2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Künftig ein Kieler "Storch": Der isländische Neuzugang Eiður Sigurbjörnsson (rechts) mit Trainer Karsten Neitzel. Foto: Stieh
Künftig ein Kieler "Storch": Der isländische Neuzugang Eiður Sigurbjörnsson (rechts) mit Trainer Karsten Neitzel. Foto: Stieh

Sigurbjörnsson: "Ich musste nicht zwei Mal überlegen!"

Holstein Kiels Neuzugang im Gespräch

Seit Dienstag mischt der neu verpflichtete Isländer Eiður Aron Sigurbjörnsson, von allen kurz ,,Sigi" gerufen, bei Holstein Kiel im Training mit. Trainer Karsten Neitzel ist bereits angetan vom Neuzugang und bereits nach wenigen Einheiten überzeugt davon, dass er den Kielern wie erhofft helfen wird. Spielberechtigt ist der 25-Jährige, der vom schwedischen Erstligisten Örebro SK verpflichtet wurde, allerdings erst im neuen Jahr. Wir sprachen vor dem Spiel in Erfurt mit dem Innenverteidiger über seine ersten Eindrücke von Kiel und der neuen Mannschaft sowie seine Gründe für den Wechsel nach Deutschland.

Eiður, wie haben Sie die ersten Tage in Kiel erlebt, wie sind Ihre Eindrücke?
Besser als gedacht. Ich bin in ein gutes Team gekommen. Ich habe erst wenige Trainingseinheiten mitgemacht. Aber man merkt schon, dass es ein hohes Tempo ist. Auch von der Stadt war der erste Eindruck positiv.

Können Sie schon sagen, was den Unterschied zwischen der ersten schwedischen Liga und der 3. Liga in Deutschland ausmacht?
Genau werde ich das erst wissen, wenn ich selbst einige Spiele gemacht habe. Aber mein erster Eindruck ist, dass hier körperlicher gespielt wird. In Schweden war das Spiel dafür teilweise schneller, auch weil viel auf Kunstrasen gespielt wird, was das Spiel verändert. Ich glaube aber, dass hier in der 3. Liga bessere Mannschaften spielen.

Das heißt, Sie empfinden den Wechsel als Fortschritt. Hatten Sie viele andere Möglichkeiten?
Es wäre für mich einfacher gewesen, in Skandinavien zu bleiben. Örebro hatte mir eine Verlängerung angeboten, es gab auch ein paar andere Anfragen. Aber als das Angebot von Holstein kam, musste ich nicht zwei Mal überlegen. Deutschland ist mit das größte Fußball-Land. Da wollte ich gerne hin. Ich war Anfang November einige Tage hier, um mir alles anzuschauen. Ich habe auch das Heimspiel gegen Großaspach gesehen. Und nach dem Besuch, bei dem ich gesehen habe, wie professionell hier alles abläuft, stand mein Entschluss fest. Ich freue mich auf die eineinhalb Jahre hier.

Was sprach ansonsten noch für Kiel?

Das Wetter. (lacht) Es ist viel wärmer als in Schweden oder in Island. Als ich in der letzten Woche daheim in Heimaey war, waren es schon minus acht Grad. Ich freue mich auch, dass hier auf Naturrasen trainiert wird. In Schweden haben wir eigentlich immer auf Kunstrasen trainiert. Nur wenn am Wochenende auf Naturrasen gespielt wurde, haben wir auch am Tag vorher auf Rasen trainiert.

Kommen Sie allein nach Kiel oder bringen Sie Familie mit?
Meine Freundin Gudny, mit der ich seit sechs Jahren zusammen lebe, und unsere zweieinhalbjährige Tochter Emilia werden Mitte Dezember nach Kiel kommen. Ich hoffe, dass ich am Montag auch eine Wohnung für uns finde.

Ihre Heimat auf den Vestmannaeyjar, den kleinen Inseln vor der Südküste Islands, sehen Sie wohl nur selten?
In diesem Jahr war ich immerhin zwei Mal da, zuletzt nach Saisonende in Schweden für etwa zwei Wochen. Auch zu Weihnachten werde ich wieder nach Hause fahren. Dass ich selten da bin, ist normal für einen Profifußballer. Das gehört zum Geschäft.

Wie würden Sie sich denn als Spieler charakterisieren? Was sind Ihre Stärken und wo können Sie sich noch verbessern?

Verbessern kann man sich immer. Selbst ein Messi wird noch besser. Und meine Stärken? Ich glaube, dass ich ein gutes Timing habe. Sowohl im Kopfball als auch im Zweikampf, um vor dem Gegner an den Ball zu kommen. Isländer sind außerdem oft auch ein bisschen verrückt. Haben Sie zufällig mal auf Youtube das Video gesehen, wo in der schwedischen Liga ein Verteidiger nach einem Gegentor mit dem Kopf an die Latte springt? (Gesehen hatten wir es nicht, haben es aber nach dem Interview angeschaut, Anm. d. Red.) Das war ich, und das ist vielleicht typisch. Ich gebe immer 110 Prozent.

Sie haben Spiele von Holstein gesehen und sicher registriert, dass die Verteidiger hier sehr mannorientiert spielen. Kommt Ihnen das entgegen?
Daran werde ich mich sicher gewöhnen. Es ist auf jeden Fall gut, dass ich jetzt schon Zeit habe, das System und die Spielweise im Training kennenzulernen. Das wird mir helfen.

Sprechen Sie schon ein wenig Deutsch? Wie läuft momentan die Verständigung?

Ein paar Worte kann ich, aber noch nicht sprechen. Wenn meine Familie da ist, werden wir einen Lehrer bekommen, um schnell Deutsch zu lernen. Helfen wird mir sicher auch, dass im Fernsehen alles nur auf Deutsch ist, anders als in Skandinavien, wo viele Sendungen in Englisch mit Untertiteln laufen. Da werde ich sicher auch schnell einiges lernen. Aber die Verständigung läuft schon jetzt besser als erwartet. Etwas Englisch sprechen eigentlich alle. Es wird sicher keine Kommunikationsprobleme geben.

Hoffen Sie, durch den Wechsel nach Deutschland auch näher an die Nationalmannschaft zu rücken, die sich ja für die EM qualifiziert hat?

Die Nationalmannschaft wäre natürlich ein Traum. Aber momentan denke ich darüber nicht nach. Um überhaupt eine Chance zu haben, muss ich hier gute Leistungen zeigen. In Island gibt es momentan viele gute Fußballer. Berufen zu werden, wäre für mich ein Bonus.

Aufrufe: 08.12.2015, 07:00 Uhr
SHZ / Interview: Christian JessenAutor