2024-03-28T15:56:44.387Z

Ligabericht
Was für ein Spiel: Nach dem 4:4-Unentschieden in Betzdorf feiern die Kicker der SG Schoden im gemieteten Reisebus. Foto: SG Schoden
Was für ein Spiel: Nach dem 4:4-Unentschieden in Betzdorf feiern die Kicker der SG Schoden im gemieteten Reisebus. Foto: SG Schoden

Sieben Minuten Wahnsinn: Wie Schoden aus einem 0:4 ein 4:4 macht

Rheinlandliga: Wie die SG Schoden in Betzdorf aus einem 0:4 ein 4:4 macht

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87 Minuten lang liegt die SG Schoden am Mittwochabend in Betzdorf mit 0:4 zurück. Was dann passiert, ist unglaublich: Innerhalb von sieben Minuten schaffen die Saartaler den Ausgleich. Was ist denn da los gewesen? Wir haben uns mal umgehört und Sensationelles erfahren.
Betzdorf/Schoden. Das, was jetzt kommt, ist nichts für schwache Nerven. Es wird turbulent, es wird unglaublich, es wird sensationell. So etwas hat Fußball-Deutschland noch nicht gesehen. Bayerns Jahrhundert-Champions-League-Final-Niederlage gegen Manchester United 1999 ist ein schlechter Witz dagegen - langweilig, öde, nicht erwähnenswert. Bitte setzen Sie sich hin, es geht los:
Die SG Schoden ist am Mittwochabend zu Gast bei der SG Betzdorf im Westerwald. Es ist der vierte Spieltag der Rheinlandliga. Aufsteiger Schoden grüßt sensationell von Tabellen-Rang eins - drei Siege, ein Unentschieden, keine Niederlage. Die Euphorie im Saartal ist riesig vor dem Duell beim Oberliga-Absteiger. Schoden mietet einen ganzen Bus, reist mit 50 Spielern und Fans die 230 Kilometer in Richtung nordrhein-westfälische Grenze. Doch nach dem Anpfiff ist die Euphorie schnell dahin. Die ambitionierten Betzdorfer sind eine Nummer zu groß für den Gast aus Schoden. Nach 87 Minuten führen die Westerwälder deutlich mit 4:0. Die Fans der Gastgeber überziehen die Spieler aus dem Saartal mit Spott: "Absteiger, Absteiger" schallt es über den Sportplatz. "Als unser Spieler Dominik Lorth einen Ball sechs, sieben Meter neben das Betzdorfer Tor geschossen hatte, schaltete sich sogar der Stadionsprecher hämisch ein und rief durch sein Mikro: ’Wow, ein Schodener Torschuss’", erzählt Peter Schuh. Er ist der Trainer der Schodener und gesteht im Gespräch mit dem TV: "Ich hatte das Spiel schon abgehakt - 80 Minuten lang, war das die schlechteste Saisonleistung, die wir bisher gezeigt hatten." Das allerdings sollte sich danach schlagartig ändern. In der 87. Minute verwandelt Schodens Torjäger Lukas Kramp einen Foulelfmeter zum 1:4 - dann überschlagen sich die Ereignisse.
Betzdorf spielt den Ball nach dem Wiederanstoß zurück ins eigene Feld. Schoden presst, erzwingt einen Ballverlust, Lukas Kramp kriegt den Ball, schaut, schießt und trifft - 2:4 in der 88. Minute. Danach wieder Anstoß der Betzdorfer, wieder Pressing, wieder Ballverlust, Fabian Müller kriegt den Ball, Blick, Schuss, Tor - 3:4 in der 89. "Das war unglaublich", johlt Peter Schuh am Telefon, "ich dachte, ich bin im falschen Film". Ist er aber nicht, ganz und gar nicht. Es wird noch verrückter.
"Nach dem 3:4 zeigt der Schiedsrichter plötzlich vier Minuten Nachspielzeit an - da wusste ich, eins geht noch", gesteht Schuh. Er wird recht behalten. In der Nachspielzeit geht es hin und her, beide Teams haben Spielanteile - mal Schoden, mal Betzdorf. Dann wieder Schoden, Lukas Kramp kommt im Strafraum an den Ball, ein Foul, ein Pfiff, Elfmeter. Kramp schnappt sich den Ball. "Der Betzdorfer Torwart hat provokativ die Handschuhe ausgezogen, nach dem Motto ’den Elfer halte ich auch so’", erzählt Trainer Schuh. Doch der 22-jährige Kramp bleibt eiskalt. Versenkt den Ball zum 4:4 - Wahnsinn pur!
Auf der Facebook-Seite des Fußballmagazins 11Freunde wird Lukas Kramp bereits als 65-Millionen-Neuzugang bei Manchester United gehandelt. "Nichts da", sagt Peter Schuh, "wenn ManU-Coach van Gaal heute Abend anruft, sage ich ihm, dass Luki zur SG gehört, wie die Weinberge ins Saartal - der bleibt hier."
SG Saartal: Alexander Heinig (57. Eric Ludwig), Fabio Schuh, Julian Paulus (68. Christopher Boesen), Kevin Bernard, Bastian Hennen (42. Dominik Lorth), Kevin Schuh, Marc Schulte, Fabian Müller, Andre Paulus, Lukas Kramp, Florian Henn. Tore: 1:0 und 4:0 M. Brado (31./79.), 2:0 L. Becher (35.), 3:0 Butrint Jashari (47.), 4:1, 4:2 und 4:4 Lukas Kramp (87., FE./88./90. + 4./FE.), 4:3 Fabian Müller (89.) - Rote Karte: Sven Houck (86./Notbremse)
Schiedsrichter: Luca Schlosser
Zuschauer: 180
Aufrufe: 027.8.2015, 22:13 Uhr
volksfreund.de/Marek FritzenAutor