Auch das noch, mag sich die Konkurrenz gedacht haben, als der SK Lauf im Januar eine bemerkenswerte Personalie vermeldete. Als ob der Meisterschaftsfavorit Nummer eins nicht schon genug Klasse in seinem Kader hätte. Nun muss sich die Liga auch noch mit Niklas Hörber „herumschlagen“.
Der 22-Jährige wechselte einst aus der Laufer Jugend zum 1.FC Nürnberg, erhielt dort einen Profivertrag und galt nicht wenigen Beobachtern unter dem damaligen Trainer Michael Oenning als kommender Bundesligaspieler. Hörber war auch nahe dran, versuchte dann die nächsten Schritte aber bei Werder Bremen. Im hohen Norden spielte er überwiegend für die zweite Mannschaft in der dritten Liga – und irgendwann geriet seine (Profi-)Karriere ins Stocken. Zuletzt setzte ihn eine hartnäckige Schambeinentzündung über ein Jahr außer Gefecht. Die letzte Station des Laufers war Regionalligist Bayern Hof, ehe im Winter die Rückkehr zum Heimatverein erfolgte.
Nun also Kreisliga statt großer Fußballwelt. „Das ist schon eine große Umstellung, da muss man sich erst mal dran gewöhnen“, sagte Hörber nach seinem gestrigen Comeback für den Sportklub beim klaren 3:0-Erfolg in Diepersdorf. 70 Minuten ließ Trainer Frank Ulbricht seinen prominenten Neuzugang spielen. „Er muss sich spielerisch noch integrieren und hat unwahrscheinlich hohe Ansprüche an sich selbst. Aber er ist für uns eine absolute Bereicherung, auch menschlich“, sagte Ulbricht über seinen Schützling, den er in Lauf bereits in der Jugend trainierte und zu dem der Kontakt nie abgerissen war. Drei vergebene oder von Tim Seidl toll parierte Chancen in Hälfte eins, ein herausgeholter Foulelfmeter in Halbzeit zwei und viel Laufarbeit, so die erste Bilanz des Stürmers.
Wobei die Umstände auch nicht einfach waren. Einerseits fand das Derby auf dem kleinen Nebenplatz in der Scherau statt. Und andererseits traf der SKL auf einen defensiv eingestellten Gegner, der im Hinspiel beim 3:3 immerhin einen Punkt entführen konnte. Allerdings fehlten SpVgg-Trainer Markus Krensel gestern gleich sieben Spieler, so dass Akteure aus der zweiten Reihe aushelfen mussten. Die engagierte Truppe um Kapitän und Antreiber Stefan Rauschenbach machte dem Favoriten das Leben aber erstaunlich schwer und durfte erhobenen Hauptes vom Feld gehen. Niklas Hörber sah sich zumeist mehreren Gegenspielern gegenüber, und wann er das letzte Mal auf solch einem holprigen Geläuf auflaufen „durfte“, konnte er gar nicht beantworten.
„Intelligent spielen, aus Zweikämpfen raushalten, die äußeren Verhältnisse ausblenden und von Profigedanken verabschieden“, waren die ersten Lehren von Hörber, der aber froh ist, nach seiner langen Leidenszeit überhaupt wieder Fußball spielen zu können. „Schmerzfrei sein und Spaß haben“, das sind nun die wichtigsten Ziele des sehr reif wirkenden 22-Jährigen, der erst einmal seinen beruflichen Weg im Auge behalten will. Ein duales Studium zum Handelsfachwirt hat er in der Region begonnen, dieses will er auf jeden Fall abschließen.
Während ein Angebot aus dem höherklassigen Amateurbereich, beispielsweise der Bayern- oder Landesliga, bei Hörber auf wenig Interesse stoßen würde („Da stimmen für mich Aufwand und Ertrag nicht überein“), wäre er einer Rückkehr in den bezahlten Fußball gegenüber aber nicht grundsätzlich abgeneigt. „Ich bin dankbar für die Zeit, die ich da hatte. Es waren tolle Erlebnisse, auch wenn im Profigeschäft nicht alles rosarot ist. Die Leute sehen nur das Geschehen in der Arena, nicht was sich drumherum abspielt. Da spielen viele Faktoren eine Rolle, die man nicht beeinflussen kann“, so Hörber, der irgendwann vor der Frage stand: „Was will ich in meinem Leben?“ Momentan heißt die Antwort: Spaß haben in der Kreisliga beim SK Lauf und sich auf die Zeit nach dem Fußball vorbereiten.