2024-05-02T16:12:49.858Z

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War mit der Lesitung seiner Mannschaft nicht zufrieden: Leo Swierczynski. F: Zink
War mit der Lesitung seiner Mannschaft nicht zufrieden: Leo Swierczynski. F: Zink

SG 83: Der Blick auf die Tabelle stört den Aufwärtstrend

Die Elf von Leo Swierczynski ist nach einer Erfolgsserie tiefenentspannt und verliert prompt ein wichtiges Heimspiel

Nach fünf Spielen ohne Niederlage hat die SG Nürnberg Fürth 1883 in der Bezirksliga wieder einmal verloren. Kurz nach dem 0:2 gegen Diepersdorf ist der Trainer trotzdem bald wieder zufrieden mit seinem Leben.

SG Nürnberg Fürth 1883 - SpVgg Diepersdorf 0:2

Im vergangenen Winter kamen die Zweifel. Leo Swierczynski griff zum Telefon. Er wählte die Nummer von Michael Bischoff, der einst als junger Trainer bei der SG 83 Nürnberg­ Fürth eine Karriere begann, die ihn immerhin bis in die Nachwuchsabtei­lung des 1. FC Nürnberg führte, wo er heute für die U16 verantwortlich ist. Swierczynski war einst Spieler unter Bischoff, jetzt sollte er sein Nachfol­ger bei der SG werden - einer der vie­len Nachfolger, die hohe Trainerfluk­tuation der letzten Jahre war einer der Gründe für seine Zweifel.

Ein anderer: 29 Jahre jung ist Swier­czynski, er trainierte bis zum Winter der Zweifel die A-Jugend des Vereins, sehr erfolgreich zudem. Ob er tatsäch­lich zu diesem Zeitpunkt schon die ers­te Mannschaft übernehmen sollte, eine erste Mannschaft, die in den ver­gangenen Jahren nicht gerade durch den schönsten und erfolgreichsten Fußball aufgefallen war? Swierczyn­ski war sich nicht sicher, ob er so in der Karriereplanung nicht mindes­tens einen Schritt überspringen wür­de.

Also fragte er nach bei Bischoff, der die Zweifel eher vergrößerte, weil auch er noch genug weiß über seinen Ex-Verein. Swierczynski hat es den­noch gemacht und schaffte den Klas­senverbleib. „Der sportliche Reiz war zu groß“, sagt er. Also alles richtig gemacht? Im Spätsommer hätte es dann doch wieder Raum gegeben für Zweifel. Wieder startete die SG schlecht in die Bezirksligasaison, wie­der schien das Ziel vor allem darin zu bestehen, einen größeren Unfall, also den Abstieg in die Kreisliga zu vermei­den. Aber dann haben sie begonnen, wieder Spiele zu gewinnen.
Augen zu - und verloren: Die SG 83 (schwarze Trikots) muss nach langer Zeit mal wieder eine Niederlage verarbeiten. F: Zink

Als am Sonntag die zuletzt eben­falls sehr erfolgreiche Spielvereini­gung Diepersdorf an der Regelsbacher Straße vorbeischaute, war so aus einer Partie zweier schlecht in die Gänge gekommener Mannschaften eine Art Spitzenspiel geworden. 13 Punkte hatte die SG aus den letzten fünf Spielen gesammelt, war plötzlich dort angekommen, wo man so eine Sai­son einigermaßen entspannt verbringen kann: im Tabellenmittelfeld. Weil aber auch seine Spieler die Tabelle lesen können, sitzt Swierczynski nach den 90 Minuten noch lange auf seiner Bank und guckt grimmig vor sich hin. 0:2 haben sie ein Spiel verloren, in dem sie über weite Strecken ganz nett ausgesehen haben, aber durch ein Eigentor in der ersten Halbzeit und einen Konter kurz vor Schluss zwei dumme Gegentreffer quittieren müs­sen.

Ein Torjäger fehlt

Sie waren diesmal einfach zu ent­spannt, findet Swierczynski. Das sagt er seiner Mannschaft auch, als er sie dann doch noch zur kurzen Bespre­chung auf dem Platz bittet. „Eine bodenlose Leistung“, das sagt er auch noch über diesen Auftritt, ist in die­sem Moment aber etwas zu streng mit seinen Spielern, die ganz offensicht­lich darum bemüht sind, den Ball aus der eigenen in die Hälfte des Gegners zu spielen, nicht zu schlagen. „Wir wollen schon Fußball spielen“, sagt Swierczynski.

Es gelingt ihnen tatsächlich auch an diesem Nachmittag häufiger als dem Gegner. Was ihnen fehlt, ist ein Torjä­ger, nicht nur an diesem Sonntag. Zwölf Treffer sind ihnen in 14 Spielen erst gelungen, der neunte Tabellen­platz wird so allerdings noch erstaun­licher. „Es geht auch ohne Torjäger“, sagt Swierczynski, „aber es wäre schon schön, einen zu haben.“ Sie haben keinen, aber sie wissen sich neuerdings zu helfen, auch wenn die Angelegenheit gegen den Aufstei­ger aus Diepersdorf schiefgeht. Vor dem Spiel treffen sie sich noch einmal kurz zum Kreis, so wie man das inzwi­schen von fast jeder Mannschaft bis hinunter in die A-Klasse kennt. Bei der SG aber kommen die Ersatzspie­ler und die, die derzeit verletzt sind, mit auf den Platz. „Das war eine Idee der Mannschaft“, sagt Swierczynski, „das zeigt unseren Teamgeist.“ 15 Minuten ist die Niederlage gegen Diepersdorf alt, als Swierczynski die­sen Satz sagt. Er wollte sich für dieses Gespräch in die Sonne stellen, weil er 90 Minuten auf der Trainerbank im Schatten gesessen hat an diesem schö­nen Tag. Der Ortswechsel hat gewirkt: Als er fertig ist mit seiner Analyse des Tages im Speziellen und des Jahres mit der SG 83 im Allgemei­nen, hat man nicht den Eindruck, dass da einer noch zweifelt.

Schiedsrichter: Mahmut Gün (Reuth) - Zuschauer: 150
Tore: 0:1 (32. Eigentor), 0:2 Stefan Rauschenbach (85.)
Platzverweise: Gelb-Rot gegen Sebastian Bieber (78./SG Nürnberg Fürth 1883)



Aufrufe: 03.11.2015, 11:44 Uhr
Fadi KeblawiAutor