durch wichtige Gründe abgehalten wurden, an der Expedition teilzunehmen,
doch es konnte Ersatz eingestellt werden (Deeken!) und so wurde die Fahrt auf Sonntag, den 26. September
festgesetzt. Man wollte per Rad morgens nach Lingen fahren und dann mit dem Zuge die letzte Strecke abmachen. Unter strömendem Regen ging die Reise um 7 Uhr los,mit
Ausnahme des Ersatzspielers, der besseres Wetter abwartete und dann allein los gondelte. Beinahe hätte die Gemütsruhe einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn in Lingen, als die
Mannschaft bereits Platz genommen hatte, kommt in der letzten Minute ganz außer Atem der Ersatz
an gefegt, natürlich mit lautem Hallo begrüßt. Fast wäre hier der Anschluss verpasst worden. In Meppen wurden unsere Spieler von den Herren des F.C. Niedersachsen am Bahnhof in Empfang genommen
und zum festlich geschmückten Vereinslokal Altmeppen geleitet, über dessen Eingang ein Schild
"Herzlich Willkommen!" prangte. lm Klubzimmer begrüßte uns dann Gretel, der Stern des Hauses, aufs Freundlichste.
Der Vormittag wurde zu einem Spaziergang durch die Stadt und Umgebung, Schleusen etc. benutzt unter Führung der Meppener Spieler. Mittags fand ein gemeinschaftliches
Festessen im Hotel Germania statt. Während am Vormittag heller Sonnenschein vom Himmel strahlte, so hell und schön, daß einer
Anzahl unserer Mitglieder die Augen vor Freude übergingen, sodaß diese Anzahl, um den Durst zu löschen,
sich in verschiedenen Stehbierhallen herumdrücken musste, goß es plötzlich um 2 Uhr in Strömen. Das verhalf
mehreren zu einer Mißstimmung; einige fürchteten, ihre schönen waschechten, rot-weißen Sporthemden möchten wohl nicht ganz waschecht sein, andere dachten wieder an das nasse Wasser,
wenn einer das alles trinken müßte! Für unseren zarten Eduard Ehricke wurde bereits bestens gesorgt, das liebe Gretel war der rettende Engel, sorgfältig wickelte sie ihn höchsteigenhändig in
ihren molligen Umhang. Das war so recht was für unseren Eduard! Der Meppener Verein hatte nun für einen gedeckten Wagen gesorgt, der uns recht trocken zum Platz hinausfuhr bei der Ziegelei. Es hatte jetzt aufgehört zu regnen. Äls Schiedsrichter fungierte Herr Müller aus Lingen, der um 4 Uhr zum Anstoß pfiff. Unsere Aufstellung war folgende: D. van Remmerden, C. Buitkamp, E. Stenvers, Jul. Deeken, Th. Utendorf, A. Mäulen, H. Pannenborg, G. Frentjen, Ed. Ehricke, W. Buitkamp, A. van Eyk. Wir hatten Torwahl. Die erste Viertelstunde brachte keiner Partei Erfolge. Dann aber fielen die ersten Tore, unter anderem 2 Elfmeter, welche glatt verwandelt wurden. Jetzt war über den Ausgang des Kampfes kein Zweifel mehr. C. Buitkamp ging als Stürmer mit vor an Stelle von Frentjen, welcher
weiterhin verteidigte. Bis zur Halbzeit stand das Resultat 6:0, bis Schluß des Spieles wurden noch 7 Tore
hinzugefügt, sodaß der Sieg mit 13:0 auf Seiten der Spartaner war. Von diesen Toren trat Ed. Ehricke: 7, H. Pannenborg: 2, C. Buitkamp: 2, W. Buitkamp: 1 und van Eyk das unglückliche Dreizehnte.
(Wir wollten ja nur 12 haben.) Beim Fallen der ersten Tore hörte man von einem Beifall wenig, die einzigen Hurra-Schreier waren einige mitgekommene Mitglieder aus Nordhorn: G. Leenders, C. Linde, H. Kranz, J. Westenberg, A. S/s, B. Schomakers. Doch nach der Pause hatten wir die Gunst des zahlreich versammelten Publikums errungen, lauter Beifall begleitete jeden neuen Erfolg, besonders der ,,Blaue" hatte sich beliebt gemacht. Ohne aber Spieler hervorzuheben, soll noch gesagt sein, dass der ,,Ersatz" der Held des Tages war, obwohl man sagt: Eigenlob riecht. Doch unsere Schlachtenbummler werden es bestätigen.
Jeder Spieler tat seine Pflicht, alle waren auf dem Posten, mehr kann man nicht. Es war nun noch der Photograph bestellt, welcher aber sich nicht meldete, also unterblieb die Aufnahme. Unter dem Absingen des Sparta-Liedes gingen die Spieler geschlossen zur Stadt zurück; inmitten
einer zahlreichen Kinderschar, welche die fremden Gestalten anstaunte. Bei dem Klang des Liedes öffneten sich in der Stadt alle Fenster, die Vorübergehenden blieben stehen, um den bunten Trupp vorbeiziehen zu sehen. Im Vereinslokal fand dann ein gemütlicher Kommers statt, E. Sfenvers, Th. Utendorf und J. Deeken ließen sich in humoristischen Vorträgen los. Von dem 2. Vorsitzenden des F.C. Sparta wurde dem F.C. Niedersachsen für seine freundliche Aufnahme und Liebenswürdigkeit gedankt und ein kräftiges: Hipp Hipp Hurra! ausgebracht. Leider gestattete es die Zeit nicht, noch länger zu verweilen, der Zug wartete nicht, und da musste man dann aufbrechen. Mit einem frohen: "Auf Wiedersehn in Nordhorn!" musste man doch endlich Abschied nehmen. (Ich glaube es fiel einigen schwer.) In Nordhorn wurden wir mit Jubel empfangen; es war mit unserer Niederlage gerechnet, weil das
versprochene Telegramm nicht abgesandt war. Dieses lag jedoch an den mitgekommenen Nordhornern,
welche sich weigerten, zur Post zu gehen. In Nordhorn löste sich jedoch alles in Wohlgefallen auf.
Aufrufe: 04.8.2015, 20:14 Uhr
Guido BrenneckeAutor