2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines

Positiver Schock

NACHGETRETEN: +++ Reber Sansar wirbt für Topspiel und netzt fünf Mal +++ Nach vielen Vereinen am Ruhepol angekommen? +++ Stolz auf Team und Marco Fabián +++

Seine Kumpels kennen ihn als Costa oder Vato, im Spilberichtsbogen sorgt er ls Reber Sansar mit seinem normalen Namen für Aufruhr, weil er immer mal gerne mehrfach trifft. So auch im Topspiel der KLB 3 Gießen gegen die Licher Reserve, das 6:1 gewonnen wurde. Darüber hinaus kontaktiert uns Reber immer mal mit Hinweisen und Ideen. Jetzt war es mal Zeit für ein ausführliches Interview, um diesem Kicker genauer auf die Spur zu kommen. Viel Spaß beim heutigen "Nachgetreten"!

Hallo Reber,
kurz vor dem letzten Wochenende hast du bei uns noch hartnäckig Werbung für das Gießener B3-Topspiel zwischen deiner TSG Wieseck II und der Licher Reserve gemacht. Und dann hast du gleich fünf Buden geschossen. Hattest du im Urin, dass da sowas wie das 6:1 auf dem Platz passieren würde?

Wir waren schon vor dem Spiel gegen Leihgstern (0:0) dermaßen fixiert auf das Spitzenspiel, dass wir die TSG-Reserve vielleicht sogar etwas zu sehr unterschätzt haben. Wir hatten zwar Torchancen, aber es hat ärgerlicherweise nicht zum Sieg gereicht. Vor dem Spiel gegen Lich hat mich unser Coach Sabur Ortac nochmal in die Pflicht zum Tore schießen genommen und mir gesagt, dass er mich trotz kleiner Torflaute und einer internen Sperre neulich wegen einer verpassten Trainignseinheit von Anfang an bringt. Alle waren hochmotiviert, man hat vor Anpfiff schon eine besondere Stimmung gespürt, wir haben uns gegenseitig eingeheizt. Dass das Spiel dann aber so läuft – für mich persönlich wie für das Team insgesamt, hätte ich niemals gedacht. Es war ein positiver Schock. Dazu hatten wir noch Glück, dass Großen-Linden gegen Pohlheim gepatzt hat.


Du liegst nun auf Rang zwei der der Torschützenliste hinter Lichs Konstantin Rogolowski. Holst du dir noch die Kanone?
Ehrlich gesagt hatte ich die Hoffnung auf diesen Prestige-Titel längst aufgegeben. Ich habe nicht einmal mehr dran gedacht. Natürlich wünsche ich es mir, das noch zu schaffen, das würde mir auch persönlich sehr gut tun. Ich konnte mich nämlich schon mehrfach über Monate hinweg nicht so mit Fußball beschäftigen, wie ich wollte. Ich bin kurz nach meiner Hochzeit für drei Jahre ins Saarland gezogen. Unser Coach ist auch mein Großcousin, er konnte mich wieder für den Sport begeistern. Ich habe dann vorletztes Jahr beim Kurdischen FC die Vorbereitung mitgemacht, beruflich hat es für den Spielbetrieb aber nicht gepasst. Als der Trainer dann zu Wieseck II ist, bin ich mitgegangen und inzwischen kann ich es recht gut mit meinem Job im LIDL-Qualitätsmanagemant in Kirchgöns vereinbaren. Bei meinem einzigen Auftritt für den KFC wurde ich übrigens in einem Freundschaftsspiel gegen ausgerechnet Wieseck II eingewechselt und habe zum 5:0 getroffen – was eine Geschichte!


Wie bewertest du nach dem Topspiel-Sieg eure Aufstiegschancen?
Lich hat mit Obbornhofen und Linden noch zwei sehr starke Gegner, das müssen sie erstmal gewinnen. Wir hoffen da natürlich auf Ausrutscher, müssen gleichzeitig alle vier Spiele gewinnen. Da ist jeder gefragt, vom Torwart bis zum Stürmer. In den letzten Jahren war die Wiesecker Reserve ja immer im Tabellenkeller, deshalb haben wir uns in der Vorbereitung schon kurz fragend angeschaut, als der Trainer meinte: Mit unserem Potenzial will er unter die top drei. Aber wir haben an diesem Abend beschlossen, dieses Ziel voll fokussiert anzugehen, und bis auf wenige Patzer ist uns das hervorragend gelungen. Ein wichtiger Einschnitt war die 0:4-Pleite gegen Linden, nach der wir nochmal alle Kräfte gebündelt haben. Aber auch mit dem Relegationsplatz wären wir einigermaßen zufrieden. Dennoch ist für mich klar: Ich will den direkten Aufstieg, weil ich das als Fußballer auch noch nie erlebt habe und unbedingt einmal durchmachen will.


