2024-05-10T08:19:16.237Z

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Kemper: "90/95 Prozent der Spieler aus der ersten Mannschaft sind Bohmter."F: Thomas Mönter
Kemper: "90/95 Prozent der Spieler aus der ersten Mannschaft sind Bohmter."F: Thomas Mönter

"Sonst wäre ich nicht mehr Vorsitzender"

Interview-Serie Teil 1: TV Bohmte gegen Bezahlung, für Spielgemeinschaften und nur für einen FC, wenn . . .

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Dem bezahlten Fußball erteilen die Verantwortlichen beim TV 01 Bohmte eine klare Absage. „Ich stehe dafür, dass wir nicht bezahlen. Sonst würde ich nicht mehr Vorsitzender sein,“ erklärte Horst Lutz als 1. Vorsitzender im Einklang mit Fußballobmann Bert Kemper im Interview unserer Redaktion. Bohmte bildet den Auftakt der Serie unserer Gespräche mit den Verantwortlichen der zwölf Fußball spielenden Vereine im Altkreis Wittlage.

Herr Lutz, Herr Kemper, ist die Fußballwelt beim TV Bohmte als Großverein in Ordnung?
Lutz: Ja, auch wenn es in der Jugend immer schwerer wird. Deshalb sind wir froh, mit dem SC Herringhausen seit Jahren eine Spielgemeinschaft z u haben, die sehr gut läuft. Die Jugend bleibt im Stammverein und erhält für die SG eine Art zweite Spielberechtigung. Zuletzt hatten wir im Gegensatz zur Saison davor auch wieder eine A-Jugend, außerdem haben wir mit Ostercappeln und Schwagstorf auch eine Damenmannschaft als SG.

Allein schafft es kaum ein Verein mehr, alle Jugend-Altersklassen zu besetzen?
Lutz: Schwierig. Da muss sich auch der DFB mal Gedanken machen, denn die Zahlen sind ja rückläufig, weil viele in Freizeitvereine abwandern. Dem muss man entgegenwirken mit mehr Auswechselmöglichkeiten von zum Beispiel vier oder fünf Spielern hin und her, denn sonst gehen einem die Spieler verloren, die nur auf der Bank sitzen.

Umso mehr sind Vereine, sicher auch der TV Bohmte, auf Kooperationen mit Schulen angewiesen, um die Jugend eher an Mannschaften und Vereine heranzuführen. Wie konkret bei Ihnen?
Kemper: Das läuft hier in Bohmte sehr gut seit Jahren mit der Oberschule. Zuletzt besonders mit Claas-Chris toph Seidel als FSJler, auch mit Jan Gering. Auch in der Grundschule haben wie eine AG, um die sich Hans-Werner Wiese als Damentrainer besonders kümmert.
Lutz: Die Zusammenarbeit mit den Schulen bezieht sich übrigens nicht nur auf Fußball, sondern auch auf Handball, was sehr gut läuft, und auch länger schon auf Tennis, außerdem auf Schwimmen, was die DLRG macht.

Wie funktioniert eine SG wie die mit Herringhausen zwischen einem großen und einem kleineren Verein?
Lutz: Optimal! Wir haben im Vorjahr einen Vertrag gemacht, nicht nach Größe der beiden Vereine, sondern 50:50, was den Inhalt betrifft. Wie Partner, denn so soll es sein.
Kemper: Perfekt! Ganz offen, fair, direkt, ständige Kommunikation. Man trifft sich und bespricht sich. Im Übrigen eine 50:50-Partnerschaft, auch was das Geld betrifft, obwohl Herringhausen der kleinere Verein ist.

Wie groß ist der Reiz, wie groß die Chance, statt Bezirksliga auch mal Landesliga in Bohmte zu sehen?
Lutz: Wenn wir das mit eigenen Spielern und eigenen Mitteln stemmen könnten . . . Wir wollen keine Spieler von außerhalb holen, die bezahlt werden. Hier bekommt nur der Trainer Geld, aber kein Spieler. Ich stehe dafür als Vorsitzender, dass wir Spieler nicht bezahlen. Wenn es ein Student ist, kann man sich über Fahrtgeld unterhalten. Mit Sicherheit aber werden wir keine Spieler kaufen. Sonst hängt man ja bei Sponsoren am Tropf. Wenn wir Geld haben, dann geben wir das für die Jugend aus. Sonst würde ich nicht mehr Vorsitzender sein.
Kemper: 90/95 Prozent der Spieler aus der ersten Mannschaft sind Bohmter. Das ist gut so und soll auch so bleiben. Dafür müssen wir betonen, was der Sport, hier der Fußball, zu bieten hat, um Menschen, die mitmachen, zu bekommen und sie zu halten. Fußball ist für uns eine Solidargemeinschaft, ein Untereinander. Da gibt es entsprechende Werte untereinander. Wer als Spieler durch das Raster fällt, den muss man ansprechen, ob er nicht mal Schiedsrichter oder etwas anderes machen will. Deshalb legen wir viel Wert auf regelmäßigen Austausch im Fußball-Vorstand und haben extra einen Beirat aus verschiedenen Mannschaften gebildet, der sich regelmäßig trifft und austauscht.

Können Sie sich im Fußball einen FC Wittlage vorstellen, wie es die SSG Wittlage im Schießsport gibt?
Lutz: Der Fußball lebt von seiner Identität. Die ginge dann dem Verein verloren. Ich würde nur dann dafür sein, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Doch auch als größter Verein würde ich nicht sagen, dass man es unter Bohmte laufen lassen müsste. Bei der Jugend kann ich mir das vorstellen.
Kemper: Ich bin ein Freund der Spielgemeinschaften, und ich gehe mit so einem Thema offen um im Interesse des Fußballs.

Die Gemeinde spielt mit, die Sportanlagen sind ausreichend bis gut?
Lutz: Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde läuft sehr gut. Wir haben freie Hallennutzung außer sonntags. Was ja besonders wichtig ist auch für unsere gleichberechtigten anderen Abteilungen wie Handball und Volleyball, die ja auch sehr erfolgreich gerade in die Verbandsliga aufgestiegen sind.
Kemper: Unsere Außenanlagen sind top. Zwei Rasenplätze mit Flutlicht, ein Beachvolleyballfeld, ein Trainingsplatz, ein Zuschauerunterstand, die Umkleiden – das ist schon eine komplette Anlage.

Aufrufe: 01.8.2015, 11:05 Uhr
Wittlager Kreisblatt Autor