2024-04-25T08:06:26.759Z

Interview
Max Schonlau
Max Schonlau

"In Warburg kenne ich mich bestens aus"

Interview: Max Schonlau hat mit 25 Jahren das Traineramt beim Fußball-Bezirksligisten SF Warburg 08 übernommen. Er nimmt auch Stellung zur Vereinsfusion und erklärt wie wichtig die Jugendarbeit ist

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Herr Schonlau, Sie übernehmen nach der A-Jugend nun mit 25 Jahren die Senioren in der Bezirksliga. Der Verein setzt also Vertrauen in Sie!

Max Schonlau: Ich habe ja bereits im vergangenen Jahr die Mannschaft trainiert und komme von der A-Jugendmannschaft, mit der wir aufgestiegen sind. Es freut mich, dass ich das jetzt in meinem Alter schon machen kann, sehe das als Herausforderung und gehe das positiv an.


Welches Rüstzeug bringen Sie mit?

Schonlau: Ich mache das Traineramt ja jetzt nicht neu, sondern habe inzwischen in allen Altersklassen, von der Jugend an, trainiert. Unter meinen Trainern Ludger Krull, Thorsten Arendes oder Burkhard Sturm habe ich so viel gelernt, und zwar nicht nur als Spieler, sondern auch im Umgang mit der Mannschaft, dass für mich immer klar war, dass ich dieses selber einmal machen wollte.

Angesichts meines Alters trainiere ich schon seit vier Jahren auf einem sehr ordentlichen Niveau und bin im Besitz einer C-Lizenz. Im kommenden Jahr strebe ich dann den Erwerb der B-Lizenz an, den Eignungstest habe ich bereits im Mai in Kaiserau bestanden. Und dann kommt das Umfeld: Hier in Warburg kenne ich mich bestens aus und weiß auf was ich mich einlasse. Die Mannschaft ist jung und hat richtig Spaß am Fußball. Auch die A-Jugend macht bereits richtig gut mit. Wir wollen mit Spaß Fußball spielen und dadurch eine gewisse Dynamik erzeugen.


»Die Mannschaft ist jung und hat richtig Spaß am Fußball«


Sie geben bescheiden den Klassenerhalt als Saisonziel aus. Blickt man da nicht bereits weiter nach oben?

Schonlau: Wir wollen schon gute Rahmenbedingungen für den Fußball in Warburg schaffen, mit zwei guten Fußballplätzen und dem neuen Sportheim. Wir wollen aber nicht mehr den Weg gehen, Spielern viel Geld zu zahlen, sondern vielmehr den Fokus auf Spieler richten, die Lust haben, leistungsbezogenen Fußball zu spielen - und das in einem guten Umfeld. Uns ist klar, dass wir damit nicht die riesengroßen Spielernamen aus höherklassigen Vereinen zu uns locken. Unsere Mannschaft ist dafür aber jung und entwicklungsfähig, andererseits aber auch noch unerfahren. Wir sind uns bewusst, dass wir damit auch den einen oder anderen Rückschlag wegstecken müssen und kalkulieren das durchaus mit in unsere Überlegungen ein. Wir wissen, dass wir uns noch einspielen müssen und meinen, dass das ausgesprochene Ziel Klassenerhalt realistisch ist. Wir wollen kein Verein sein, der sich durch einen Bieterwettbewerb bei den Spielern unter Druck setzt und bei dem dann die Spieler kommen und gehen. Idealerweise möchten wir ein gutes Mannschaftsgefüge haben, das auch nach dem Abpfiff noch gut harmoniert, ohne dabei die Leistungsorientierung außer acht zu lassen. Das wird kurzfristig vielleicht etwas hart werden, sich aber langfristig auf jeden Fall lohnen. Unsere zurückliegende, harte Trainingswoche zeigt mir, dass die Mannschaft funktioniert.


Wie wichtig ist es, dass der Verein mit ortsansässigen Spielern bestückt wird?

Schonlau: Es ist wichtig, dass Leute auf dem Platz stehen, mit denen die Zuschauer etwas anfangen können. Wir wollen uns damit natürlich keinesfalls vor anderen Spielern verschließen, das wäre das falsche Signal. Aber es ist richtig: Der Spielerstamm muss aus Warburgern bestehen. Natürlich können wir uns dann mit anderen verstärken. Darauf zielt ja auch unsere Jugendarbeit ab, aus der wir uns die Spieler für die erste Mannschaft heranziehen wollen.


Worauf dürfen sich die Zuschauer bei den noch unbekannten Al Duks, Hadavand, Leifelt, Menie, Moudouhy, Polan und Salmen freuen?

Schonlau: Omar Al Duks ist seit einem Jahr in Deutschland. Er ist ein sehr giftiger Offensivspieler, der noch ein wenig Zeit braucht, die wir ihm auch geben werden. Hamit Hadavand kommt von Reese am Niederrhein zu uns. Er ist sehr engagiert im Training und wird uns sicher verstärken. Mirco Leifelt ist ein sehr guter Innenverteidiger und bisheriger Kapitän der A-Jugend, derzeit aber leider verletzt. Horly Moudouhy und Chalier Menie stammen aus Gabun. Sie sind außergewöhnliche, dynamische Jugendspieler, die auf jeden Fall Kandidaten für unsere Startelf darstellen. Tim Polan kommt aus unserer eigenen Jugend, besitzt einen guten Abschluss und startet jetzt, nachdem er ein Jahr pausiert hat, wieder bei uns durch. Ihm traue ich auch eine wirklich gute Rolle zu. Jonas Salmen, derzeit auch als Innenverteidiger noch in der A-Jugend im Einsatz, zeichnet sich durch sein gutes Passspiel und seine Spieleröffnung aus.


