2024-04-25T14:35:39.956Z

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Leo Swierczynski - ein junger Trainer gibt bei der SG 83 den Ton vor. F: Zink
Leo Swierczynski - ein junger Trainer gibt bei der SG 83 den Ton vor. F: Zink

SG Nürnberg Fürth 1883: Das Feuer springt über

Nach Jahren im Bezirksliga-Mittelfeld präsentiert sich der Fusionsverein plötzlich als geschlossene und erfolgreiche Mannschaft

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Drei Nürnberger Mannschaften spie­len derzeit in der Landesliga. Die bes­ten Chancen, daraus bald vier Teams zu machen, hat im Moment die SG Nürnberg Fürth 83, die in der Bezirksli­ga jetzt auch noch gelernt hat, wie man Tore schießt, viele Tore. Gegen den ASV Zirndorf waren es am Sonn­tag vier – und der Trainer darf ganz professionell um Zurückhaltung bit­ten.

SG Nürnberg Fürth 1883 - ASV Zirndorf 4:0

Plötzlich macht alles Sinn, auf ein­mal fließt alles. Monatelang haben sie bei der SG 83 jetzt ihren Minima­lismus erklären müssen, haben Ant­worten finden sollen auf die Frage, warum ihnen so selten Tore gelingen, und warum sie trotz­dem zu einer Spitzen­mannschaft in dieser Bezirksliga hatten wer­den können. Wirklich schlauer war man in die­ser Hinsicht auch an diesem stürmischen Sonntagnachmittag an der Regelsbacher Stra­ße zunächst nicht ge­worden.

Die SG hatte den ASV Zirndorf zu Gast, im abgelaufenen Fuß­balljahr ebenfalls eine Spitzenmannschaft, die es bis in die Relegation zur Landesliga ge­bracht hatte, da aber ge­scheitert war, und nun ein Leben im Niemands­land der Liga fristet.

Wer da nun um den Aufstieg kämpft und wer sich schon um die Planungen für eine wei­tere Bezirksliga-Spiel­zeit kümmern darf, das war während der ersten 45 Minuten selten zu erkennen: Die Bälle flogen auf bei­den Seiten hoch und weit, die einen hatten mal eine nette Gelegenheit, die anderen aber ebenso. „Feuer“, schrie SG-Trainer Leo Swierczynski manchmal – was immerhin zur Folge hatte, dass seine Spieler rannten, wie man es selten erlebt in einer Liga, in der der Fußball ein schönes Hobby ist.

Dann bricht die 25. Minute an – und alles verändert sich. Sebastian Bieber, den man vorher – Stichwort: Feuer – mal hier, mal da auf dem Platz gesehen hatte, taucht vor dem Tor auf und trifft erstaunlich über­legt zur Führung. Ab jetzt – so hat man das nach dem bisherigen Saisonverlauf, in der ihnen bei der SG in 24 Spielen nur 33 Tore gelungen waren, annehmen müs­sen – wird alles noch ein bisschen unansehnlicher. Es wird aber alles nur schöner.

Bis zur Pause sind sie noch damit beschäftigt, die Gäste aus Zirndorf niederzuringen mit vielen kleinen Fouls – ein Stilmittel allerdings, das auch der ASV beherrscht. Dann spie­len sie, auch mit dem Wind. Nach 47 Minuten macht sich Mykhailo Lyso­kon auf, um einen Eckball in die Mit­te zu bringen – und trifft, ohne dass noch irgendein anderer den Ball berührt hätte. Spätestens jetzt müss­ten sie wissen, dass sie machen kön­nen, was sie wollen, und trotzdem alles zu einem guten Ende findet.

Leo Swierczynski, der Erfolgstrai­ner, bleibt dennoch laut und unausge­glichen an der Seitenlinie, was sein Zirndorfer Pendant Martin Hermann irgendwann so aufbringt, dass er die Konfrontation an der Seitenlinie sucht. „Wenn es etwas gibt, das ich ändern wollen würde, dann, dass ich ein bisschen ruhiger bin an der Linie. Ich ärgere mich da über mich selbst“, wird Swierczynski später sagen.

"Wir arbeiten eben intensiv"

Dass das nicht gelingen wird, sieht man ihm aber nach dem Schlusspfiff immer noch an. Swierczynski ver­langt von seinen Spielern vollen Ein­satz und lebt das an der Seitenlinie vor. „Wir arbeiten eben intensiv“, sagt Swierczynski, wenn man ihn nach diesem erstaunlichen Laufpen­sum fragt, „und das zahlt sich aus. Das ist leistungsorientierter Amateur­sport. Sonst könnten wir uns das auch sparen, wir investieren schließ­lich alle viel Zeit.“ In dieser Saison rechnet sich das erstmals. Die SG ist eine Mann­schaft, die im wahrsten Sinne des Wortes so funktioniert: als Mann­schaft. Keiner ragt wirklich heraus, keiner fällt deutlich ab, alle sind fast immer in Bewegung. Gegen Zirndorf bringt ihnen das im zweiten Durch­gang noch eine Reihe guter Gelegen­heiten ein – und mit zwei weiteren Treffern durch Konstantin Hofbauer (66.) und Ozan Yildirim (77.) beloh­nen sie sich auch noch.

4:0, der höchste Saisonsieg – wo das noch hinführt, beginnt man all­mählich zu ahnen. Wobei: „Nein“, sagt Leo Swierczynski, wenn man seine SG als Spitzenmannschaft be­zeichnet. Er ist dann nicht so weit entfernt von jenen Trainern in den oberen Ligen, die in sogenannten Medien­schulungen lernen, dass man immer lieber vage bleibt in seinen Ausfüh­rungen, nur nicht mutig sein soll. Aber mutig ist er natürlich schon: „Wenn wir weiter so spielen wie heute, dann sind wir am Ende der Saison mindestens Zwei­ter, das verspreche ich.“ Das allerdings hat er direkt nach dem Spiel zu seiner Mannschaft gesagt und wahrschein­lich geahnt, dass man das auch noch auf der anderen Seite der Spiel­feldumrandung hört. Da­bei hat er in diesem Moment für seine Ver­hältnisse ganz ruhig gewirkt.

Schiedsrichter: Tobias Holzer (TSV Buch) - Zuschauer: 104
Tore: 1:0 Sebastian Bieber (25.), 2:0 Mykhailo Lysokon (47.), 3:0 Konstantin Hofbauer (66.), 4:0 Ozan Yildirim (77.)



Aufrufe: 021.3.2017, 09:29 Uhr
Fadi Keblawi (NN)Autor