Robin Brüseke braucht jetzt ein dickes Fell. Die Slapstick-Einlage, mit der der Schlussmann des Fußball-Regionalligisten SC Verl den Ball zum entscheidenden Treffer gegen den Bonner SC über die eigene Torlinie beförderte, ist längst auf diversen Internetportalen zu bestaunen. Daniel Zillken war's egal. „Der Ball muss über die Linie“, sagte der BSC-Trainer.
Mit dem 1:0 (1:0)-Erfolg beim SC Verl machte der Aufsteiger die 30 Punkte voll. 40 Zähler sollten erfahrungsgemäß zum Verbleib in Liga vier reichen. Elf Partien hat der BSC noch vor der Brust. Kelvin Lunga hatte das Tor des Tages vor 578 Zuschauern irgendwie gemeinsam mit dem Verler Keeper bereits nach 27 Sekunden erzielt – das schnellste Tor in dieser Regionalligasaison. Zwei weiteren Treffern des BSC versagte das Schiedsrichtergespann wegen angeblicher Abseitsstellung die Anerkennung. In der nach drei weiteren Spielabsagen schiefen Tabelle bleibt der BSC trotzdem Elfter – mit aktuell neun Zählern Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.
Daran, dass der Sieg verdient war, ließ Daniel Zillken keinen Zweifel. „Gegenüber dem Spiel in Ahlen war das eine weitere Steigerung. Heute hat nur eine Mannschaft Fußball gespielt. Und das waren wir.“ Besonders positiv äußerte sich Zillken über die Defensivleistung. „Verl hatte bis auf eine Ausnahme keine Torchance.“
Das lag auch an Innenverteidiger Andreas Dick, der für den mit einem Magen-Darm-Virus kurzfristig ausgefallenen Mario Weber unverhofft zu seinem ersten Pflichtspiel in diesem Jahr kam und zum Dank eine fehlerfreie Partie ablieferte. Der 27-Jährige hatte seinen Arbeitsplatz in der BSC-Abwehrkette gerade erst eingenommen, da ging's für ihn gleich zur Gratulationscour nach vorn. Kelvin Lunga hatte einfach mal abgezogen. Den Rest zum schnellsten 1:0 für den BSC in dieser Saison besorgte Robin Brüseke, der den Ball zunächst mit dem Fuß abwehrte und dann nach einer Drehung völlig orientierungslos mit der Hacke ins eigene Tor bugsierte – ein Lapsus, der hohe Klickzahlen garantiert.
Mit der frühen Führung im Rücken kontrollierten die Gäste anschließend das Geschehen, kamen aber nach Meinung von Zillken etwas zu selten zum Abschluss. „Wenn wir im letzten Drittel besser spielen, können wir den Deckel viel früher draufmachen.“ Eine gute Chance, auf 2:0 für den BSC zu erhöhen, vergab Connor Krempicki, der in der 44. Minute aus 16 Metern knapp übers Tor zielte. 60 Sekunden später musste Unglücksrabe Brüseke den Ball nach einem Schuss von Lucas Musculus zwar wieder aus dem Netz holen, durfte dann aber aufatmen, als der Schiedsrichterassistent die Fahne hob – für Zillken eine nachvollziehbare Entscheidung.
Ganz anders beurteilte der BSC-Trainer die zweite Abseitsentscheidung gegen seine Elf in der 50. Minute. Diesmal hatte BSC-Kapitän Ricardo Retterath per Kopf nach einer Freistoßflanke von Dario Schumacher getroffen. „Ricardo läuft von hinten ein“, sagte Zillken. „Deshalb kann das kein Abseits gewesen sein.“ In der 83. Minute lenkte Verls Schlussmann einen Schuss von Musculus mit letzter Kraft ins Toraus. Die beste und einzige Chance der Gastgeber, doch noch zum Ausgleich zu kommen, vergab Gianluca Marzullo zwei Minuten vor dem Schlusspfiff.
„Jetzt feiern wir Karneval“, meinte ein gut gelaunter BSC-Coach, der mit der kompletten Mannschaft am Bonner Rosenmontagszug teilnimmt – nach einer morgendlichen Trainingseinheit, versteht sich.
SC Verl: Brüseke, Kaminski (72. Veselinovic), Geisler, Schröder (46. Liehr), Choroba, Schaal (66. Großeschallau), Maier, Stöckner, Schmidt, Marzullo, Strifler
Bonner SC: Michel, Omerbasic, Dick, Lünenbach, Retterath, Dündar, Schumacher, Krempicki (80. Fillinger), Somuah (70. Mabanza), Lunga (84. Sobiech), Musculus
Tor: 0:1 Brüseke (Eigentor, 1.)
Zuschauer: 578
Schiedsrichter: Heller (Köln)
Das kuriose Tor des Bonner SC in Verl (Bericht auf dieser Seite) avancierte schnell zum Internet-Hit. Auch weil die WDR-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ die vom BSC gepostete Spielzusammenfassung auf Facebook teilte unter der Überschrift: „Das vielleicht schnellste Kacktor der Zeigler-Geschichte. Hut ab!“ Nun taucht der BSC auf der Facebook-Seite der Sendung auf. Bis zum Sonntagnachmittag verzeichnete das Video mehr als 46 000 Aufrufe . brt