Schonlau und Krull heißt das Warburger Trainertandem. Wenn es nicht läuft, wie geplant: Kommt Max Schonlau als Feuerwehr mit aufs Spielfeld?

Schonlau: Ich hatte zuletzt eine Schienbeinverletzung, die ich auskurieren musste. Das ist jetzt auch überstanden. Wenn mich die Mannschaft braucht, werde ich auf jeden Fall dabei sein, das ist doch klar. Ich will mich jetzt aber nicht als Spieler aufdrängen. Das ist nicht meine Absicht und widerstrebt meinem Gefühl gegenüber der Mannschaft. Ich muss Vertrauen in die Spieler haben. Es ist nicht meine Art, anderen zu zeigen, was ich alles besser kann. Diese Grenze möchte ich einfach für mich klar ziehen. Mir ist bewusst, dass das auch nicht jedem Trainer gelingt, mir ist es aber wichtig.


Immer mehr Mannschaften existieren nur noch durch Spielgemeinschaften. Bestes Beispiel sind die Warburger Jugendmannschaften, die immerhin Germete-Wormeln, Welda, Wethen, Schmillinghausen und Rohden einbeziehen. Wie sehen Sie diese Entwicklung, fehlt dann die Identifikation mit dem Verein?

Schonlau: Es geht dabei immer auch um das traditionelle Denken: Wir wollen das aus eigener Kraft alleine schaffen. Dieses Denken haben sowohl in Warburg, als auch in anderen Ortschaften immer einige Leute. So sehr ich diesen Aspekt verstehe, mit diesem Grundsatz wollen wir nichts zu tun haben.

Es geht doch darum: Die umliegenden Ortschaften wird es als erste erwischen und letztlich holt es auch Warburg ein: Irgendwann wird es mit dieser Überzeugung kaum noch möglich sein, eine Mannschaft zusammen zu bekommen. Auch wenn wir in der Jugend ohne diese Zusammenschlüsse Mannschaften aufstellen könnten: Die Frage ist dann doch: Auf welchem Niveau spielen wir dann? Tun wir den Leuten dann nicht einen besseren Gefallen, wenn wir Stärken bündeln und je nach Leistungsklasse einteilen können? Meine Erfahrungen hieraus sind jedenfalls absolut positiv und ich kann diesen Trend nur befürworten.


»Ich muss Vertrauen in die Spieler haben«


Mit den Abgängen von Christian Rasche und Hendrik Dohmann verliert Warburg gleich zwei wichtige Spieler an den Nachbarn und Aufsteiger Borgentreich. Können diese Abgänge kompensiert werden?

Schonlau: Hendrik Dohmann hat in der vergangenen Saison eher auf der Bank gesessen. Für ihn stellte sich die Frage natürlich, wie seine Perspektive hier bei uns ist. In einem offenen Gespräch habe ich ihm seine Situation dargestellt und aufgezeigt, dass er einer von drei Torhütern ist und keine Einsatzgarantie bekommt - jeder soll eine Chance bekommen. Für ihn war dann naheliegend, wieder zu seinem Heimatverein zurückzugehen. Über die Qualität eines Christian Rasche müssen wir uns nicht lange unterhalten. Wir hätten ihn gerne behalten, jedoch hat Christian schnell entschieden zu seinem Heimatverein zurückzukehren.


In der ersten Runde des Kreispokals geht es nach Stahle. Zwei Wochen später startet die Liga mit einem Heimspiel gegen Barntrup. Wie sehr brennt die Mannschaft auf den Start?

Schonlau: Wir wollen uns in den Spielen für die gute Vorbereitung belohnen, das ist unser Ziel. Wenn uns das gelingt, haben wir da ganz gute Karten. Zum Ligastart wollen wir dann auch mit drei Punkten vom Platz gehen.


Stichwort: Vereinsfusion. Warburg 08 wird insgesamt wachsen, sowohl in Angebot als auch Mitgliederzahl. Das beruht auf der Zusammenlegung mit dem bereits jetzt sehr großen Warburger Sportverein. Wie wirkt sich das auf die Fußballabteilung aus?

Schonlau: Die Idee ist eigentlich die, dass die Sportangebote gebündelt werden und somit auch eine bessere Koordination der verschiedenen Abteilungen gewährleistet ist. Somit werden die Sportstätten zukünftig besser genutzt und Leerzeiten auf den Sportplätzen werden vermieden. Auch das Mitgliedswesen sollte durch die eingerichtete Geschäftsstelle profitieren. Der administrative Bereich wird durch hauptamtliche Mitarbeiter optimal betreut, zumal es ja auch immer schwieriger wird, hierfür Ehrenamtliche zu finden.

Ich glaube, dass die Bündelung der Kapazitäten eine große Chance bedeutet und von Erfolg sein wird. Doppelmitgliedschaften in verschiedenen Vereinen gehören dann auch der Vergangenheit an. Es ist damit auf dem kurzen Dienstweg möglich, dass beispielsweise unsere Fußballer mal einen Zumba-Kurs belegen. Herr Motyl hat uns bereits seine Zusammenarbeit angeboten. Dass der Vereinsname dabei untergeht ist zunächst vielleicht etwas fremd, doch in fünf Jahren wird da niemand mehr nach fragen, da bin ich sicher. Wenigstens haben wir schon einmal die gleichen Vereinsfarben, so dass sich bei den Trikots nichts ändern wird.

Aufrufe: 017.7.2017, 10:05 Uhr
Björn Krahn / Foto: Fupa HxAutor