2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligavorschau
Christian Schnitzler (rechts) vom SSV 04 steht vor seinem Startelf-Comeback. Foto: Bröhl
Christian Schnitzler (rechts) vom SSV 04 steht vor seinem Startelf-Comeback. Foto: Bröhl

Die Rückkehr des Leaders

Christian Schnitzler soll den SSV 04 wieder in die Spur bringen

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Es fehlte nicht viel und Christian Schnitzler hätte seine Fußballschuhe entsorgt. Eine hartnäckige Leistenverletzung schien dem Spieler des Mittelrheinligisten Siegburg 04 das vorzeitige Karriereende beschert zu haben. Unzählige Arztbesuche und auch die ausgeklügeltsten Behandlungen brachten keine Besserung. Selbst nachdem ein doppelter Leistenbruch diagnostiziert und operativ behoben worden war, blieben die Beschwerden bestehen. „Man hat die Schmerzursache einfach nicht feststellen können; es war zum Verzweifeln“, so der 32-Jährige.

VfL Alfter - Siegburger SV 04 (So 15:00)

Schiedsrichter: Kevin Mießeler (Firmenich)

Er hatte die Hoffnung auf ein Comeback schon beinahe aufgegeben, als er einen letzten Versuch startete, eine Kortison-Therapie. Und tatsächlich: Nach diversen Spritzen unter die Bauchdecke waren die Symptome plötzlich verschwunden. So kamen Schnitzlers Fußballschuhe kurz vor Karneval doch noch mal zum Einsatz. „Erst hatte ich einfach nur Bock, wieder zu trainieren und gegen den Ball zu treten. Dann hat mich relativ schnell auch der Ehrgeiz gepackt“, so Schnitzler.

Sein Fleiß wurde belohnt. Am 12. März feierte er seine lang ersehnte Rückkehr auf den Rasen, gut 16 Monate nach seinem letzten Einsatz. Im Spiel der Reserve gegen Wolsdorf (4:1) wurde der Routinier in der 55. Minute eingewechselt und fügte sich gleich mit einem Tor und einer Vorlage ein. Es folgten weitere 45 Minuten in der Kreisliga A und schließlich sein Comeback für die erste Mannschaft in Herkenrath (0:3).

Es sollte eine schmerzhafte Rückkehr werden. Bereits zehn Minuten nach seiner Einwechslung zog sich Schnitzler eine Platzwunde an der Hand zu, nach einem Zweikampf mit Yoschua Grazina. „Er war einfach zu schnell für mich, also habe ich ihn gefoult. Im Fallen hat er dann mit seinem Stollen meine Hand touchiert“, so der SSV-Akteur. Was harmlos klingt, entpuppte sich als durchaus ernstzunehmende Verletzung. Tags darauf musste die Wunde sogar mit drei Stichen genäht werden. So wurde Schnitzler auf die nächste Geduldsprobe gestellt. Diesmal allerdings nicht auf unbestimmte Zeit. Zwar wurde der defensive Mittelfeldspieler im jüngsten Duell mit Euskirchen (0:6) noch geschont, doch schon in der Partie am Sonntag (So., 15 Uhr) beim VfL Alfter darf er wieder ran. Aller Voraussicht nach sogar von Beginn an.

Dabei profitiert Schnitzler nicht nur vom Siegburger Verletzungspech – mit Robin Pöttgen (Thrombose) und Arne Vignold (Muskelfaserriss) fallen unter anderem zwei zentrale Mittelfeldakteure aus –, sondern auch von den zuletzt dürftigen Leistungen seiner Mitspieler. Vier Partien, vier Pleiten, 0:19-Tore – das Überraschungsteam der Hinserie ist 2017 nur noch ein Schatten seiner selbst. „Wenn uns jemand aus dieser Misere herausführen kann, dann Chris“, sagt SSV-Trainer Kinan Moukhmalji. Von Schnitzlers Rückkehr erhofft er sich „mehr Ordnung und Struktur im Spiel. Außerdem ist er im Moment der Einzige, der den Mund aufmacht. Er kann die Mannschaft mitreißen.“ Spieler mit solchen Eigenschaften hätten zuletzt gefehlt: „Man kann gegen Euskirchen verlieren, aber nicht mit 0:6. In solch einer Situation wäre Chris einer gewesen, der sich seine Mitspieler vorknöpft.“

Nicht nur Schnitzlers Qualitäten als Führungsspieler sprechen für einen Einsatz von Beginn an. Da er die jüngsten Duelle fast ausschließlich von außen verfolgte, schleppt er die Misserfolge nicht wie manch anderer Teamkollege wie einen Rucksack voller Steine mit sich herum. „Er ist unbelastet und soll seine positive Energie auf die anderen Jungs übertragen“, so Moukhmalji.

Auf dem kleinen Kunstrasenplatz am Strangheidgesweg rechnet Schnitzler derweil mit einem „echten Fight. Dort müssen keine Zweikämpfe gesucht werden, die kommen ganz automatisch. Entweder wir nehmen sie an oder wir gehen unter.“ Eigentlich bevorzuge er große Spielfelder, nach seiner langen Verletzungspause sei er jedoch „nicht unglücklich darüber, dass die Wege kürzer sein werden als sonst“.

Für seine Mannschaft dürfte Schnitzler jedoch kein Weg zu weit sein, schließlich droht dem Aufsteiger der Abstiegskampf. Nur noch acht Punkte steht man über dem Strich. „Die Situation ist brenzlig“, betont Schnitzler, „es wird nicht einfach, den Hebel wieder umzulegen. Das habe ich 2009 mit Hennef erleben müssen, als wir in die Landesliga abgestiegen sind.“ Ein solches Szenario wollen die Siegburger nun verhindern – und vertrauen dabei nicht zuletzt auf ihren neuen, alten Leader.

Reitz fällt aus

TV Herkenrath - TSV Germania Windeck (So 15:30)

Schiedsrichter: Sascha Zink (RW Lessenich)

Nach Yavuz Günay hat sich Germania Windeck auch von Angreifer Micael Dipumba und Innenverteidiger Sana Saidykhan getrennt. Da Marvin Reitz aufgrund einer Fußverletzung ausfällt, steht Stürmer Adrian Müller sicher in der Startelf für das Duell beim Ligavierten Herkenrath (So., 15.30 Uhr). Mut machen Windeck die jüngsten Auftritte in der Fremde: In Freialdenhoven (3:1), Hürth (1:2) und Friesdorf (1:1) verkaufte man sich jeweils teuer.



FC Inde Hahn - FC Hennef 05 (So 15:00)

Schiedsrichter: Frederik Holz (TuS Ülpenich)

Ohne Toptorjäger André Klug (5. Gelbe Karte) und Defensiv-Ass Daniel Jamann (beruflich verhindert) muss der FC Hennef im Kellerduell (So., 15 Uhr) bei Inde Hahn auskommen. Trainer Sascha Glatzel fordert eine Reaktion nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Wesseling-Urfeld (1:2): „Ich hoffe, dass das ein einmaliger Ausreißer nach unten war. Wir müssen am Sonntag viel körperbetonter zu Werke gehen und so versuchen, dem Gegner die Spielfreude zu nehmen.“

Aufrufe: 030.3.2017, 19:30 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger / Tim MiebachAutor