SG Nürnberg Fürth 1883 - SpVgg Diepersdorf 0:2
Im vergangenen Winter kamen die Zweifel. Leo Swierczynski griff zum Telefon. Er wählte die Nummer von Michael Bischoff, der einst als junger Trainer bei der SG 83 Nürnberg Fürth eine Karriere begann, die ihn immerhin bis in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Nürnberg führte, wo er heute für die U16 verantwortlich ist. Swierczynski war einst Spieler unter Bischoff, jetzt sollte er sein Nachfolger bei der SG werden - einer der vielen Nachfolger, die hohe Trainerfluktuation der letzten Jahre war einer der Gründe für seine Zweifel.
Ein anderer: 29 Jahre jung ist Swierczynski, er trainierte bis zum Winter der Zweifel die A-Jugend des Vereins, sehr erfolgreich zudem. Ob er tatsächlich zu diesem Zeitpunkt schon die erste Mannschaft übernehmen sollte, eine erste Mannschaft, die in den vergangenen Jahren nicht gerade durch den schönsten und erfolgreichsten Fußball aufgefallen war? Swierczynski war sich nicht sicher, ob er so in der Karriereplanung nicht mindestens einen Schritt überspringen würde.
Also fragte er nach bei Bischoff, der die Zweifel eher vergrößerte, weil auch er noch genug weiß über seinen Ex-Verein. Swierczynski hat es dennoch gemacht und schaffte den Klassenverbleib. „Der sportliche Reiz war zu groß“, sagt er. Also alles richtig gemacht? Im Spätsommer hätte es dann doch wieder Raum gegeben für Zweifel. Wieder startete die SG schlecht in die Bezirksligasaison, wieder schien das Ziel vor allem darin zu bestehen, einen größeren Unfall, also den Abstieg in die Kreisliga zu vermeiden. Aber dann haben sie begonnen, wieder Spiele zu gewinnen.
Augen zu - und verloren: Die SG 83 (schwarze Trikots) muss nach langer Zeit mal wieder eine Niederlage verarbeiten. F: Zink
Als am Sonntag die zuletzt ebenfalls sehr erfolgreiche Spielvereinigung Diepersdorf an der Regelsbacher Straße vorbeischaute, war so aus einer Partie zweier schlecht in die Gänge gekommener Mannschaften eine Art Spitzenspiel geworden. 13 Punkte hatte die SG aus den letzten fünf Spielen gesammelt, war plötzlich dort angekommen, wo man so eine Saison einigermaßen entspannt verbringen kann: im Tabellenmittelfeld. Weil aber auch seine Spieler die Tabelle lesen können, sitzt Swierczynski nach den 90 Minuten noch lange auf seiner Bank und guckt grimmig vor sich hin. 0:2 haben sie ein Spiel verloren, in dem sie über weite Strecken ganz nett ausgesehen haben, aber durch ein Eigentor in der ersten Halbzeit und einen Konter kurz vor Schluss zwei dumme Gegentreffer quittieren müssen.
Sie waren diesmal einfach zu entspannt, findet Swierczynski. Das sagt er seiner Mannschaft auch, als er sie dann doch noch zur kurzen Besprechung auf dem Platz bittet. „Eine bodenlose Leistung“, das sagt er auch noch über diesen Auftritt, ist in diesem Moment aber etwas zu streng mit seinen Spielern, die ganz offensichtlich darum bemüht sind, den Ball aus der eigenen in die Hälfte des Gegners zu spielen, nicht zu schlagen. „Wir wollen schon Fußball spielen“, sagt Swierczynski.
Es gelingt ihnen tatsächlich auch an diesem Nachmittag häufiger als dem Gegner. Was ihnen fehlt, ist ein Torjäger, nicht nur an diesem Sonntag. Zwölf Treffer sind ihnen in 14 Spielen erst gelungen, der neunte Tabellenplatz wird so allerdings noch erstaunlicher. „Es geht auch ohne Torjäger“, sagt Swierczynski, „aber es wäre schon schön, einen zu haben.“ Sie haben keinen, aber sie wissen sich neuerdings zu helfen, auch wenn die Angelegenheit gegen den Aufsteiger aus Diepersdorf schiefgeht. Vor dem Spiel treffen sie sich noch einmal kurz zum Kreis, so wie man das inzwischen von fast jeder Mannschaft bis hinunter in die A-Klasse kennt. Bei der SG aber kommen die Ersatzspieler und die, die derzeit verletzt sind, mit auf den Platz. „Das war eine Idee der Mannschaft“, sagt Swierczynski, „das zeigt unseren Teamgeist.“ 15 Minuten ist die Niederlage gegen Diepersdorf alt, als Swierczynski diesen Satz sagt. Er wollte sich für dieses Gespräch in die Sonne stellen, weil er 90 Minuten auf der Trainerbank im Schatten gesessen hat an diesem schönen Tag. Der Ortswechsel hat gewirkt: Als er fertig ist mit seiner Analyse des Tages im Speziellen und des Jahres mit der SG 83 im Allgemeinen, hat man nicht den Eindruck, dass da einer noch zweifelt.
Schiedsrichter: Mahmut Gün (Reuth) - Zuschauer: 150