Dein Vorname Reber klingt erst einmal fremd. Was ist dein kultureller Hintergrund?
Ich bin geborener Gießener, aber habe meine Wurzeln im kurdischen Jesidentum. Wenn man mich fragt, was ich bin, sage ich auch, dass ich Kurde bin. Es ist traurig, mitanzusehen, was südöstlich von uns in den letzten Jahrzehnten passiert ist, und ich hoffe sehr auf eine Besserung der Lage.


Hast du bei deinem Saarland-Intermezzo auch Fußball gespielt?
Ja, zunächst beim SV Furpach in der Verbandsliga, später bin ich zum SSV Wellesweiler, die da gerade aus der Bezirksliga abgestiegen waren. Dauerhaft pausieren war ein unmöglicher Gedanke, schließlich habe ich schon im Sandkasten mit Fußball angefangen, damals mit meinem besten Kumpel Kevin Rennert, der heute in Kinzenbach kickt. Ich bin sogar mit Ball im Arm eingeschlafen, so fußballverrückt war und bin ich (lacht). Ich habe bei Blau-Weiß Gießen angefangen, dann bin ich zum ACE, später hat mich Kevin zum FC Großen-Buseck gelotst. Und vor meinem Umzug ins Saarland habe ich Kreisoberliga für Sachsenhausen gespielt. Achso und als Kind wurde immer regelmäßig an der Ederstraße gekickt, mit Jungs wie Tommy Ried, Kevin Buycks, Erdinc Solak usw., tolle Zeiten!


Ist da ein Verein dabei, der vielleicht nochmal ein Auge auf dich geworfen hat, bei der Torquote?
Ich werde immer wieder gefragt, warum ich „nur“ in der untersten Liga spiele. Und Interesse vernehme ich auch immer öfter von verschiedenen Seiten. Kevin fragt natürlich auch immer wieder wegen Kinzenbach an. Aber ich will nicht wechseln. Ich bin meinem Großcousin so dankbar, mich zurück zum Fußball geholt zu haben, und habe ihm versprochen, seinen Weg mitzugehen. Dazu mag ich jeden Einzelnen im Wieseck-Kader, tolle Charaktere haben insgesamt zu einer kämpferischen, aber sehr loyalen Truppe geführt.


Gibt es denn überhaupt etwas, was du außer Fußball noch gerne machst?
Eigentlich gar nichts (lacht). Klar, ich bin gerne mit Freunden unterwegs, schaue auch gerne Fußball. Also schon wieder Fußball (lacht).


Dann bleiben wir eben dabei. Du bist glühender Eintracht-Fan. Wie zufrieden bist du mit der Saison, und wer ist dein Liebilingsspieler?
Ich bin sehr zufrieden. Niko Kovac passt perfekt zum Verein und weiß, was er macht. Marco Fabián ist mein Lieblingsspieler. Er gibt nie auf und kämpft, egal, wie es steht und was der Spielstand ist. Voll motiviert und macht immer Dampf. Ein Kämpfer, genau wie ich (lacht).


Zum Schluss darfst du traditionell noch jemanden grüßen!
Ich grüße den kompletten Kader der TSG Wieseck II. Ich bei einfach nur stolz auf dieses Team und fühle mich dort pudelwohl. Ich bleibe auf jeden Fall da. Achso, und ich grüße natürlich den Kevin Rennert, jetzt wo ich ihn schon sowieso mehrfach genannt habe. Ich wünschen ihm und seinen Teamkollegen, die ich teils privat sehr gut kenne, viel Erfolg für die eventuelle Aufstiegsrelegation und drücke die Daumen!

Aufrufe: 04.5.2017, 09:50 Uhr
Dennis BellofAutor