Neumann scheut sich, böse Worte über seinen Vorgänger Volker Weingartner, 44, zu verlieren, vielmehr versteckt er die Kritik in nüchternen Analysen und Zahlen, zusammengefast in einem einzigen Satz: „Wir müssen den BC Aichach neu erfinden.“ Auch Neumanns Stellvertreter Richard Baumann formuliert die Kritik unterschwellig: „Die Infrastruktur unseres Vereins ist seit fünf Jahren am Boden.“ In diesen Worten spiegelt sich die verwahrloste Vereinsarbeit der vergangenen Jahre wider.
Als Weingartner im Januar eingestehen muss, mit seiner Firma in finanzielle Engpässe geraten zu sein und als Mäzen aussteigt, stürzt das System Weingartner beim BCA in sich zusammen. Schattenseiten der Alleinherrschaft treten zutage, ersichtlich an konkreten Zahlen, die die neue Führung nun vorlegt. Weingartner hinterlässt dem BCA einen Schuldenberg von 76.000 Euro. 33.000 Euro davon sind kleinere Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern; 13.000 Euro betreffen ein Minus auf dem Girokonto; als größtes Problem erweisen sich die 30.000 Euro, die bei Berufsgenossenschaft, Sozialversicherung und Knappschaft aufgelaufen sind. Neumann bezeichnet sie als „aggressive“ Schulden, weil sie „überfällig“ seien.
Wie sehr die Zeit drängt, verdeuticht eine Frist. Bis zum 15. August muss der Vorstand einen Wirtschaftsplan vorlegen, wie er die 30.000 Euro zahlen kann. Dem Plan stimmen die Mitglieder zu. Er sieht vor, den BC Aichach über Spenden zu retten. Mitglieder, Gönner und Unternehmen sollen Geld auf ein sogenanntes Treuhandanderkonto einzahlen, mit dem Schulden getilgt werden. Das Konto, das Rechtsanwalt Marco Liebler verwalten wird, soll garantieren, dass die Spender ihr Geld zurückerhalten, sollte die Rettung ins Leere laufen. Reichen die Spenden nicht, will der Vorstand mit seinen Mitgliedern über eine Sonderumlage diskutieren.
Die Hoffnung, die Stadt Aichach würde dem BC Aichach helfend unter die Arme greifen, zerschlägt der anwesende Bürgermeister Klaus Habermann sogleich. Man werde den Verein nicht über die Sportförderrichtlinien hinaus unterstützen. „Die städtischen Möglichkeiten sind begrenzt“, erklärt Habermann und verweist auf das kommunale Haushaltsrecht.
Die Schulden sind das eine Problem, fehlende Einnahmen das andere. Seit Weingartner keine Rechnungen mehr begleicht, erhält der BCA faktisch kein Geld. Mit den laufenden Kosten in Höhe von 24.000 Euro fehlen dem BC Aichach 100.000 Euro. Johannes Neumann macht sich keine Illusionen: „Es wird sich hinziehen, bis die Einnahmen anlaufen.“ Diese setzen sich aus Werbeeinnahmen, Mitgliederbeiträgen und Pacht zusammen.
Einen Teilerfolg haben die BCA-Verantwortlichen erreicht: Für das Sportheim, das über ein Jahr leer stand, haben sie einen Pächter gefunden. Pünktlich zum ersten Punktspiel am 15. August will ein Ehepaar, das bisher in München und Neu-Ulm als Gastronom tätig ist, die Sportgaststätte eröffnen. „Die Verträge sind unter Dach und Fach. Für mich ist das positiv, das gehört zum Vereinsleben dazu“, betont Neumann. Und: „Wir sind auf dem Weg und werden bald feststellen, ob wir auf dem richtigen sind.“
Er und seine Mitstreiter bemühen sich mit jedem Satz, Optimismus und Aufbruchstimmung zu verbreiten. Durchgängig gelingt ihnen das nicht: Die Weingartner-Vergangenheit lässt sich nicht wegwischen. Bei der Hauptversammlung Anfang Juni haben die Mitglieder Weingartner und die bisherige Kassenwartin Daniela Barl nicht entlastet. Nun will der Verein rechtlich prüfen, ob Regressforderungen erfolgreich sein können. All zu viel Zuversicht strahlen die Funktionäre nicht aus. Zumindest kann der Verein seinen Vorstand komplettieren, noch dazu auf verantwortungsvoller Position. Künftig wird die Dasingerin Karin Liebler, 50, die Vereinskasse verwalten. Sie ist die Gattin des Treuhandkontoverwalters Marco Liebler, ihr Sohn spielt beim BCA. „Ich traue mir zu, den Herren zuzuarbeiten“, sagt Karin Liebler. Zumindest eine Sorge sind Neumann und Co. damit los.